Wesel. Vor dem Kaufhof Wesel hat die Belegschaft am Dienstag Unterschriften gegen eine mögliche Schließung gesammelt. Die Solidarität ist groß.

Viele Menschen in Wesel stehen hinter dem Kaufhof – das hat die Unterschriftensammlung eindrucksvoll gezeigt, die der Betriebsrat und Verdi am Dienstagmorgen organisiert haben. Trotz bitterer Kälte, feucht-kalten Wetters und sogar zwischenzeitlichen Schneetreibens haben sich viele Bürgerinnen und Bürger aufgemacht, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Unterstützung zu zeigen und mit ihrer Unterschrift ein Zeichen gegen eine mögliche Schließung der Weseler Filiale zu setzen.

Kaufhof in Wesel: Viele Menschen unterschreiben für den Erhalt

„Es läuft besser als erwartet“, befindet Martin Petig von Verdi, der vor dem Eingang des Warenhauses jeden Passanten per Mikro zum Unterschreiben auffordert. Schon eine gute Viertelstunde nach Beginn haben sich die ersten 100 Menschen in die Listen eingetragen, die die Gewerkschaft gesammelt an Galeria übergeben will. „Die Leute kommen, weil sie es gehört oder gelesen haben – einfach toll“, freut sich auch die Betriebsratsvorsitzende der Kauhof-Belegschaft Yvonne Weisenhaus.

Für viele der Unterschreibenden ist das indes eine Selbstverständlichkeit. „Ich habe hier immer alle Karnevalskostüme gekauft, der Kaufhof soll hier bleiben“, findet zum Beispiel Birgit Claas, nachdem sie unterzeichnet hat. „Wenn der Kaufhof weg ist, ist Wesel tot“, ist sie sicher. Und auch ihr Mann Olaf rechnet mit „ernsten Problemen“ für die Innenstadt, sollte die Warenhauskette ihre Filiale hier schließen.

Das ist derweil noch ungewiss. Weder ist bislang klar, wie viele noch welche Standorte im Zuge der Insolvenz geschlossen werden. Noch im Dezember war von 90 der 131 Standorte die Rede, zuletzt waren 60 im Gespräch. Die Frage, ob der Weseler Kaufhof dabei ist oder nicht, zermürbt die Beschäftigten seit Monaten. „Eigentlich hatte man uns gesagt, wir kriegen die Entscheidung Mitte Januar“, beklagt die Betriebsratsvorsitzende Yvonne Weisenhaus. „Manchmal ist es besser, man weiß was kommt.“ Schließlich geht es für die rund 50 Beschäftigten am Standort Wesel (und rund 17.000 bundesweit) um nicht weniger als ihren Lebensunterhalt.

Klare Meinung: „Der Kaufhof gehört zu Wesel“

Die Solidarisierung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist für viele der Weselerinnen und Weseler ein ausschlaggebender Punkt. „Hier sind ja teilweise Verkäuferinnen, die kennt man schon seit Jahren“, sagt auch Rosemarie Schleking, die sich gemeinsam mit ihrem Mann extra auf den Weg zur Hohen Straße gemacht hat, um hier zu unterschreiben. „Der Kaufhof gehört zu Wesel“, findet sie. Aber auch Sorge um Einkaufsmöglichkeiten treiben die Seniorin um: „Wir sind die Generation, die nicht im Internet bestellt“, erinnert sie und lobt die Beratung in den einzelnen Abteilungen, das schließlich von Geschirr bis Kleidung fast alles anbietet.

Aus dem gleichen Grund unterschreibt auch Rhahim Berisha gerne: „Für die, die nicht mobil sind, ist der Kaufhof wichtig“, betont er. Hat aber, wie so viele Unterschreibende, auch eine emotionale Beziehung an das Haus: „Ich wohne seit 1989 hier. Der Kaufhof ist ein Markenzeichen von Wesel“, befindet er.

Unterstützung für den Kaufhof kommt aber nicht nur von Bürgerinnen und Bürgern. Auch die SPD-Fraktion stellt sich an diesem unwirtlichen Morgen Schulter an Schulter mit den Mitarbeitern, einige helfen sogar aktiv beim Unterschriftensammeln. Und einen besonderen Schub erfährt die Aktion, als gegen 10.30 Uhr die Streikenden des öffentlichen Dienstes auf ihrem Protestzug durch die Innenstadt vorbei kommen. Mit Fahnen, Pfeifen und Regenschirmen sind sie eigentlich auf dem Weg zur Sparkasse, wo eine Kundgebung stattfinden soll, doch natürlich bleiben viele von ihnen stehen, um die Kaufhof-Mitarbeiter mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.