Wesel. Zum zweiten Mal gab es am Samstag „Comedy trifft Schlager“ in Wesel-Büderich. Warum die Veranstaltung ein echter Geheimtipp für Comedy-Fans ist.

Als rundum gelungener Comedy-Abend präsentierte sich das Event „Comedy trifft Schlager“ im Büdericher Festzelt auf dem Marktplatz. Nach dem Grünkohl-Essen des Heimatvereins am Freitag und vor dem Büttenabend der Junggesellen am Sonntag hatte das noch junge, zum zweiten Mal gespielte Format am Karnevalssamstag zwar einen denkbar schwierigen Termin, schaffte es aber dennoch, mehr als 260 Besucherinnen und Besucher anzuziehen.

Sie konnten hier ein Programm erleben, das im Weseler Raum seinesgleichen sucht. Humor ist bekanntlich eine vielfältige Sache, dennoch hat Organisator Frank Braem vom Büdericher Bürgerverein es geschafft, drei Künstler für den Abend zu gewinnen, die Lustigkeit auf so unterschiedliche Art interpretieren, dass wohl für jeden Geschmack etwas dabei war.

Bauchredner mit vielen Pointen

Besonders pointenreich brillierte Bauchredner Tom Becker auf der Büdericher Bühne. Er hatte gleich drei Figuren im Gepäck: Mal teilte er mit einem leicht neurotischen Donut eine Vorliebe für Flachwitze („Wie pflanzt ihr euch fort?“ – „Kreisverkehr“), diskutierte mit der irokesentragenden Ratte Konstantin Opel dessen Leben auf einem Hausboot in der Berliner Kanalisation: „Die Miete ist günstig, aber die Aussicht ist Scheiße“ – und zauberte zu guter Letzt ein äußerst unkooperatives Kaninchen aus dem Hut, das gar keinen Hehl daraus machte, wie ungern es Teil von Beckers Show ist. Nach einer verpatzten Karriere als Osterhase und Versuchskaninchen aber gar keine andere Wahl hatte – sonst hätte das Arbeitsamt die Sozialmöhren gestrichen.

Beckers Humor ist ein leichter, unverfänglicher, mit hoher Pointendichte und ohne politische Zwischentöne. So verwundert es nicht, dass er an diesem Abend die meisten Lacher erntete und sich gleich nach dem Auftritt schon auf den Weg zur nächsten Bühne machte.

Das schwierige Alter zwischen 30 und 90

Ganz anders da der Auftritt David Werkers. Dieser war in den späten 00er- und frühen 2010er-Jahren als lustiger Germanistik-Student mit entsprechender Themenauswahl bekannt geworden, befindet sich mittlerweile aber „in dem schwierigen Alter zwischen 30 und 90“, was er nun humoristisch verarbeitet. „Die Kleinigkeiten haben sich verändert“, hält Werker fest, früher habe er sich nachts heimlich zu Partys geschlichen, heute schleicht er sich heimlich von den Partys nach Hause – „weil das Bett ruft.“

Zugleich war er der einzige der Künstler, der den Auftrittsort thematisch aufgriff. Mit der Linie 67 sei er angereist, erzählte er, was schon reicht, um Büdericher zum Lachen zu bringen, sind die schlechten ÖPNV-Anbindungen doch weitbekannt. In dem Bus habe er auch endlich diese seriösen Menschen gefunden, nach denen er sein ganzes Leben gesucht habe. Er selbst zählt sich nicht dazu, bewahrt sein inneres Kind und präsentierte dazu passend einen philosophisch angehauchten, zuweilen regelrecht nachdenklichen Coming-of-Age-Humor.

Brachiale Direktheit und englischer Humor

Eindeutig weniger feinsinnig war da Johnny Armstrong. Vor allem sich selbst zieht der Brite gern durch den Kakao, etwa wenn er über seinen Bart spricht oder seinen Akzent: „Ich bin Engländer, nicht dass ihr denkt, ich bin sprachbehindert.“ Der Kultur-Clash ein wiederkehrendes Motiv in seinem Programm, zum Beispiel, wenn er deutsche Wurstwaren betrachtet: Begeistert zeigte er sich von Teewurst („Fusionsküche!“) und nachdenklich über Bierschinken: „Ich glaube Bierschinken wird nur hergestellt, um Muslime zu provozieren.“

Allerdings zielen Armstrongs Witze mit brachialer Direktheit immer wieder auch unter die Gürtellinie – was sich im Publikum durch weniger laute Lacher, dafür häufiger verschämtes Kichern äußerte. Zwei Besucher verließen sogar ihre Plätze noch während der Brite auf der Bühne stand. Ob er das gesehen hat ist unklar, einen passenden Abschluss-Gag hatte Armstrong aber parat: „Leute, das ist englischer Humor. Wenn er euch nicht gefällt, hättet ihr den Krieg gewinnen sollen.“

Zauberhafte Moderation vom lokalen Künstler

Eingebettet waren die drei Künstler-Auftritte in die Moderation von Phil Schmitz und die war im wahrsten Sinne des Wortes zauberhaft: Beginnend mit einer kleinen Palmage, steigerte er seine Zaubertricks von Auftritt zu Auftritt, zeigte auch eine beeindruckende Entfesselungsnummer und ein eher humoristisches Stück Mentalmagie. Dass er außerdem in Wesel geboren und in Alpen-Veen aufgewachsen ist, machte ihn zur perfekten Wahl, um durch die Veranstaltung zu führen. Und diese hat – insgesamt betrachtet – durchaus das Potenzial, zu einem Geheimtipp für Comedy-Fans zu avancieren, sollte sie sich etablieren.