Moers. Beim Internationalen Comedy Arts Festival am Sonntag ist auch Comedian David Werker dabei. Im NRZ-Interview spricht er über Kunst und Corona.

Das Internationale Comedy Arts Festival in Moers am kommenden Sonntag ist für Comedian David Werker ein echtes Highlight. Wie sehr ihm und seiner Zunft die Corona-Pandemie zu schaffen macht und warum der ehemalige Dauerstudent jetzt „plötzlich seriös“ ist, darüber sprach er am Mittwoch im Niederrhein-Leserladen mit Matthias Alfringhaus (NRZ).

Woran haben Sie im März gemerkt, dass sich grundlegend etwas ändert?

David Werker: Es war Freitag, der 13. März, und dann war alles anders. Plötzlich bin ich im Autokino vor Autos aufgetreten. Die Lichthupe stand für Applaus und die Scheibenwaschanlage für Tränen lachen. Auch das hat geklappt, und es wird mir immer in Erinnerung bleiben. Trotzdem lebt Comedy natürlich vom akustischen Feedback. Deshalb freue ich mich auch sehr, beim Comedy Arts dabei zu sein.

Wie ist Ihre aktuelle Situation?

Gut. Ich bin froh, dass etwas passiert. Die Comedybranche ist ohnehin sehr kreativ, das kann man auch in der Corona-Zeit merken. Wir wehren uns, durch die Krise ist der Zusammenhalt weiter gewachsen. Wenn man Loriot leicht abgewandelt zitieren möchte, könnte man sagen: Ein Leben ohne Kultur ist möglich, aber sinnlos.

Moers- Comedian David Werker zu Gast im NRZ-Leserladen

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    Taugt Corona eigentlich als Comedy-Thema?

    Unbedingt. Manchmal kann man gar nicht so schnell nacharbeiten, wie die Absurditäten passieren. Oft reichen allein schon Beobachtungen im Alltag, wie etwa bei den Maskenverweigerern. Mein Vorschlag ist ja eine Maske aus Geldscheinen, da hat man dann immer das Bußgeld schon dabei.

    Was sagen Sie zum Comedy Arts Festival in Corona-Zeiten?

    Na ja, wir Künstlerinnen und Künstler legen uns da gewissermaßen ins gemachte Nest. Das ist ein gutes Gefühl, aber vorher haben natürlich bei den Veranstaltern die Köpfe geraucht. Es ist sicher nicht einfach, das Festival so hinzubekommen, dass auch Gäste in die Halle können. Die Vorbereitungen liefen ja schon in einer Zeit, in der noch gar nicht absehbar war, dass man mit Publikum vor Ort planen kann. Deshalb ist es schon klasse, dass Betti Ixkes und das Comedy-Arts-Team das gefährdete Projekt realisiert haben.

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    Ihr neues Programm heißt „Plötzlich seriös“. Was ist passiert?

    Die Frage habe ich mir auch gestellt. Um mich herum haben plötzlich viele Kinder bekommen, ich habe dagegen bisher drei Leben als Zehnjähriger durchlebt. Neulich hat mich eine Mutter gefragt, ob ich keinen Kinderwunsch habe. Doch habe ich: ich will Astronaut werden. Auf jeden Fall habe ich mir jetzt eine Erwachsenentarnung angelegt und starte mit dem neuen Programm durch.

    Vermissen Sie den Dauerstudenten in Ihnen?

    Mit der Rolle des Dauerstudenten hatte ich mich angefreundet und das Klischee lange aufrecht erhalten. Jetzt ist es aber an der Zeit, sich davon zu lösen und neue Wege zu gehen.

    Zur Person

    David Werker (36) ist Kabarettist und Buchautor. 2012 hat er den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer erhalten. Bekannt geworden ist er in der Rolle des Dauerstudenten, unter anderem mit dem RTL-Soloprogramm „Morgens 15.30 Uhr in Deutschland“. Sein neues Programm heißt „Plötzlich seriös“. Am Sonntag, 20. September tritt er beim Internationalen Comedy Arts Festival in Moers auf.

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    Das 44. Internationale Comedy Arts Festival

    Das Internationale ComedyArts lädt diesmal ins „Kulturschutzgebiet“ in der Enni-Eventhalle in Moers. Am Sonntag, 20. September, geht die Special Edition unter besonderen Coronaschutzbedingungen über die Bühne.

    Statt des gewohnten viertägigen Festivals gibt es einen Comedy-Marathon in drei eigenständigen Programme: Biotop 1 (15 bis 16.30 Uhr) steht unter dem Motto „Nachmittags in freier Wildbahn“, Biotop 2 (17.45 bis 19.15 Uhr) zeigt „Geschützte Arten der Dämmerung“, und in Biotop 3 (20.30 bis 22.10 Uhr) zeigen sich nicht nur Comedians „Nachtaktiv im Rampenlicht“.

    Ganz wichtig: Tickets für die drei „Biotope“ gibt es ausschließlich im Vorverkauf. Jedem Ticket ist ein fester Sitzplatz zugeordnet. So ist die Kontaktnachverfolgung gewährleistet. Das Hygieneschutzkonzept sieht außerdem unter anderem das Tragen einer Maske im Innenraum, einen Mindestabstand von eineinhalb Metern und Handdesinfektion vor. Die Tickets gibt es für 20 / 22 Euro pro „Biotop“ bei Adticket (www.adticket.de). Das Jugendsparticket kostet pro Timeslot 14 bzw. 16 Euro (ggf. zuzüglich Service- und Versandkosten).

    Außerdem gibt es nach jeder Pause quasi einen Neustart: Die Akteurinnen und Akteure auf der Bühne wechseln, das Publikum ist neu, die Luft in der Halle ausgetauscht und das Interieur desinfiziert. Zeitgleich wird das Live-Programm über die Homepage www.comedyarts.de gestreamt.

    Bevölkert wird das Naturschutzgebiet von prominenten Vertretern der humoristischen Gattung wie Thomas Nicolai oder Hennes Bender, von standorttreuen Exemplaren wie Helmut Sanftenschneider oder Waltraud Ehlert, aber auch von Neuentdeckungen wie Men in Back oder Mackefisch.