Wesel. Mit Hilfe des OP-Roboters wurden im Evangelischen Krankenhaus 2500 Eingriffe durchgeführt. Warum das Team von der neuen Technik überzeugt ist.

Vor dreieinhalb Jahren war der neue dreiarmige „Kollege“ im OP-Saal am Evangelischen Krankenhaus noch eine Besonderheit in der Region. Inzwischen gibt es einige OP-Roboter in umliegenden Kliniken. Im EVK ist „Robby“ längst eine geschätzte Fachkraft bei allen Arten von Bauchoperationen geworden. „Ein Quantensprung“, sagt Chefarzt Dr. Olaf Hansen und zieht nach 2500 Operationen ein positives Fazit: „Der große Vorteil ist das ermüdungsfreie, präzise und für den Patienten noch sicherere Arbeiten.“

Der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie kann ebenso wie die Oberärzte Dr. Marc Maaß und Dr. Vivianda Menke eine Reihe von Vorteilen des Systems aufzählen. Das Risiko, Gewebe bei der OP zu verletzen, sinkt deutlich. Durch die schonenden, minimalinvasiven Eingriffe sind Patientinnen und Patienten schneller wieder auf den Beinen.

Patienten sind nach Roboter-Operation schneller auf den Beinen

Das bestätigt auch Monika Roes, die lange Zeit unter einem Riss im Zwerchfell mit ernsthaften Folgen litt. Dadurch verschob sich der Magen nach oben, verdrehte sich und wurde eingeklemmt, die Speiseröhre trat in den Bauchraum. Die Folge: Schmerzen und häufiges Erbrechen. Im April ging dann gar nichts mehr, selbst Wasser konnte sie nicht mehr zu sich nehmen. Die Operation brachte einen „fulminanten Erfolg“, berichtet Monika Roes: „Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Selbst direkt nach der Notfall-Operation hatte sie kaum Schmerzen und erholte sich rasch. Mit Hilfe eines Roboters operiert zu werden, mag für manchen Patienten zunächst beängstigend klingen. „Ich kann nur jedem raten, den Schritt zu gehen.“

Nach solchen größeren Operationen rechne man eigentlich mit einer Verweildauer im Krankenhaus von 14 Tagen, schildert Chefarzt Hansen. „Jetzt planen wir mit drei Tagen.“ Mit dem Roboter lassen sich Operationen ohne große Schnitte durchführen, die so vorher nicht möglich waren. Denn die drei Arme des Gerätes können Bewegungen ausführen, die zwei Chirurgenhände nicht beherrschen und arbeiten dabei auch bei längerer Belastung gleichbleibend präzise.

Was das bedeutet, führen Dr. Olaf Hansen und Dr. Marc Maaß im OP an einem künstlichen Patienten vor. Halten sie die Instrumente mit den Händen, sieht man in der Vergrößerung auf dem Monitor ein deutliches Wackeln. An den Roboterarmen befestigt, lassen sich die Instrumente ganz ruhig führen.

Bedient wird der Roboter von einer Konsole im OP-Saal aus. In 16-facher Vergrößerung und dreidimensional haben die geschulten Operateure auf dem Monitor das Operationsfeld im Blick und können die feinen Instrumente mit nur drei Millimeter dünnen Spitzen exakt steuern.

Das ermüdungsfreie Arbeiten ist für die Chirurgen ein großer Vorteil, gerade bei längeren oder mehreren Operationen. Der Stress für den Mediziner ist durch das ruhigere Arbeiten abseits vom OP-Tisch und ohne körperliche Anstrengung um ein Vielfaches reduziert, erklärt Dr. Hansen. Auch ein wichtiger Aspekt für ihn: Der Roboter bietet ein sogenanntes „haptisches Feedback“. Das bedeutet, der Operateur spürt, welche Kräfte bei der OP auf das Gewebe einwirken, auch das macht den Eingriff schonender für den Patienten.

Großes Interesse auch in der Fachwelt

Das Interesse an dem System ist auch in der Fachwelt groß: Das EVK ist zum Referenzzentrum für die Robotic-Chirurgie geworden. Ärztinnen und Ärzte aus dem In- und Ausland hospitieren in Obrighoven, Operationen werden sogar per Livestream auf Chirurgenkongresse übertragen. Die Kosten eines solchen Roboters, weiß Dr. Hansen, sind allerdings keine Kleinigkeit: Zwei Millionen Euro hat das Weseler Krankenhaus investiert. Für das EVK-Team ist aber klar: Die Anschaffung hat sich gelohnt.

Der OP-Roboter kommt bei vielen Operationen auf dem Gebiet der Bauchchirurgie zum Einsatz: Das EVK setzt ihn für Operationen bei Sodbrennen und Zwerchfellbruch ein, bei Darmkrebsoperationen, bei Leisten- und Narbenbrüchen, Gallensteinen sowie bei gynäkologischen Eingriffen.