Wesel. Das Krankenhaus hat als zweite Klinik in Deutschland das innovative Gerät angeschafft. Patienten sollen damit schonender operiert werden.
Zugegeben, auf den ersten Blick wirkt der neue Kollege etwas gewöhnungsbedürftig mit seinen bis zu vier künstlichen Armen. Doch das Evangelische Krankenhaus (EVK) ist mächtig stolz auf den Neuzugang, der liebevoll „Robby“ genannt wird. Denn der digitale OP-Assistent kann vieles, was der Chirurg mit seinen menschlichen Händen nicht kann: Er meistert die Manöver bei Eingriffen auf engstem Raum mit großer Präzision und völlig ohne Ermüdungserscheinungen. Oder führt mit den Instrumenten Bewegungen aus, bei denen dem Kollegen Mensch natürliche Grenzen gesetzt sind.
Gesteuert wird das System dennoch von einem echten Mediziner, der sein Operationsfeld über einen Bildschirm dreidimensional und in 16-facher Vergrößerung im Blick hat. Mit dem OP-Roboter ist das EVK deutschlandweit Vorreiter, berichtet Geschäftsführer Rainer Rabsahl stolz. Operationen lassen sich nun sicherer und deutlich schonender für den Patienten ausführen.
Weseler Krankenhaus hat zwei Millionen investiert
Bisher gibt nur noch ein zweites Gerät in Siegen, weltweit sind erst 25 im Einsatz. Daher werde das EVK Referenzzentrum für den OP-Roboter, berichtet Rabsahl. Zwei Millionen Euro hat das Krankenhaus für die neue Technologie investiert, die nun seit drei Wochen im Einsatz ist.
Bisher sind drei Ärzte des EVK im Umgang mit „Robby“ geschult. Chefarzt Dr. Olaf Hansen und seine Oberärzte Dr. Vivianda Menke und Dr. Marc Maaß haben sich in Mailand ausbilden lassen. Wie ein Eingriff mit Hilfe des OP-Roboters aussieht, demonstriert der Chefarzt im OP-Saal: Der Chirurg sitzt an einer Konsole ein Stück entfernt vom OP-Tisch und steuert von dort die Instrumente.
OP-Roboter lässt sich vom Arzt präzise steuern
Einer der Arme liefert mit der Kamera die Bilder. Mühelos und präzise kann der Arzt die Operationsarme steuern. Selbst feine Strukturen wie kleinste Nerven werden gut sichtbar dargestellt, so Dr. Hansen. Die Kamera kann er mit den Augen steuern, die Instrumente mit Händen und Füßen.
Der Vorteil für den Patienten: Eingriffe können mit kleinen Schnitten als so genannte Schlüssellochoperationen durchgeführt werden - auch dort, wo sonst noch größere Schnitte erforderlich waren. „Der Roboter hat immer Geduld und Kraft, er zittert nicht“, berichtet Vivianda Menke. Er misst auch, ob der Druck auf das Gewebe zu groß wird.
Digitaler OP-Assistent ist bei vielen Operationen einsetzbar
Eingesetzt werden kann der OP-Assistent bei vielen Arten von Eingriffen: Von Gallenblasen- und Leisten- bis hin zu Darmoperationen zum Beispiel. Und auch in der Krebsbehandlung ist das Gerät hilfreich: Die drei Millimeter dünnen Instrumente können auch kleinstes Tumorgewebe entfernen. Chefarzt Dr. Hansen ist von der Neuanschaffung schon nach den ersten Operationen überzeugt, für ihn ist sie ein „Meilenstein“. Geschäftsführer Rainer Rabsahl geht davon aus, dass Kollege Robby in den ersten beiden Jahren jeweils um die 240 Mal zum Einsatz kommt –auch für ihn ist klar: Die Anschaffung bringt ganz neue Möglichkeiten in den OP.