Wesel . Dr. Olaf Hansen, Chefarzt der Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus in Wesel, ist Experte in Sachen Leistenbruch-Operation mit neuen Methoden.

Der Leistenbruch ist das häufigste chirurgische Leiden. Dabei denken die meisten bei Brüchen wohl eher an Arme und Beine. Dr. Olaf Hansen beschäftigt sich seit fast 30 Jahren mit dem Thema.

Bereits seit 1990 ist Dr. Olaf Hansen Chirurg und hat in seinen fast 30 Jahren Berufserfahrung über 1500 Leistenbrüche operiert. „Als ich angefangen habe, war der Leistenbruch die erste Operation, die man nach dem Studium durchführen durfte. Mittlerweile braucht man mehr Erfahrung dafür“, erklärt der Leiter der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Evangelischen Krankenhaus, wo er seit 2003 tätig und seit 2006 „Chef“ ist. Früher wurde der Leistenbruch mit einem relativ groben Schnitt operiert, heute werden die meisten Operationen minimal-invasiv durchgeführt. Dabei gibt es für die Chirurgen immer wieder Fortbildungen, um die Operationsmethoden zu optimieren.

In Wesel gibt es das Hernienzentrum

Der Leistenbruch ist sogar das häufigste chirurgische Leiden überhaupt. „Durchschnittlich treten in Deutschland jährlich 200.000 Leistenbrüche auf“, berichtet Dr. Hansen, in Wesel hätten im vergangenen Jahr 550 Bruchoperationen stattgefunden. Dr. Marc Maaß, seit 2015 Oberarzt am EVK und zuständig für das Hernienzentrum, das sich mit allen Bruchoperationen im Bauchbereich beschäftigt, ergänzt, dass es weltweit jährlich 20 Millionen Leistenbrüche gebe. „Es heißt, dass 37 bis 45 Prozent aller Männer mindestens einmal in ihrem Leben von einem Leistenbruch betroffen sind, bei den Frauen sind es nur fünf bis sechs Prozent“, ergänzt Dr. Maaß.

Risiko ist eine akute Einklemmung

Das sei anatomisch bedingt. „Durch die Ausbildung des Hodensacks und des Samenstrangs ist bei Männern bereits eine präformierte Öffnung vorhanden“, erläutert Dr. Maaß. Bei einem Leistenbruch dringen Bauchorgane durch eine Schwachstelle in der Bauchdecke vor, was sich von außen durch Schmerzen und eine kugelige Vorwölbung bemerkbar macht. Das Risiko dabei ist neben den Schmerzen die akute Einklemmung, die eine Notfalloperation erforderlich macht. Wenn dabei der Darm beeinträchtigt ist, muss dieser ebenfalls operiert werden. Da ein unbehandelter Leistenbruch nicht von selbst verschwindet und auch nicht besser wird, ist eine Operation unumgänglich.

Ursachen für einen Leistenbruch

Als Operationsmethoden wendet das EVK maßgeschneidert für jeden Patienten und jede Art des Leistenbruchs verschiedene OP-Methoden an. Dabei gibt es die herkömmliche OP-Technik mit Schnitt, die sogenannte „Schlüssellochtechnik“ und die Einlage eines Kunststoffnetzes bei großen oder wiederkehrenden Brüchen. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt ist das Problem beseitigt. „Die Operationen dauern in der Regel eine bis anderthalb Stunden und nach zwei Tagen können die Patienten wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Nach zwei Wochen sollten die meisten berufstätigen Menschen wieder ins Berufsleben zu integrieren sein“, erörtert Dr. Hansen.

Es gibt mehrere Ursachen

Die Ursachen eines Leistenbruchs sind unterschiedlicher Natur. Häufig liegt bei Patienten eine Störung im Collagenstoffwechsel oder eine Bindegewebeschwäche vor. Darüber hinaus führen Verstopfung oder starkes Übergewicht auch des öfteren zu Leistenbrüchen. „Manchmal ist es auch eine genetische Veranlagung. Es bildet nicht jeder Mensch gleich viel Collagen. Bei der Geburt hat fast jedes Kind einen kleinen Nabel- oder Leistenbruch, aber bei den Meisten wird er von vornherein schnell zugemacht“, verrät Dr. Hansen.

Häufig tritt der Leistenbruch beidseitig auf

„Vom Alter der Patienten her ist es ziemlich unterschiedlich. Da kann man schwierig festlegen, wann ein Leistenbruch am häufigsten auftritt“, räumt Dr. Maaß ein. Was allerdings recht häufig vorkommt, ist ein beidseitiger Leistenbruch. „Wir untersuchen von vornherein beide Seiten und die Patienten freuen sich auch, wenn beide Seiten sofort versorgt werden“, stellt Dr. Hansen dar. „Der Leistenbruch ist ein uraltes Krankheitsbild, wobei die meisten bei Brüchen ja eher an Knochen und nicht an Bindegewebe denken“, meint der Fachbereichsleiter. „Wenn die Patienten rechtzeitig zur Untersuchung gehen, können wir eine relativ schonende Operation durchführen“, rät Dr. Hansen.

Hernienpatienten werden im Vorfeld der Operation in die Spezial- Hernien – Sprechstunde einbestellt. Hier wird der Bruch des Patienten exakt diagnostiziert und genauestens untersucht. Danach wird individuell für jeden Patienten ein OP Plan mit der für ihn am besten geeigneten Methode ausgewählt – immer öfter die MILOS-Operation.

Neuste OP-Technik im Einsatz

Diese innovative OP-Technik kommt als neueste, schonende Technik seit einem Jahr am Evangelischen Krankenhaus zum Einsatz. Hierbei werden Kunststoffnetze über sehr kleine Schnitte außerhalb der Bauchhöhle zwischen Bauchfell und tragender Bauchwand eingesetzt, so dass eine Verwachsung mit dem Darm ausgeschlossen ist. Gerade dieses minimal invasive Verfahren unter Umgehung der sonst noch gebräuchlichen Bauchspiegelung benötigt eine besondere Expertise der Hernienchirurgen am EVK.

>> SPEZIALISTEN AM NRZ-TELEFON

Für Interessierte bietet die NRZ Wesel eine Telefonaktion am kommenden Mittwoch, 6. März, von 17 bis 18 Uhr unter den beiden Telefonnummern 0281/ 3387437 und 3387430. NRZ-Leser können am Telefon die Mediziner um Rat und Auskunft bitten. Auch Fragen ohne Nennung des Namens sind möglich.

Die Gesprächspartner am NRZ-Telefon sind die Hernienspezialisten Dr. med. Olaf Hansen, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Klinik für minimal invasive und onkologische Chirurgie, und der Geschäftsführender Leiter des Hernienzentrums Wesel am Evangelischen Krankenhaus, Dr. med. Marc Maas.