Wesel. Krankheitsbedingte Personalausfälle und viele Patienten sorgen für Engpässe in Pflegeheimen und Krankenhäusern. So ist die Lage in Wesel.

Krankenhäuser ächzen, weil so viel Personal erkrankt und die Zahl der Patienten groß ist – und auch in den Seniorenheimen ist die Lage nicht besser: „Der Krankenstand ist so hoch wie noch nie“, sagt der stellvertretende Leiter der Pro-Homine-Senioreneinrichtungen, Wilhelm Rohde. Und auch das gehört zum Problem: „Die Mitarbeiter haben in der Vergangenheit alles gegeben. Einige können einfach nicht mehr.“ Das Tagesgeschäft sei derzeit, die ausreichende Besetzung zu organisieren, so Rohde.

Neun Seniorenheime betreibt die Pro Homine, darunter das Nikolaus-Stift, das Martinistift und das St. Lukas in Wesel. Die Einrichtungen helfen sich untereinander aus, Mitarbeiter springen an freien Tagen ein, Teilzeitkräfte arbeiten vorübergehend mehr. Zusätzlich engagiert der Träger externe Fachkräfte. Das Problem dabei: „Bis zum 30. Juni hatten wir einen Rettungsschirm“, erklärt Rohde. Wegen der Pandemie konnten die Heime Kosten für zusätzliches Personal abrechnen, das gehe nun nicht mehr.

Die Neuregelung der Testpflicht für Seniorenheim-Besucher sieht Rohde gelassen: Ab dem 23. Dezember müssen Gäste keinen negativen Bürgertest mehr vorlegen. Sie sind lediglich verpflichtet, einen Selbsttest durchzuführen. Für den Zutritt reicht die mündliche Auskunft. Sorge um steigende Coronainfektionen hat Wilhelm Rohde nicht: „Unsere Mitarbeiter führen ja auch Selbsttests durch.“

Die Krankheitsfälle betreffen alle Bereiche der Pro Homine, also auch das Marien-Hospital, so Sprecher Gerd Heiming: „Aktuell liegt die Quote der erkrankten Mitarbeitenden im gesamten Unternehmen deutlich höher als üblich. Dies ist insbesondere auf eine zunehmende Zahl von Coronainfektionen sowie auf die allgemeine Welle von Erkältungskrankheiten sowie Magen-/Darmerkrankungen zurückzuführen.“ Es gebe auch viele infektionskranke Patienten. Aber: „Die Versorgung ist gesichert.“ Operationen werden in der Regel durchgeführt, heißt es. In Einzelfällen kann es dazu kommen, dass planbare Eingriffe verschoben werden müssen.

EVK fordert weiter belegbaren Test für Seniorenheim-Besuche

Im Evangelischen Krankenhaus und seinen Seniorenheimen (Altenheim am Willibrordiplatz, Kiek in den Busch, Christopherus-Haus Hamminkeln) arbeitet das Personal ebenfalls am Limit. Von einer extrem angespannten Situation berichtet Sprecherin Maren Esser, rund 100 Kräfte von insgesamt 1400 Angestellten in allen Betriebsbereichen fehlen. „Das EVK spricht den Mitarbeitern seinen großen Dank für ihr Engagement aus.“ Alle geplanten Operationen könnten durchgeführt werden, die Versorgung sei auf den Stationen und in den Heimen gewährleistet.

Umso unverständlicher ist es für die Fachleute, dass jetzt die Regeln für Pflegeheim-Besuche gelockert werden. Das EVK hat sich entschlossen, von seinem Recht Gebrauch zu machen, andere Zugangsregeln anzuwenden. So werden Besucher des Heimes Kiek in den Busch gebeten, weiter das Testzentrum am EVK zu nutzen. Für die anderen Heime gilt: Besucher erhalten vor Ort einen Test, um direkt einen Selbsttest durchzuführen, damit das Ergebnis belegbar bleibt. Esser: „Wir wollen größtmögliche Sicherheit.“

Caritasdirektor: Mitarbeiter gehen auf den Felgen

„Die Mitarbeiter gehen auf den Felgen“, seufzt Caritasdirektor Michael van Meerbeck mit Blick auf die stationäre und ambulante Pflege des Verbandes Wesel/Dinslaken. Im St.-Ludgerus-Haus in Wesel war vor einigen Wochen regelrecht „Land unter“: Die Küche musste geschlossen und für die Reinigung auswärtige Kräfte engagiert werden, Kräfte aus anderen Bereichen des Verbandes halfen aus, weil so viel Personal fehlte. Nun ist die Lage etwas besser, aber immer noch schwierig. „Ich kann mich vor meinen Mitarbeitern nur verneigen“, so van Meerbeck. „Sie tun, was sie können.“ Um die Situation in der Pflege grundsätzlich zu verbessern, hat der Caritasverband 35 Fachkräfte aus den Philippinen engagiert, 14 sind schon da und auch im Ludgerus-Haus im Einsatz.