Wesel. Beim Nachfolger der Niederrheinhalle spricht sich Veranstalter Moritz Hußmann für eine größere Variante aus. Sonst würde Wesel abgehängt.

In Wesel gibt es eindeutig einen Bedarf für den Neubau einer Stadthalle. Das hat das Beratungsunternehmen Cima aus Köln in seiner Analyse festgestellt, die im Dezember der Politik vorgestellt wurde. Viele Fragen sind allerdings noch offen: Wie groß soll der Nachfolger der Niederrheinhalle werden? Mit welchem Modell soll sie betrieben werden? Nicht zuletzt: Wie viel Geld ist die Stadt bereit, jährlich in die Unterhaltung zu stecken? Im März wird sich der Stadtrat unter anderem mit diesen Fragen beschäftigen.

Vor allem die Größe der künftigen Halle könnte noch zu einem Streitpunkt werden. Die Berater hatten zwei Varianten vorgestellt: eine Location mit 800 Plätzen oder eine mit 1200 Plätzen. Das Unternehmen selbst empfahl der Politik im Haupt- und Finanzausschuss die kleinere Version.

Niederrheinhalle in Wesel: Welche Variante macht mehr Sinn?

Kritik an dieser Empfehlung kommt aus der lokalen Veranstaltungsbranche. „Aus meiner Sicht geht es unter 1200 Zuschauern nicht“, sagt Moritz Hußmann von der Weseler Eventagentur. „Sonst kommen gewisse Künstler überhaupt nicht mehr in die Stadt.“ Er hält die kleinere Variante für „rausgeschmissenes Geld“, Wesel würde von der Konkurrenz in der Umgebung abgehängt werden.

Hußmann ist bekanntlich in der SPD aktiv und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Partei im Stadtrat. Sein Fraktionschef Ludger Hovest hatte sich vor einigen Wochen öffentlich für eine kleinere Halle ausgesprochen. „Das ist nicht die Meinung der SPD“, sagt Hußmann. Die Sozialdemokraten wollen sich zunächst intern beraten, bevor sie eine Position einnehmen, betont der Stellvertreter.

Mit der Größe der künftigen Halle hängen auch die Kosten zusammen. Während die Berater bei 800 Plätzen mit Baukosten von knapp 20 Millionen Euro rechnen, wären es bei einem Fassungsvermögen von 1200 Zuschauer und Zuschauerinnen 25 Millionen Euro – mindestens. In ihrer Berechnung gehen sie zudem davon aus, dass die Stadt jährlich rund 1,2 Millionen Euro zuschießen müsste bei der kleinen Variante, etwa 1,6 Millionen Euro bei der größeren.

Beratungsunternehmen rechnet mit bis zu 190 Veranstaltungen

Bis zu 190 Veranstaltungen im Jahr halten die Berater für möglich, das wären mehr als dreimal so viele, wie 2019 in der alten Halle über die Bühne gegangen sind. Schwerpunkte wären Konzerte und Comedy-Auftritte, Kongresse und Tagungen, Spezialmärkte sowie lokale Veranstaltungen wie Schützenfest, Karnevalssitzungen oder die Eselordenverleihung.

Speziell über den Bedarf vor Ort haben die Cima-Experten für ihre Analyse mit 53 Vereinen, Institutionen und Unternehmen aus Wesel und der Umgebung gesprochen. Neben einem großen Saal besteht demnach eine Nachfrage für kleine Räumlichkeiten, in denen maximal 150 Menschen Platz finden. Von den 151 Events, die laut der Analyse von lokalen Veranstaltern durchgeführt werden könnten, wären mehr als ein Drittel in dieser Größenordnung geplant. Aus Sicht von Moritz Hußmann bräuchte es keine kleineren Räume in der neuen Halle: „Davon gibt es in Wesel genug.“