Schermbeck. Die Fronten verhärten sich: Der Planungs- und Umweltausschuss sprach sich einstimmig gegen mögliche Trassen aus – verbunden mit einer Drohung.

Die bisher noch eher dezent geäußerten Vorbehalte gegen die geplante Wasserstoffleitung Dorsten–Duisburg-Hamborn (DoHa) sind nun verschärft worden. Konkret geht es zwei Überlegungen, bei denen die Trasse der künftigen Gasleitung durch Schermbeck verlaufen würde – eine durch den Bereich Witte Berge, eine andere durch Gahlen und Besten. Einstimmig – bei Enthaltung von Klaus Roth (Bürger für Bürger) – äußerte der Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss nun deutlichen Protest aus Schermbeck: Konkret soll die Verwaltung der verfahrensverantwortlichen Behörde und dem Projektträger mitzuteilen, „dass die unzureichende Würdigung der Schermbecker Einwendungen mit Unverständnis zur Kenntnis genommen wird.“

Doch damit nicht genug: Die Gemeinde Schermbeck droht jetzt sogar mit einer Klage, sofern das Raumordnungs- und nachfolgende Planfeststellungsverfahren weiterhin eine Leitungsführung im Rahmen der bisher über das Schermbecker Gebiet angedachten Trassenkorridore verfolgt.

Auf Antrag der CDU wurden noch drei weitere Schritte beschlossen. So fordert die Gemeinde nun zusätzlich, dass die Vermessungsarbeiten den Zustand des Bodens und die vorhandenen erdverlegten Leitungen, Drainagen und ähnliches dokumentieren. Die korrekte Darstellung der Leitungen müssen mit den Grundstückseigentümern und mit deren Zustimmung zur Kartierung bestimmt werden. Bei vorhandenen Leitungen im Boden müsse eine mögliche Wasserstoffleitung ausreichend Abstand halten.

„Die Firma Open Grid Europe (OGE) wird aufgefordert, die konsequente und vorbehaltlose Beachtung dieser drei Grundregeln gegenüber allen Schermbecker Grundstückseigentümern vorab schriftlich gegenüber der Gemeinde Schermbeck zuzusichern“, so die Ergänzung weiter.

Klaus Roth begründet seine Vorbehalte

Nur BfB-Vorsitzender Klaus Roth findet diese Klageandrohung übertrieben. „Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Schließlich muss die Leitung ja irgendwo herführen. Alle machen sich Gedanken zur Energiesicherheit, aber keiner will eine Wasserstoffleitung vor seiner Haustür haben – das passt ja irgendwie nicht zusammen“, begründet der BfB-Chef seine Skepsis.

Andre Graßmann, Projektleiter der Firma Open Grid Europe (OGE), zeigt den möglichen Verlauf der geplanten Wasserstoffleitung zwischen Dorsten und Duisburg-Hamborn.
Andre Graßmann, Projektleiter der Firma Open Grid Europe (OGE), zeigt den möglichen Verlauf der geplanten Wasserstoffleitung zwischen Dorsten und Duisburg-Hamborn. © FFS | Tanja Pickartz

Die kommenden Wochen dürften für den Trassenverlauf entscheidend sein: Nach dem von der Firma Open Grid Europe (OGE) selbst veröffentlichten Projektzeitplan soll das zurzeit laufende Raumordnungsverfahren (Korridor-Auswahlverfahren) im Dezember 2022 abgeschlossen sein. Es endet mit der Festlegung eines raumgeordneten Trassenkorridors und der raumordnerischen Beurteilung. Ab Januar 2023 sollen dann die Vorbereitungen für das öffentlich-rechtliche Planfeststellungsverfahren zur Bestimmung der konkreten Leitungstrasse innerhalb des zuvor ausgewählten und auf 600 Meter Breite konzipierten Antragskorridors eingeleitet werden.

Grundsätzlich begrüßt man auch in Schermbeck den Bau der Wasserstoffleitung – durch die Gebiete im Schermbecker Süd-Osten soll die Trasse jedoch nach Auffassung der Politik nicht wie geplant führen.