Schermbeck. Die Einwände gegen einen möglichen Verlauf der Wasserstoffleitung durch Schermbeck blieben bisher ohne Resonanz. Die Gemeinde erwägt eine Klage.
In Schermbeck wächst der Ärger über die geplante Wasserstoffleitung des Unternehmens Open Grid Europe: Erst im Sommer hatte die Gemeinde eine ablehnende Stellungnahme zu einer Trassenführung über Schermbecker Gebiet abgegeben und ausführlich begründet. Die Argumente sind aber bisher – wie sich jüngst herausstellte – in keiner Weise bei der weiteren Planung berücksichtigt worden. Das stellten Gemeindevertreter bei einem Erörterungstermin des RVR am 22. September fest. Nun will die Gemeinde noch einmal gegenüber der Planungsbehörde klarstellen, dass Schermbeck zur Not den Klageweg beschreiten werde.
Man sei sehr enttäuscht, dass die umfangreiche Einwendung überhaupt keine Berücksichtigung gefunden hat, heißt es aus dem Rathaus. Auch die Politik hatte sich mit großer Mehrheit gegen einen Verlauf der Leitung durch Schermbeck ausgesprochen. Drei Pipeline-Korridore von Dorsten nach Duisburg-Hamborn stehen derzeit zur Debatte – zwei davon führen durch die Gemeinde.
Der derzeit bevorzugte so genannte Antragskorridor führt über das Gebiet Witte Berge und dann südwestlich des Gahlener Ortskerns durch den Gartroper Busch in Richtung des ehemaligen Munitionsdepots. Ein Alternativkorridor passiert Gahlen östlich und verläuft durch Besten. Die Gründe für die Ablehnung hat die Gemeinde dargelegt: Im Bereich Witte Berge würde die Wasserstoffleitung ein Gebiet mit mehreren Trinkwasserbrunnen durchschneiden. Und in Gahlen würde sie bei der vorrangigen Planungen ein Areal durchlaufen, das selbst der RVR als ökologisch wertvoll einstuft und als „Bereich zum Schutz der Natur“ vorgeschlagen hat.
Wasserstoffleitung durch Schermbeck: Die Zeit läuft
In der Vorlage für die nächste Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss am 20. Oktober, in der es nochmals um das Thema geht, schreibt die Verwaltung zu der Tatsache, dass kein Korridor außerhalb Schermbecks in Erwägung gezogen wird, dies sei „umso bemerkenswerter, als auch andere öffentliche Stellen ihre umfangreichen Einwendungen gegen den (...) Antragskorridor sowie den vorrangigen Alternativkorridor“ mit ähnlichen Argumenten vorgetragen hätten. Dazu gehört zum Beispiel der Kreis Wesel.
Tatsache ist: Schermbeck muss handeln. Denn das Raumordnungsverfahren (Korridor-Auswahlverfahren) soll im Dezember beendet sein, dann geht es ins Planfeststellungsverfahren, das bis Oktober 2025 dauern wird. Schon im Februar 2024 will Open Grid Europe die Antragsunterlagen mit der Trassenführung einreichen.
Bisher gibt es drei unterschiedliche, 600 Meter breite Korridore. Einer davon – der derzeit am wenigsten in Erwägung gezogen wird – verläuft an Schermbeck vorbei über Dorstener Gebiet. Erst wenn die genaue Trassenführung innerhalb eines Korridores feststeht, kann Schermbeck eine gerichtliche Prüfung anstreben. Die Gemeinde werde sich weitere Schritte und eine Klage vorbehalten, wenn auch die weiteren Planungsverfahren den Bau einer Trasse über Schermbecker Gebiet verfolgen, heißt es im Beschlussvorschlag für den 20. Oktober.