Schermbeck. Die Politik in Schermbeck hat sich erneut mit der Leitung beschäftigt – mit heftigem Widerstand aus Gahlen. Klageandrohung bekommt eine Mehrheit.
Vor rund einem halben Jahr wurde der geplante Bau einer Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn erstmals im Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde Schermbeck ausführlich erörtert. Damals informierten gleich vier Mitarbeiter der Firma Open Grid Europe, die die Gasleitung bauen soll – die Stimmung war entspannt, weil die Experten auf alle Fragen detailliert antworteten und die jetzt favorisierte Trasse durch die Schermbecker Bereiche „Witte Berge“ und „Gahlen“ nicht unbedingt absehbar war.
Wasserstoffleitung: Gahlen wie ein gallisches Dorf
Das ist nun anders: In dieser Woche war die Trasse erneut Thema im Ausschuss, wobei der Widerstand deutlich vernehmbar war. Vor allem Politiker aus Gahlen äußerten sich kritisch: Stefan Steinkühler (Grüne) erinnerte daran, dass die Gahlener schon beim Umweltskandal sowie der Wolfsthematik bewiesen hätten, dass sie sich wehren könnten. Noch deutlicher wurde der Gahlener Ratsherr Egon Stuhdreier (CDU): „Es ist ja richtig, dass die Leitung kommt – aber durch Gahlen kommt sie nicht! Die Planer haben die Rechnung ohne die Gahlener gemacht, die sollten den Widerstand aus Gahlen nicht unterschätzen.“
Fast schon beschwichtigend griff dann Ausschussvorsitzender Rainer Gardemann (CDU) in die Debatte ein: „Es gibt sicher keinen hier im Raum, der grundsätzlich gegen die Leitung ist. Doch es stellt sich natürlich die Frage, wo würde es Probleme für Umwelt, Mensch und Natur geben.“ Es gebe aus seiner Sicht Alternativen zu der jetzigen Variante über Schermbecker Gebiet, so der Christdemokrat weiter.
Klaus Roth findet Klage-Drohung übertrieben
Klaus Roth meldete sich für die BfB zu Wort und relativierte: „Wir wollen durch alle Wasserstoff. Irgendwo müssen die Leitung dann aber auch herlaufen.“ Er unterstützt zwar die kritische Stellungnahme der Gemeinde Schermbeck, fragt aber: „Muss man denn gleich mit einer Klage drohen?“
Trotzdem stimmte auch Roth - wie alle anderen Ausschussmitglieder - für die Stellungnahme, in der es unter anderem heißt: „Die Gemeinde Schermbeck sieht die auf dem Schermbecker Gebiet vorgesehenen Korridorvarianten eindeutig nachrangig gegenüber anderen Varianten. Die mit unzureichenden Sachverhaltsgrundlagen und Bewertungsinstrumentarien für Schermbeck ermittelten Korridore und ihre Gewichtung sind fehlerhaft und damit als rechtswidrige Ausübung des Planungsermessenseinzuordnen.“
Bei einer Gegenstimme von Klaus Roth stimmte der Ausschuss zudem dafür, bei Nichtberücksichtigung der Schermbecker Stellungnahme „die Entscheidung zum Genehmigungsantrag gerichtlich klären zu lassen.“
Übrigens: Gleich zu Beginn des Tagesordnungspunktes hatte Ausschussvorsitzender Gardemann bekannt gegeben, dass die Projekt-Verantwortlichen selbstverständlich erneut nach Schermbeck kommen würden, ihre Entscheidungen erklären und für Fragen bereit stehen würden.