Schermbeck. Geschäftsführer Paul Eichholzer sorgte bei seinem Gastvortrag für eine „verbale Entgleisung“. Wie der Beschuldigte auf die Vorwürfe reagiert.
Es war ein Nebensatz in dem fast einstündigen Gastvortrag von Paul Eichholzer, der für einen Eklat während der Ratssitzung in Schermbeck sorgte. Der 69-jährige Geschäftsführer des Planungsunternehmens „pbb Solutions“ aus Mettingen hatte vom Bürgermeister das Rederecht zugesprochen bekommen, um die Pläne für das Logistikzentrum Maassenstraße vorzustellen.
Unter anderem ging der Gastredner auf die Entsorgung aus der Neuansiedlung ein und sagte in diesem Zusammenhang, das ganze Gebäude werde recyclefähig. Dies bedeute, es blieben am Schluss keine Dämmplatten, die nach Afrika verschickt würden und „kleine schwarze Negerkinder sitzen am Feuer“ und würden durch Suche nach Wertstoffen in den Platten vergiftet.
Viele Ratsmitglieder und auch Beobachter der Sitzung blickten sich ungläubig an, reagierten aber zunächst nicht. Erst einige Redebeiträge später war es Die-Partei-Ratsherr Manuel Schmidt, der als Erster auf diese Redepassage einging: „Es gibt eine Sache, über wie wir uns sehr ärgern: Die Aussage zur Entsorgung ist nach unserer Ansicht eine verbale Entgleisung. Das ist sehr abwertend und rassistisch! “In seine Kritik bezog er auch seine Ratskollegen sowie Mike Rexforth mit ein: „Ich hätte zumindest erwartet, dass der Bürgermeister oder einer meiner Vorredner diese Sache einmal kritisiert.“
Der Bürgermeister relativiert die Aussage
Daraufhin reagierte auch Bürgermeister Mike Rexforth: „Ich habe das zu dem Thema so bewertet, dass er das ganz bewusst überspitzt gesagt hat. Muss man so nicht machen, aber so wie ich Herrn Eichholzer kennenlernt habe, ist das sicher nicht seine Motivation gewesen.“
Grünen-Ratsherr Stefan Steinkühler sprang Manuel Schmidt zu Seite und kritisierte die Wortwahl des Gastredners: „Das ist sehr unglücklich gewesen!“ Bei der Verabschiedung des Geschäftsführers dankte der Bürgermeister für dessen Vortrag, gab ihm aber auch noch mit auf den Weg: „Den Hinweis von Herrn Schmidt sollten Sie sich zu Herzen nehmen und ihre Wortwahl beim nächsten Mal etwas anders fassen.“ Darauf antwortete Paul Eichholzer kurioserweise so: „Ich danke auch und entschuldigen Sie bitte nochmal meine Schniefnase!“
Beschuldigter erklärt, er habe nichts gehört
Auf NRZ-Bitte um eine Stellungnahme zu den Rassismusvorwürfen sagte Paul Eichholzer am nächsten Morgen: „Erst direkt nach der Ratssitzung hat mir mein Sohn gesagt: Vater, was hast den denn da gerade gesagt mit kleinen afrikanischen Negerkindern?“ Er selber habe bis zu diesem Zeitpunkt keine Kritik vernommen: „Das muss wohl an der Akustik im Saal gelegen haben: Ich habe in der Sitzung keine Vorwürfe gehört.“ Wer ihn kenne, wisse aber, dass ihm Rassismus völlig fremd sei: „Es tut mir unheimlich leid und ich möchte mich dafür aufrichtig entschuldigen“, erklärte der 69-Jährige, der ergänze, er habe noch am selben Abend der Schermbecker Wirtschaftsförderung ein Entschuldigungsschreiben geschickt.