Schermbeck. 200 Arbeitsplätze sollen auf dem Gelände der ehemaligen Dachziegelwerke am Alten Postweg entstehen. Jahrelange wurde nach einer Nutzung gesucht.

Gestern Dachziegel, morgen Logistik: Auf dem riesigen Gelände des ehemaligen Idunahall-Dachziegelwerks an der Ecke Alte Poststraße/Maassenstraße wird in den nächsten zwei Jahren ein Logistikzentrum entstehen. 20 bis 25 Millionen Euro werden hier investiert, geplant sind bis zu 200 Beschäftigte, die dort ab Ende 2023 arbeiten könnten.

Jahrelang hatten viele Schermbecker auf diese Nachricht gewartet: Immer wieder gab es Überlegungen, wie es nach Ende der Ziegelproduktion hier weitergehen soll. Die Pläne für die Ziegeleiruinen wurden allerdings nie konkret. Seit 2005 stehen die Brennöfen im Ziegelwerk still, 2007 kaufte ein niederländischer Investor das Gelände. Wieder ein paar Jahre später erwarben private Investoren das 58.449 Quadratmeter große Areal – inklusive aller Gebäude.

Keine kleinteilige Vermarktung

Wie die bisherigen Besitzer Stephan Stender und Marc Riegel erläuterten, hatten sie zahlreiche Angebote, Teile der Fläche zu veräußern: „Wir hätten 50 Mal 1000-Quadratmeter-Grundstücke verkaufen können“, so Stender, der betont, ihm sei aber wichtig, dass neue Arbeitsplätze nach Schermbeck kommen.

Bick auf das ehemaliges Dachziegelwerk Idunahall in Schermbeck.
Bick auf das ehemaliges Dachziegelwerk Idunahall in Schermbeck. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Im Februar kam dann endlich Bewegung in die Pläne für den „Gewerbepark Maassenstraße“, wie die ehemalige Idunahall-Fläche offiziell heißt: Der Bottroper Logistiker Frank Rottbeck bekundete sein Interesse. Innerhalb weniger Wochen wurde er sich mit den Eigentümern und der Gemeinde Schermbeck einig: Mittlerweile ist das Grundstück verkauft, in Kürze sollen die Baumaßnanmen beginnen. 2000 Quadratmeter der Bestandsgebäude bleiben erhalten, der Rest werde abgerissen, so Rottbeck. Wenn es gut laufe, könnte hier Ende 2023 die Arbeit aufgenommen werden.

Der Firmensitz werde nach Schermbeck verlegt, so der 50-Jährige, neue Mitarbeiter würden in der Gemeinde Schermbeck und Umgebung gesucht. Neben kaufmännischen Tätigkeiten würden neue Kollegen fürs Qualitätsmanagement, aber beispielsweise auch Gabelstaplerfahrer und Verpacker gesucht.

Wo einst Dachziegel gefertigt wurden, entstehen in den kommenden Monaten Lager „für alles, was der Mensch so im Internet bestellt“, erklärt Rottbeck. Konkret würden Hausgeräte, Gartenbedarf, Fitnessgeräte oder Reisekoffer aus Übersee in Containern nach Schermbeck gebracht und hier eingelagert, teilweise instand gesetzt und dann an Paketdienstleister wie DHL oder DPD weitergegeben.

Die alte Schmiede des ehemaligen Idunahall-Werks soll erhalten bleiben.
Die alte Schmiede des ehemaligen Idunahall-Werks soll erhalten bleiben. © FFS | Markus Joosten

Schon vor einigen Jahren hatten Anwohner die Befürchtung, dass hier zu starker Lkw-Verkehr entstehen könnte und strengten ein Normenkontrollverfahren gegen den Bebauungsplan an. Doch diese Klage sei zurückgezogen, weil mit den Anwohnern ein Vergleich geschlossen wurde, schilderte Schermbecks Wirtschaftsförderer Gerd Abelt. Frank Rottbeck nimmt den Nachbaren ebenfalls eine Sorge: Zwei bis drei Lkw würden die Stunde hier langfahren – die Einfahrt soll am ehemaligen Trafoturm der Alten Poststraße liegen. Auch Bürgermeister Mike Rexforth freut sich über die Lösung für das Areal, die „Vorteile für alle“ mitbringen werde.

Ruinen hatten einen besonderen Reiz

Über 15 Jahr waren die alten Fabrikhallen und Verwaltungsgebäude quasi im Dornröschenschlaf, doch jetzt soll also neues Leben in das riesige Areal kommen. Einst fertigten hier bis zu 180 Mitarbeiter täglich in besten Zeiten bis zu etwa 45.000 Ziegel aus Ton, von dem es in Schermbeck und Umgebung jede Menge gab. Die Firma Röben, die Idunahall in den letzten Jahren vor der Schließung übernahm, schloss das Werk 2005 – seitdem verfielen die meisten Gebäude mehr und mehr. Jugendliche nutzten die Flächen um Autofahren zu lernen, für Hobbyfotografen waren diese Ruinen als „Lost Places“ willkommene Foto-Motive – das Betreten des Geländes war jedoch offiziell verboten.