Wesel. Strom und Gas haben sich drastisch verteuert. Das führt auch in mehreren Betrieben in Wesel zum Umdenken. Was das für die Kunden bedeutet.
Die stark gestiegenen Energiepreise belasten auch die Handwerksbetriebe. Doch die zusätzlichen Ausgaben könnten die Firmen nicht einfach an die Kunden weitergeben, erläutert zum Beispiel Bernd Buschmann, Inhaber der gleichnamigen Werkstatt für Metallgestaltung in Wesel-Lackhausen. „Der Strompreis hat sich etwa verdoppelt, der Gaspreis fast verdoppelt – deshalb sind unsere Preise um etwa fünf Prozent gestiegen. Mehr geht erstmal nicht, denn der Markt muss das auch noch hergeben – deshalb können wir nicht einfach auf zehn Prozent erhöhen.“ Denn auch bei den Abnehmern seiner Produkte (überwiegend Geländer, Balkone und Handläufe) sitzt das Geld längst nicht mehr so locker.
Wesel: Fleischer haben offenbar treue Stammkunden
Zu den Branchen mit einem besonders hohen Energieverbrauch gehören neben den Bäckern auch die Metzger. Bei Fleischermeister Wilhelm Tepaß in Büderich klingt’s derzeit dennoch eher wie die Ruhe vor dem Sturm. „Ich habe die Auftragsbücher für die nächsten zwei Monate noch gut gefüllt.“ Tepaß könnte sogar noch weiteres Personal gebrauchen, aber „man weiß nicht was kommt.“ Denn wenn die Gaspreise so stark wie prognostiziert steigen würden, „dann haben auch wir ein ernstes Problem.“ Will sagen: Dann gingen auch beim Metzger irgendwann die Lichter aus. Doch derzeit können sich das Handwerk noch auf seine Stammkunden verlassen, wie auch auf dem jüngsten Innungstreffen zu hören war.
Auch für Holger Benninghoff, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wesel, kommt der Hilferuf (noch) etwas zu früh. Aber es würde dann alle Gewerke treffen – und die Betriebe müssten die höheren Preise auch an die Kunden weitergeben. „Die hohen Energiekosten werden dann zu einem totalen Hemmschuh – und für viele Unternehmen existenzbedrohend.“
Der Weseler Bäckermeister Detlev Büscher berichtet, dass er seinen Betrieb gerade wegen der steigenden Energiekosten „auf links krempelt“ – jedes kleine Rädchen, das Energie spart, würde neu justiert. Denn: „Gas hat sich um gut 100 Prozent verteuert.“ Doch der Ofen müsse ja trotzdem brennen, so der 57-Jährige, der von einer „enormen Herausforderung“ spricht, die so noch nie dagewesen wäre: „Neben den Energiekosten sind auch die Rohstoffpreise explodiert – Mehl und Zucker sind jetzt doppelt so teuer.“
Auf der anderen Seite würden Kunden genauer auf den Preis schauen als früher. Konsequenzen daraus sind, dass Büscher nicht mehr jedes Produkt und jeden Service an jedem Tag anbieten kann – und manches wird sich verteuern, wie der beliebte Weckmann, der statt 2,10 im Vorjahr diesmal 2,40 Euro kosten wird. „Die Qualität soll ja schließlich bleiben“, begründet Büscher.
Textilreinigung aus Wesel muss die Preise erhöhen
Dass auch Textilreiniger eine sehr hohe Energieintensität aufweisen, bestätigt Andrea Bergner von der gleichnamigen Textilpflege in der Baustraße in Wesel. „Wir spüren das schon enorm, da wir neben Strom auch mit Gas und Öl arbeiten. Der Gaspreis hat sich bei uns verdoppelt, der Ölpreis fast vervierfacht“, so die Inhaberin, die deshalb ab dem 1. September eine Preiserhöhung um 5 bis 10 Prozent vornehmen musste.
„Zum Glück haben die allermeisten Kunden dafür Verständnis – 95 bis 99 Prozent können das bei den hohen Energiepreisen nachvollziehen“, so Bergner, die unter anderem auf ihren Dampferzeuger verweist, aber auch auf Mangel und Bügelmaschinen. Sie ergänzt: „Die Rohstoffpreise für Waschmittel, Lösemittel aber auch Bügel und Folien haben sich ebenfalls teilweise verdreifacht.
Werden Dämmstoffe jetzt verstärkt nachgefragt?
Im Umkehrschluss müssten steigende Energiepreise eigentlich auch Marktpotenziale für das Handwerk bieten: Die Verteuerung von Energie stellt einen Anreiz zur Energieeinsparung und höherer Energieeffizienz dar. Davon müssten vornehmlich diejenigen Branchen profitieren, die mit ihrem Angebot bei der Einsparung helfen.
Zumindest bei der Firma DZT Dämmstoffe und Zuschnitte vom Schepersweg hat der ganz große Zulauf noch nicht eingesetzt, erläutert Firmenleiter Sebastian Sokol: „Vereinzelt kommen Leute, die jetzt vor dem Winter noch schnell ihren Dachboden dämmen wollen, um die Heizkosten zu reduzieren.“ Doch warum sind die Kunden so zurückhaltend? „Das liegt an den gestiegenen Rohstoffpreisen unserer Produkte, die in den vergangenen ein- bis anderthalb Jahren um 50 bis 80 Prozent gestiegen sind“, glaubt Sokol.