Wesel. Das Stadtfest „Wesel erleben“ hat unter dem Regenwetter des Wochenendes schwer gelitten. Wie Künstler, Vereine und Märkte dem Wetter trotzten.
Schon der Auftakt zu „Wesel erleben“ hatte am Freitag unter dem regnerischen Wetter gelitten, dem unter anderem der Auftritt des Circus Jonny Casselly Junior auf dem Großen Markt komplett zum Opfer fiel. Die Darbietungen des Zirkus Butterfly vom Konrad-Duden-Gymnasium konnten jedoch mit einer kleinen Änderung über die Bühne gehen: Die KDG-Artisten zogen kurzerhand in den überdachten Durchgang zwischen Kornmarkt zum Rathaus um und zeigten dort ihr Können. Rund 100 Zuschauer spendeten den 13 Schülerinnen und zwei Schülern großen Applaus für deren gelungenen Auftritte – unter anderem als menschliche Pyramiden und bei einer faszinierenden Keulen-Jonglage-Show.
Weniger Meter weiter schloss sich direkt am Rathaus ein Poetry Slam an: Den Auftakt bildete der Mönchengladbacher Autor und Bühnenpoet Marco Jonas Jahn, dessen Sprache sich bei seinem Vortrag „Klick-Laminat und ich“ nahezu überschlug, wie auch später bei seiner „Liebeserklärung an das Dixi-Klo“. Dann war Kim Cathrin aus Essen an der Reihe, die in ihrem Beitrag über eine Liebesbeziehung nahezu ohne Punkt und Komma redete. Amüsant war die Darbietung von Lucas Knoben aus Aachen, der bekannte „Ich bin eine Heulsuse“ und dabei die etwa 50 Zuhörer zum Lachen brachte.
Irische Klänge im Berliner Tor
Auch an anderen Orten in der Hansestadt gab es zum Auftakt Kulturelles: So sang Peter Braun im Berliner Tor „Songs from Ireland“, die er selber auf der Gitarre begleitete. In dem überdachten Durchgang waren fast alle Plätze belegt, die Sitzplätze auf Vorplatz dagegen nahezu komplett verwaist – kein Wunder, hatten die Künstler doch Pech, dass an diesem Abend das nasskalte Wetter nicht gerade Scharen an Menschen in die Stadt lockte.
Vereinsfest fällt buchstäblich ins Wasser
An der gleichen Problemlage krankte auch das Vereinsfest am Samstag. Bei kontinuierlichem Niesel, der sich am frühen Nachmittag in ein kräftiges Schütten (zeitweise auch mit Donnergrollen) verwandelte, war sowohl die Anzahl der Besucher deutlich geringer als in früheren Jahren, als auch die Zahl der sich präsentierenden Vereine. Weite Lücken klafften in diesem Jahr zwischen den Ständen in der Fußgängerzone – und viele von ihnen mussten schon vor dem eigentlichen Ende des Vereinsfests abgebaut werden.
Doch bis zum frühen Nachmittag trotzten die Vereine tapfer dem Wetter. So wagten zum Beispiel Mitglieder des Badminton-Vereins Wesel Rot-Weiss die ein oder andere feuchte Partie auf einer eingerichteten Spielfläche vor dem Kaufhof. „Nass, aber wir machen wasserfest“, scherzte auch Jan Heykamp gegen Mittag am Stand der DLRG, die sich am Berliner Tor postiert hatte und hier über ihre breite Angebotspalette – von Aquafitness bis Schwimmausbildung – informierte. Besonders letztere stießen trotz des unwirtlichen Wetters auf große Nachfrage.
„Ich find die Stadt erstaunlich voll, aber sie rennen alle vorbei“, bedauerte Christina Schmücker-Franck. Dabei gab es an ihrem Stand des Scala-Kultur- und Fördervereins neben attraktiven Preisen bei einem Fadenspiel sogar Live-Musik. Recht viel Aufmerksamkeit konnte hingegen das THW gewinnen, das mit einem seiner großen Einsatzfahrzeuge auf der Hohen Straße vertreten war und so vor allem jüngere Bürgerinnen und Bürgern begeisterte. Ebenso wurden am Stand des Schachvereins SV Wesel 1928 zeitweise gleich mehrere Partien parallel gespielt – unter einem Pavillon und daher im Trockenen.
Ganz anders sah es in der Innenstadt am Stadtfest-Sonntag aus. Zwar war der Himmel noch immer wolkenverhangen, doch der Regen blieb aus, sodass sich deutlich mehr Besucher nach draußen wagten, um den verkaufsoffenen Sonntag zu nutzen oder „Feines vom Land“ auf dem Großen Markt zu genießen.
Höhepunkt auf dem Großen Markt: Bier- und Brot-Tasting
Als Höhepunkt dessen stellte sich schnell das „Korn B“-Tasting heraus, bei dem es aus alten Getreidesorten produziertes Brot und Bier zu verkosten gab. Mit jeweils vier beziehungsweise fünf Brotsorten präsentierten sich dabei die Bäckereien Winkelmann aus Hamminkeln und Steeg aus Tönisvorst und suchten gleich auch nach einem neuen, peppigen Namen für ihre Korn-B-Brote. „Old Bur“, „Winkelmanns Braubrot“ oder schlicht „Niederrheiner“ wurden beispielsweise als Vorschläge von den begeisterten Testessern gemacht.
70 Brote hatte Stefan Steeg zum Tasting mitgebracht, „ich denke, dass die heute abend alle weg sind“, freute sich der Bäcker über das rege Interesse. Derweil stellte Walter Hüsges von der Weseler Brauerei Walter-Bräu seine Biersorten aus Korn-B-Getreide vor. Den „Weseler Brückenschlag“ etwa gibt es sowohl konventionell, als auch mit der alten Sorte „Mahndorfer Hanna“. Und was kommt besser an? „Viele schmecken gar keinen Unterschied“, hält Hüsges fest. Anders hingegen bei einem Bier aus „Chevalier“-Gerste, dass dank der besonderen Getreidesorte außergewöhnlich fruchtig schmeckt.
Wieviel ist Besuchern wohl ein Kilogramm Mehr wert?
„Backen Sie zuhause?“ war eine Frage, die beim Korn-B-Tasting ebenfalls häufig gestellt wurde. Und zwar von Andreas Mesch vom Gutsbetrieb Kalbeck. Wortgewandt brachte er das Mehl aus dem Korn-B-Getreide unters Volk – und zwar für soviel Geld, wie es den jeweiligen Käuferinnen und Käufern wert war. 2,50 Euro etwa war Birgit Tepass bereit für ein Kilogramm Dinkel-Vollkornmehl auszugeben, um daraus später ihr eigenes Brot zu backen.
Weitere Impressionen vom Stadtfest gibt’s unter www.nrz.de/wesel.