Hamminkeln/Wesel. Der Kreis Wesel will nun (wieder einmal) Gespräche mit allen Beteiligten führen – die schieben sich weiterhin munter den „Schwarzen Peter“ zu.

Fast jeden Sommer das gleiche Elend. Die Issel in Hamminkeln und Wesel trocknet in einigen Bereichen aus. Die Fische verenden, wenn sie denn nicht von engagierten Tierschützern mit Kescher gefangen und in andere Gewässer oder tiefere Teile der Issel wieder ausgesetzt werden. Das weiß auch die Untere Fischereibehörde des Kreises Wesel. Nur passiert nicht wirklich viel, wie die Kreisverwaltung jetzt in einem Sachstandsbericht für den Umwelt- und Planungsausschuss des Kreises erklärt.

Dass die Issel in den vergangenen Sommern trockengefallen und Fische gestorben sind, hat auch die Kreisverwaltung registriert. Die Untere Fischereibehörde, die beim Kreis angesiedelt ist, tat noch mehr. Sie hatte, laut Sachstandsbericht, 2019 mündliche Vereinbarungen mit dem Isselverband getroffen, „die aber leider nicht konsequent weiterverfolgt und umgesetzt worden sind.“

Der Messstab für den Pegel der Issel an der Bärenschleuse reicht schon nicht mehr bis ins Wasser
Der Messstab für den Pegel der Issel an der Bärenschleuse reicht schon nicht mehr bis ins Wasser © Johannes Kruck

Wie diese mündlichen Vereinbarungen aussehen, lässt der Sachstandsbericht offen. Der Kreis verweist in seinem Bericht mehrfach darauf, dass eigentlich der Isselverband zuständig sei und es die Aufgabe der Bezirksregierung Düsseldorf als Obere Fischereibehörde sei, diese gesetzliche Pflicht einzufordern.

Isselverband winkt ab

Der Verbandsvorsteher des Isselverbands, Hans-Georg Haupt, hatte bereits Ende Juli gegenüber der NRZ abgewunken und erklärt, dass sein Verband nur am Rande zuständig sei, denn er beschäftige sich nur mit baulichen Aspekten. Als Verband habe er sich seinerzeit gegen die oft geforderten Gumpen (künstliche Vertiefungen im Flussbett) ausgesprochen, zum einen, weil sie wahrscheinlich sofort wieder verlanden würden, zum anderen weil man befürchtet, dass die Stabilität der Deiche dadurch beeinflusst werden könnte. „Wir sind aber keine Fischkundigen“, betonte der Isselverbandsleiter Hans-Georg Haupt im Juli und verwies auf den Kreis sowie die Bezirksregierung als zuständige Aufsichtsbehörde.

Unter anderem der ASV Wesel kümmert sich zurzeit um die Rettung der bedrohten Fische.
Unter anderem der ASV Wesel kümmert sich zurzeit um die Rettung der bedrohten Fische. © ASV Wesel | SDB

Der Kreis hat noch einmal die Bezirksregierung und den Isselverband angeschrieben und um ihre Bereitschaft zur Unterstützung gebeten. Die Düsseldorfer Behörde verweist auf den Isselverband, weil Gumpen „nicht als Genehmigungstatbestand, sondern als Maßnahme, die Rahmen der Gewässerunterhaltung durchgeführt werden kann.“ Auch die Bezirksregierung sieht die Ausbaggerung von Gumpen lediglich als Akutlösung, die langfristig nichts bringt. Außerdem müssten Experten für Gewässerökologie und Fischerei mit dem Isselverband Standorte und Rahmenbedingungen besprechen. Das hört sich nicht nach einer kurzfristigen Lösung an.

Wie geht es weiter?

Und nun? „Ungeachtet des Respekts vor jedem einzelnen Lebewesen und jedem einzelnen Mitgeschöpf ist dieser natürliche Vorgang für die Fischfauna der Issel insgesamt aber weniger dramatisch, da sich die Bestände an derartige Situationen angepasst haben und sich auch aus solchen Notfallsituationen regenerieren können“ schreibt der Kreis und verweist auf die Fachexpertise unter anderem vom der Biologischen Station des Kreises.

Er will als Untere Fischereibehörde federführend die Gespräche mit dem Isselverband, der Bezirksregierung und vielleicht auch den Städten Wesel und Hamminkeln (wieder) aufnehmen, um eine verbindliche Zusammenarbeit zu vereinbaren. Eine ins Spiel gebrachte Fischereigenossenschaft hält man im Kreishaus an der Reeser Landstraße für nicht machbar. Denn dafür müssten alle Eigentümer von Fischereirechten ihre Zustimmung geben. Das hält der Kreis angesichts der Fülle von Eigentümern für nicht realistisch.

Fazit: Man muss kein Prophet sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Fische auch in den kommenden Jahren in trockenen Sommern ersticken werden, wenn ihnen nicht Freiwillige zur Hilfe kommen.