Wesel/Hamminkeln. Rund 5000 Fische retten Ehrenamtliche um Torsten Rühl jedes Jahr in der Issel zwischen Wesel und Hamminkeln. Sie wünschen sich Unterstützung.
Wieder ist es Sommer, wieder ist es trocken, wieder müssen tausende Fische aus der Issel gerettet werden. Seit Jahren schon ist es das gleiche Spiel – und deshalb organisiert Torsten Rühl auch diesen Samstag (23. Juli) wieder eine Fischrettungsaktion. Zum fünften Mal macht er das schon, ehrenamtlich wohlgemerkt, und vermisst dabei behördliche Unterstützung.
Wesel und Hamminkeln: Issel-Fische leiden unter Niedrigwasser
Das Problem stellt sich wie folgt dar: Wegen der anhaltenden Trockenheit sinkt der Pegelstand der Issel. Das ist für die hier lebenden Fische verständlicherweise problematisch. Rühl und weitere ehrenamtliche fischen sie ab, bevor der Fluss verlandet und setzen sie im Bereich Hamminkeln/Gut Grenzenlust wieder ein. Dort befindet sich laut Rühl eine tiefe Kuhle, in der die Fische bleiben können. Steigt der Pegel wieder an, könnten sie zurück flussaufwärts schwimmen.
Im Gespräch waren, schon vor Jahren, sogenannte Gumpen. Also Kuhlen im Flussbett, in die die Fische sich bei Niedrigwasser zurückziehen können. Bis heute sind die jedoch nicht angelegt worden. Und augenscheinlich gibt es keine Alternativlösung, um zu verhindern, dass die Fische Jahr für Jahr gerettet werden müssen.
Fischretter bekommen keine Unterstützung von Behördenseite
„Mir wurde so viel versprochen“, sagt Torsten Rühl im Rückblick auf einen runden Tisch vor drei Jahren, doch passiert ist seit dem: nichts. Eigentlich zuständig wären, sagt er, die Untere Fischereibehörde, die beim Kreis angesiedelt ist, sowie der Isselverband. „Die sollten an sich die Aktion organisieren“, sagt Rühl, doch das ist nun – im fünften Jahr – wieder nicht passiert. Und wenn sie schon nicht bei der Organisation helfen, so könnten die Behörden doch wenigstens das Material bereitstellen. „Wieso muss ich als Privatperson zusehen, wo ich ein Abfischnetz herbekomme?“, fragt er sich.
Man sei nur am Rande zuständig, heißt es vom Isselverband. Denn der befasst sich nur mit dem baulichen Aspekt und hatte sich seinerzeit gegen die Gumpen ausgesprochen, zum einen, weil sie wahrscheinlich sofort wieder verlanden würden, zum anderen weil man befürchtet, dass die Stabilität der Deiche dadurch beeinflusst werden könnte. „Wir sind aber keine Fischkundigen“, betont der Isselverbandsleiter Hans-Georg Haupt und verweist auf den Kreis sowie die Bezirksregierung als zuständige Aufsichtsbehörde.
Der Kreis sei hier nicht zuständig, heißt es von Kreis-Sprecher Nils Gockel, der wiederum an den Isselverband verweist oder ebenfalls an die Bezirksregierung. Und auch naturschützerisch sei der Kreis nicht verantwortlich. Wenn die Fische wegen des Niedrigwassers in der Issel vertrocknen, sei das „ein normaler biologischer Vorgang“, bei dem man nicht einschreiten müsse.
Mehrere Arten auf der Roten Liste
„Total paradox“, findet das Torsten Rühl. „Ich kann doch nicht eine Tonne Fisch einfach sterben lassen“, meint der passionierte Angler. Zumal sich unter den rund 5000 Fischen, die die Ehrenamtlichen alljährlich vor dem Vertrocknungstod bewahren, nachweislich auch Arten befinden, die auf der Roten Liste stehen – zum Beispiel der Aal oder der Schlammpeitzger.
Für den kommenden Samstag steht nun wieder eine Rettungsaktion an, für die noch Freiwillige gesucht werden. Sie alle treffen sich am Samstag, 23. Juli, um 9 Uhr auf Gut Grenzenlust, Bruchweg 4-6 in Hamminkeln.