Wesel. Mehr als tausend VW-Busse sind beim Summer-Bulli-Festival in Wesel zu Gast. Bis Sonntag wird am Auesee eines der größten Szene-Treffen gefeiert.
Schon von weitem sieht man sie, die Camper-Busse, die sich dieser Tage zum Bulli-Summer-Festival am Auesee treffen. Am Freitagmittag sind die meisten der 1111 angemeldeten Wagen längst vor Ort – mit aufgeklappten Dächern stehen sie da, oft mit Campingstühlen, Pavillons oder Sonnensegeln vor der Tür. Nackte Füße, kurze Hosen und Sonnenbrillen, wohin man schaut. Lecker riecht es nahe der großen Bühne, wo Food-Trucks ein breites Spektrum bieten von Backfisch bis Burger, von Falafel bis Flammkuchen. Hunde, Kinder, Senioren – jeder ist willkommen, jeder wirkt entspannt. Fast schon zu aufgeregt wirkt da der Elektropop, der von der Bühne schallt.
Sieben Generationen eines Autos
Doch tief im Camping-Bereich bekommt man davon nicht mehr viel mit. „Hier treffen sich Menschen, die Autos in einem Bauspektrum von 70 Jahren fahren“, berichtet Gerrit Brunke begeistert. Er selbst ist mit seinem 32 Jahre alten T3 aus dem Siegerland gekommen und zusammen mit seinem Bulli-Club „An der Bushaltestelle“. Warum es gerade um dieses Auto einen so ausgeprägten Kult gibt, darauf hat der 50-Jährige eine Antwort: „Es ist der Motor der deutschen Wirtschaft“, beschreibt er. Es stehe für Aufbau, Freiheit und die Möglichkeit – kurz nach dem Krieg – für kleines Geld mit der Familie zu verreisen, auch Handwerker fuhren früher oft einen VW-Bus. „Deshalb ist die Akzeptanz auch so groß“, ist Gerrit Brunke sicher.
Von überall her sind die Bulli-Fans an den Auesee gekommen, „weil die Location mit die schönste ist, von allen Bustreffen in Deutschland“, betont Brunke. Bei den Treffen gehe es um die Gemeinschaft, gemeinsam zu grillen, feiern und natürlich „Benzingespräche“ zu führen. Aber mal ehrlich: Geht das in einer Zeit, in der allerorts zum Energiesparen und nachhaltigem Lebensstil aufgerufen wird?
„Ich halte den alten VW-Bus für das nachhaltigste Gefährt“, sagt Marco Wybranietz (48), der ein paar Meter weiter mit perfektem Ausblick auf den Strand steht. „Die Fahrzeuge sind da und werden erhalten.“ Er selbst ist mit einem T3 vor Ort, den er im Jahr 2004 gekauft hat – für gerade einmal 350 Euro, betrunken am Lagerfeuer. „Das ist einer von 40 gebauten Weinsberg Terra A“, berichtet er stolz über das Gefährt, das eigentlich nur ein Winterauto werden sollte. „Aber das hat so gar nicht funktioniert“, erinnert er sich lachend. Denn seitdem ist er regelmäßig auf Bulli-Treffen am Start, auch sein Freundeskreis setzt sich in weiten Teilen aus Bulli-Fans zusammen.
Bulli beschallt den Strand
Den Bus hat er so umgebaut, dass er seinem Geschmack und seinen Bedürfnissen entspricht: „Das sind 700 Kilo Musik, 20.000 Watt“, erklärt er, außerdem gibt es eine Licht- und Laseranlage an Bord. Und um noch mal auf das Thema Energiesparen zu kommen: In seinem Bus „ist alles auf Sparsamkeit ausgelegt“, erklärt Marco Wybranietz. Die Lichtanlage hat er komplett auf LED umgestellt, der Motor ist erneuert, alles werde technisch überwacht und gesteuert. „Ich beschall damit den ganzen Strand“, berichtet der 48-Jährige. So war es schon im vergangenen Jahr und auch an diesem Wochenende will Wybranietz in den Abendstunden für Partystimmung sorgen. Sein Kumpel Sebastian (38) baut dafür bereits das DJ-Pult vor seinem schwarz glänzenden T1 auf, während auf der von hier aus weit entfernten Bühne gerade das schönste „Bulli-Tattoo“ gekürt wird.