Dinslaken. Eine Gruppe von Bulli-Liebhabern am Niederrhein hat sich gegründet und trifft sich in Lohberg. Sie reizt das Freiheit- und Gemeinschaftsgefühl.
Zwei VW-Bullis parken auf dem Platz der Zentralwerkstatt am ehemaligen Zechengelände in Lohberg. Ein Frühlingstag neigt sich allmählich dem Ende. Obwohl es fröstelt haben Julian Hübner (25), Lea Eickhoff (30) und Nico Peschel (28) die Campingstühle ausgepackt. Der Gaskocher wird angeschmissen und „standesgemäß“ werden Tassen mit Bulli-Aufklebern verteilt. So kommt gleich Urlaubsgefühl auf: Alles haben sie dabei, sie könnten jederzeit starten – denn: „Es geht um das Fahren, nicht darum, von A nach B zu kommen“, meint Lea Eickhoff. Genau diese Leidenschaft teilen sie und haben daher einen Bulli-Stammtisch in Dinslaken ins Leben gerufen.
Praktisch ist: „Wir haben unsere Kneipe auf Rädern immer dabei“, sagt Nico Peschel aus Wesel, wo er im vergangenen Jahr bereits eine Interessengemeinschaft für den Austausch von Fahrern dieser ganz besonderen VW-Busse gegründet hatte. Einen ähnlichen Gedanken hatte Lea Eickhoff: Als damals der Motor ihres Wagens „Renate“, mit dem sie bereits auf große Tour gegangenen war, streikte und sie Hilfe brauchte, fiel Lea Eickhoff auf, dass viele ihrer Freunde einen Bulli haben und sich damit auskennen. Um die Fans der VW-Busse zusammenzubringen, gründete sie eine Facebook-Gruppe.
Ein teures Hobby
Man würde langsamer fahren, aber dafür mehr sehen von der Landschaft. Es sei auch eine Art Entschleunigung im hektischen Alltag mit dem VW-Bus unterwegs zu sein. „Das sind einfach Autos, die faszinieren“, sagt Peschel. Schnell fallen Ausdrücke wie „T1“ und „T2“, bei denen der Bulli-Unwissende nachfragen muss – zur Erklärung: Alle Modelle von Volkswagen mit der Bezeichnung „T1 bis T6“ gehören zu den bekannten VW-Bullis, T1- und T2-Modelle seien die Klassiker, schwierig zu finden, auf den Straßen am häufigsten zu sehen seien die T3-Modelle berichten die Bulli-Fans. Ein solches hat Nico Peschel auch. Es ist ein teures Hobby. Der Wert eines T3-Modells liege - je nach Zustand - zwischen 10 000 und 20 000 Euro, sagt Peschel.
Lea Eickhoff hat sich ihren Bulli mit einer Freundin zusammen gekauft. Mit dem Schrauben habe sie es nicht so, darum würde sich ein Freund kümmern. Sich gegenseitig Tipps geben, Ersatzteile bereitstellen oder spontane Pannenhilfe – es sei diese Gemeinschaft, die Verbundenheit der Fahrer, die so begeistert: „Ich bin mit meinem Wagen einmal hinter Lübeck liegengeblieben, habe das in einer Facebook-Gruppe gepostet und mir wurde direkt eine Bulli-Werkstatt in der Nähe genannt“, erzählt Nico Peschel.
Als erstes Auto direkt ein Bulli
„Ich bin in einem Bulli aufgewachsen“, sagt Julian Hübner aus Dinslaken. Da wundert es nicht, dass sein erstes Auto auch direkt ein VW-Bus war. Er steckt viel Zeit hinein, restauriert sein Auto seit fast drei Jahren mit Hilfe seines Vaters , „arbeitet sich mit jeder Schraube mehr hinein“, wie er sagt und träumt von einer Tour durch Schweden. „Ich fahr lieber neben der Straße als auf Asphalt.“
Für die Kosten und die Arbeit entlohnt werden sie mit der Freiheit, jederzeit ins Auto steigen und losfahren zu können, die wichtigsten Utensilien dabei zu haben: „Urlaub beginnt dann, wenn man losfährt“, sagt Lea Eickhoff. Er könnte also quasi sofort beginnen, von der ehemaligen Zeche Lohberg aus hinaus auf die Straßen des Niederrheins und der Welt.
>>> INFO: Nächster Bulli-Stammtisch Ende April
- Das erste Treffen des Bulli-Stammtisches fand am 28. Januar statt. Der nächste Termin ist am Sonntag, 30. April, von 12 bis 20 Uhr an der Zentralwerkstatt Zeche Lohberg.
- Die Mitglieder kommen aus verschiedenen Städten am Niederrhein: Bottrop, Wesel, Dinslaken, Sonsbeck und Kleve. Weitere Infos: www.facebook.com/bulli.stammtisch.dinslaken