Wesel. Ein Auto steht für eine Sicht des Lebens – das zeigte das Bulli-Festival am Auesee.

Die Liebe zu einem Auto treibt so manch‘ herrliche Blüte; besichtigen konnte man solcherlei Blüten am Auesee in Wesel, wo sich sage und schreibe 900 VW-Bullis aus ganz Deutschland eingefunden hatten, um ein echtes Bulli-Festival zu feiern.

Vom allerältesten T1 bis zum gerade vom Band gelaufenen T6 war in allen Farben und Größen die gesamte Palette vertreten. Dazu gab es Live-Musik auf großer Bühne, Gastronomie von Wraps, Crêpes, Pommes und Burger über vegane Falafel bis Eis, sogar eine Teestube war vor Ort. Auch das sonstige ‚Drumherum‘ konnte sich sehen lassen: Workshops für Selberschrauber mit Tipps von echten Profis, Messe für Ersatzteile, Anbieter von (Camping-) Zubehör wie Sitzbezügen, Innenausbau, Schlafgelegenheiten, Gasgrills und Fertigmenüs.

Ein Hauch von 70er-Jahre-Feeling

Und mittendrin die Bullis und ihre Besitzer, die tiefenentspannt unter ihren Vorzelten saßen, am Auestrand entlangschlenderten, mit ihren Kindern Sandburgen bauten oder auf der Live-Bühne zum Beispiel der Band „Julia & Matti – Akustik-Musik mit Herz“ lauschten. Überhaupt das Nebenprogramm, das einen Hauch von 70er-Jahre-Hippie-Feeling an den Auesee brachte: Traumfänger basteln, T- Shirts batiken, Armbandknoterei, Schlüsselanhänger selber machen, Campinggeschirr bemalen.

Und dazwischen wurden immer wieder aus der Rubrik „Show & Shine“ die schönsten Bullis prämiert, oder die ältesten Fahrzeuge, die immer noch im Originalzustand sind. Eine der schönsten eingangs erwähnten (und meistphotographierten und -bestaunten) Blüten hatte ohne Zweifel Gerrit Klaus Brunke, immer wieder standen ganze Menschentrauben vor seinem Bulli.

Rettung in letzter Minute

Vor ein paar Jahren entdeckte er einen doch recht heruntergekommenen, vom Rost zerfressenen T3, der in seinem ersten Leben als Polizeifahrzeug seinen Dienst getan hatte und jetzt mehr oder weniger ‚auf sein Ende‘ wartete. Kurzerhand griff Brunke zu und machte sich an die Totalrenovierung des Autos, einschließlich Abbeizung und komplett neuem Rostschutz. Teils neue Bodenbleche, neue Elektrik, alle Schrauben und Dichtungen neu. Dann ist es ja beinahe eine Replika? „Nein!“, so Brunke, „denn es ist immer noch dasselbe Chassis, dieselbe Karosserie. Original sind auch die Scheinwerfer, Scheiben, Lenkrad und die Stoßstangen.“

Rund 1000 Arbeitsstunden von Schweißer, Schreiner und Lackierer und 85.000 Euro hat er investiert und das Resultat ist ein echtes Schmuckstück mit hinterleuchteter Deckenverkleidung, ausklappbarem Schlafplatz und Regalen in den seitlichen Flügeltüren. „Den vermiete ich auch als Hochzeits-Bulli“, machte er augenzwinkernd noch schnell Werbung.

Am Sonntagabend ging dann das Bulli-Treffen mit seiner herrlich familiären und chilligen Atmosphäre zu Ende, aber für nächstes Jahr will man auf jeden Fall eine Wiederholung planen.