Wesel. Immer wieder werden Bomben in Wesel gefunden – meistens zuvor erwartet. Warum es trotzdem zu Überraschungen kommt, wie jetzt in Fusternberg.

Immer wieder werden im Zuge von Bauarbeiten Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Weseler Stadtgebiet gefunden, so auch am Montag an der Bleicherstege im Stadtteil Fusternberg. Nun war es aber auf dieser Baustelle bereits die zweite Bombenentschärfung innerhalb kurzer Zeit und so entbrannte in den Sozialen Medien eine Diskussion darum, ob man Baugrundstücke nicht komplett sondieren könne, bevor die Bagger anrollen. Es ist eine gute Frage und die kurze Antwort darauf lautet: nein. Denn das Sondieren ist extrem aufwendig, teuer und auch nur an sogenannten Verdachtspunkten möglich.

Bomben in Wesel: Sondiert werden kann nur bei Verdachtspunkten

Immer, wenn in Wesel ein Bauantrag gestellt wird, werden zunächst Luftbilder von dem fraglichen Grundstück erstellt und an die Bezirksregierung weitergeleitet, erläutert Stadtsprecher Swen Coralic. Dort werden sie von Fachleuten ausgewertet, die anhand von historischem Datenmaterial – beispielsweise Bildern, Karten und Dokumentationen der Alliierten – ermitteln, ob es an der fraglichen Stelle einen (oder gar mehrere) Bomben-Verdachtspunkte gibt. „Die Karten irren in der Regel nicht“, bilanziert Coralic. Und wenn, dann komme es häufiger vor, dass sich an den erwarteten Stellen keine Bomben befinden.

Die Verdachtspunkte sind nötig, um überhaupt sondieren zu können. Nachdem zunächst die Oberfläche untersucht wird, müssen insgesamt 30 jeweils sieben Meter tiefe Löcher in festgelegten Abständen zum Verdachtspunkt gebohrt werden, in die die Sonden eingeführt werden. Wird eine Bombe gefunden, muss sie danach entschärft werden – je nach Zünder gibt es ein engeres oder weiteres Zeitfenster.

Bombenfunde bei Sondierungen sind der Regelfall

Auch das fragliche Grundstück an der Bleicherstege wurde vor Baubeginn auf diese Weise untersucht. Die Fachleute der Bezirksregierung haben einen Verdachtspunkt festgestellt, es wurde sondiert und im Zuge dessen die Bombe gefunden und entschärft. Das war der Fall im Juni.

„Das ist eigentlich auch der Regelfall“, erläutert Coralic. Dass Bomben zufällig bei Bauarbeiten gefunden werden, so wie am Montag an der Bleicherstege, sei eher selten. Zumal auch das Gegenteil passieren kann, wie etwa im Juni 2020 im Zitadellenviertel. Hier hatte es zwei Verdachtspunkte gegeben, bei denen sich im Zuge der rund 14-stündigen Sondierungsmaßnahmen herausgestellt hat, dass eben keine zu entschärfende Bombe im Erdreich schlummert.