Wesel. Die Welt ist derzeit im Krisenmodus: Der Weseler Chemiekonzern Altana konnte seinen Umsatz trotzdem steigern. Das sind die Details.
Rekordinflation, explodierende Energiepreise, eine drohende Gasknappheit, der Krieg in der Ukraine: Dem Weseler Spezialchemiekonzern Altana scheint die derzeitige Weltlage wenig anhaben zu können, zumindest beim Umsatz. Das international agierende Unternehmen befindet sich weiterhin auf einem deutlichen Wachstumskurs, wie aus der jetzt veröffentlichten Halbjahresbilanz hervorgeht.
Demnach stieg der Umsatz des Konzerns in den ersten sechs Monaten des Jahres auf rund 1,57 Milliarden Euro, das waren gut 18 Prozent mehr im Vergleich mit dem ersten Halbjahr 2021. Einen Effekt hatten die hohen Kosten für Material, Logistik und Energie allerdings: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erreichte 268 Millionen Euro und lag damit rund fünf Prozent unter dem Vorjahreswert.
„Altana bleibt auch in diesen unruhigen Zeiten der verlässliche innovative Partner, den unsere Kunden gerade jetzt brauchen“, wird der Vorstandsvorsitzende Martin Babilas in der Mitteilung des Unternehmens zitiert. „Wir investieren weiter in nachhaltige Technologien, die zur Klimawende beitragen. Der von Altana schon vor Jahren eingeschlagene Weg erweist sich aktuell als wichtiger denn je.“
Altana: BYK machte weiter den größten Umsatz
Trotz der hohen Kosten hat der Konzern nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr rund 95 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung gesteckt. Unter anderem wurde eine neue Metallisierungstechnologie zur Herstellung metallischer Etikettenverzierungen in den Markt eingeführt, es soll die Verwendung von Plastik überflüssig machen und die Verschwendung von Metallen vermeiden, um die Umwelt zu schonen. Endkundinnen und Kunden kommen mit dieser Technologie zum Beispiel im Supermarkt in Kontakt, etwa bei Etiketten von Weinflaschen oder Honiggläsern.
Alle vier Geschäftsbereiche von Altana konnten ihren Umsatz in der ersten Jahreshälfte steigern, so erzielte etwa BYK einen Umsatz von 724 Millionen Euro, bereinigt um die Wechselkurseffekte betrug das Wachstum rund zehn Prozent. Auch die Unternehmensbereiche Eckart, Elantas und Actega verzeichneten stabile Wachstumsraten. Blickt man auf die Weltregionen, in denen der Weseler Konzern aktiv ist, bleibt zwar Europa der Markt mit dem höchsten Umsatz (589 Millionen Euro), das größte Wachstum konnte jedoch in den USA erzielt werden (33 Prozent bei 439 Millionen Euro Umsatz). Treiber dieser Entwicklung sei der wachsende Einzelhandelsmarkt in den Vereinigten Staaten gewesen.
Altana hat sein Geschäft mit Russland eingestellt
Sein Geschäft mit Russland hat der Konzern hingegen komplett eingestellt, es machte vor dem Ausbruch des Krieges allerdings ohnehin weniger als zwei Prozent des Umsatzes aus. „Wir sind weiterhin erschüttert über diesen Angriffskrieg in Europa“, sagte Unternehmenssprecherin Andrea Neumann auf Anfrage der Redaktion. „Wir liefern seit Monaten weder Produkte nach Russland und Belarus noch beziehen wir Produkte aus diesen beiden Ländern. Das nehmen wir sehr ernst und ist uns wichtig.“ In der Ukraine verfügt das Unternehmen über keinerlei Standorte. Sollte es zu einer Gasknappheit kommen, könnte Altana ab Herbst an seinen Standorten in Kontinentaleuropa komplett ohne Erdgas auskommen.
Die weiteren geopolitischen und konjunkturellen Entwicklungen und deren Auswirkungen lassen sich aktuell nicht sicher abschätzen, so das Unternehmen weiter. Während der Umsatz für das Gesamtjahr 2022 den Vorjahreswert voraussichtlich deutlich überschreiten werde, hänge die weitere Entwicklung vor allem von der Verfügbarkeit und den Kosten von Rohstoffen und Energieträgern ab. Vorstandschef Babilas sieht den Konzern aber gut aufgestellt, um die Krisen zu meistern.
Hintergrund: Das ist die Altana-Gruppe
Die Altana-Gruppe hat ihren Sitz in Wesel und verfügt nach eigenen Angaben über 48 Produktionsstätten sowie 65 Service- und Forschungslaborstandorte weltweit. Es gilt weltweit als Marktführer für reine Spezialchemie. Zur Jahresmitte 2022 beschäftigte das Unternehmen weltweit 6840 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit 199 Personen mehr als zum 30. Juni 2021.