Wesel. Die Frauenberatungsstelle der Awo in Wesel bekommt deutlich mehr Anfragen seit Pandemie-Beginn. Bald sind wieder Veranstaltungen vor Ort geplant.

Seit April finden hilfesuchenden Frauen in der Frauenberatungsstelle an der Sandstraße ein neues Gesicht vor: Josée Kortheuer-Schüring. Sie ist die neue Sozialpädagogin in der Beratungsstelle und als solche vor allem für die praktische Hilfe zuständig. Gemeinsam mit den Frauen entwickelt sie Lösungsperspektiven und begleitet sie über einen längeren Zeitraum bei der Bewältigung ihrer komplexen Problemkonstellationen. Das reicht von der Unterstützung bei Anträgen bis zur Vermittlung entsprechender Hilfsangebote an anderen Stellen. „Netzwerkarbeit ist unheimlich wichtig, um die Frauen gut zu versorgen und zu befähigen, ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen“, sagt sie. Beratungsstellen-Leiterin Stephanie Walbrunn ergänzt: „Gute Hilfe kann man ja nur im Verbund mit anderen Stellen leisten.“

Frauenberatungsstelle sucht eine Psychologin

Die Awo-Frauenberatungsstelle befindet sich an der Sandstraße 36 in Wesel. Geöffnet ist sie dienstags, von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 16 Uhr. Außerdem donnerstags, 14 bis 16 Uhr. Während dieser Zeit können sich ratsuchende Frauen auch ohne Termin an die Stelle wenden.

Telefonisch ist die Frauenberatungsstelle unter 0281/46095914 erreichbar sowie per Email an: .

Mit Josée Korthauer-Schüring hat die Frauenberatungsstelle eine neue Sozialpädagogin gefunden. Weiterhin gesucht wird aktuell noch eine Psychologin, um das Beratungsangebot zu ergänzen. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Bewerbung gibt es online unter: www.awo-stellenboerse.de.

Denn die Frauen kommen mit ganz unterschiedlichen Problemlagen in die Beratungsstelle. Grundsätzlich ist sie erst einmal ein Schutzraum für Frauen, die irgendeine Form der Gewalt erlebt haben – sei es psychische, physische oder sexualisierte Gewalt. Manche kommen nur einmal, manche mehrfach. Mal geht es um akute Krisenintervention, mal um sozialrechtliche Hilfestellung, mal um Prävention. „Ziel ist immer die individuelle Stärkung“, erklärt Walbrunn. Damit Frauen aus misslichen Lagen herausfinden und möglichst nicht (erneut) zum Opfer werden.

Corona hat Beratungsbedarf ansteigen lassen

Die Frauenberatungsstelle, die seit 2018 von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) getragen wird, bewältigt seit Pandemiebeginn mehr Anfragen als je zuvor. „In 2020 sind unsere Zahlen extrem angestiegen“, resümiert Stephanie Walbrunn: „Im Lockdown hatten die Frauen eindeutig mehr Unterstützungsbedarf.“ Der Grund: Als Paare und Familien enger aufeinander hockten, gab es auch mehr Konflikte.

Das drückt sich auch in den Zahlen aus: Verzeichneten die Mitarbeiterinnen hier im Jahr 2019 noch 637 Beratungen im ganzen Jahr, waren es 2020 plötzlich 1034, 2021 noch 977 und schon im ersten Halbjahr 2022 kamen rund 400 Frauen zur Beratung an die Sandstraße.

In der Mehrzahl der Fälle geht es um häusliche Gewalt, aber auch Trennung und Scheidung sind Themen, bei denen die Frauenberatungsstelle Unterstützung bieten kann. „Finanzielle Abhängigkeiten spielen da oft mit rein“, erklärt Josée Kortheuer-Schüring.

Veranstaltungen in der Frauenberatungsstelle

Neben den Beratungen starten nun auch wieder Veranstaltungen in den Räumlichkeiten an der Sandstraße. Unter dem Titel „Eine Verabredung mit Dir selbst“ bietet Referentin Stefanie Schremmer monatliche Meditationsabende an. Dieser kurze Rückzug aus dem Alltag soll den Teilnehmerinnen helfen, Ruhe und Stabilität zu finden. Los geht’s mit einem ersten Termin am Dienstag, 19. Juli, um 19.30 Uhr. Die Folgetermine sind ebenfalls für dienstags, 16. August und 13. September, geplant.

Ebenso wie ein Informationsabend zum Thema „Trennung und Scheidung“. Denn wenn eine Frau überlegt, sich von ihrem Partner zu trennen oder scheiden zu lassen, ist das oft von Unsicherheiten und Fragen begleitet. Am Mittwoch, 20. Juli, wird die Rechtsanwältin Maria Bergel erste rechtliche Einblicke geben und Fragen beantworten. Los geht es um 17.30 Uhr.

Beim Meditationsabend kostet die Teilnahme (pro Abend) sieben Euro, der Informationsabend zu Trennung und Scheidung ist kostenfrei. Offen sind beide Angebote für alle Frauen, nicht nur für diejenigen, die schon Kontakt zur Beratungsstelle haben. Allerdings ist eine vorherige Anmeldung unter 0281/46995914 in beiden Fällen nötig.