Wesel. . Die Awo-Frauenberatungsstelle bietet Unterstützung auf dem Weg aus der Gewaltspirale. Ganz praktische, aber auch Rückhalt und Kontakte.
Viele Frauen suchen erst dann Hilfe, wenn sie nicht mehr ein noch aus wissen. Manche auch dann nicht. Die Fachfrauen der Awo-Frauenberatungsstelle in der Sandstraße, Diplom-Psychologin Pia Amaya, Sozialpädagogin und -arbeiterin Anja Daron und Leiterin Stephanie Walbrunn, haben täglich gedemütigten und geschlagenen Frauen zu tun. Abhängigkeiten – finanzielle wie emotionale – und soziale Isolation führen dazu, dass sie nicht aus ihrer Lage herausfinden. Sie schämen sich, schweigen.
Plötzlich auf sich allein gestellt
Der Weg ins Frauenhaus bietet Schutz, doch was dann? Die Awo-Frauenberatungsstelle bietet Unterstützung auf dem Weg in ein gewaltfreies, selbstbestimmtes Leben. Vom 7. Februar an wird es 14-täglich, immer 16 bis 17.30 Uhr, einen Gesprächskreis für Frauen nach Frauenhausaufenthalt geben, begleitet von Psychologin Pia Amaya. Die Beratungsstelle ist ein geschützter Raum. Im „neuen“ Leben müssen die Frauen alle Entscheidungen allein treffen, mitunter macht das Angst.
Probleme mitbringen und gemeinsam angehen
„Es wird kein festes Programm geben“, sagt Pia Amaya. „Die Teilnehmerinnen können ihre aktuellen Probleme mitbringen.“ Die Wohnungssuche, rechtliche Dingen oder der bürokratischen Papierkram sind einige. Hinzu kommen Ängste, Stress und ein geringes Selbstwertempfinden. „Jede betroffene Frau, egal welchen Alters, welcher Nationalität oder Religionszugehörigkeit, ist willkommen“, sagt Pia Amaya. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird unter 0281/46 09 59 14 gebeten. Neben dem Gesprächskreis für Frauen nach Frauenhausaufenthalt gibt es wöchentlich einen Offenen Treff im „Frauenzimmer“, immer donnerstags, 9.30 bis 11 Uhr.
Erfahren, was möglich ist und handeln
477 Beratungsgespräche hat die Frauenberatungsstelle 2018 geführt, 166 Frauen sind zu ihr gekommen. Die Beraterinnen helfen ihnen, ihre Möglichkeiten zu kennen und zu nutzen. „Im Falle häuslicher Gewalt kann der Täter zehn Tage aus der Wohnung verwiesen werden“, erläutert Anja Daron. „Es ist Zeit, das Leben zu organisieren und zu planen.“ Die Frauen können bei Gericht eine einstweilige Verfügung erwirken. „Sie müssen aber wissen, was sie wollen. Das Gericht berät nicht“, so Pia Amaya. „Sie müssen klar sagen: Ich will ein Kontakt- und Annäherungsverbot.“
Sechs Monate Zeit um neue Wege zu gehen
Darüber hinaus können sie beantragen, dass der Mann für sechs weitere Monate der Wohnung fern bleibt. Auch die Zusammenarbeit der Beraterinnen mit der Polizei kann hilfreich sein: „Häufig hat der Mann noch Haus- oder Autoschlüssel.“ Die Awo-Frauenberatungsstelle ist Anlaufstelle für hilfesuchende Frauen. „Der Anrufbeantworter läuft immer und wir rufen ganz sicher zurück.“