Hünxe/Schermbeck. Jeweils zwei Küken sind in beiden Storchennestern geschlüpft. Nach dem Drama im Vorjahr hoffen die Anwohner nun, dass die Jungstörche durchkommen
Seit Ende Mai kann man in Krudenburg einen Blick auf den Storchennachwuchs werfen: Wenn man im entscheidenden Moment vom optimalen Standpunkt aus Richtung Storchennest am Krudenburger Weg blickt, sieht man für wenige Sekunden die Köpfe der Küken. Hier an der Grenze zu Drevenack sind zum zweiten Mal Jungstörche geschlüpft – zu großen Freude der Anwohner. „Wir drücken fest die Daumen, dass das Wetter dieses Jahr mitspielt und die Jungen groß werden“, sagt ein Nachbar vom Storchennest, der dabei natürlich das Drama im Vorjahr im Hinterkopf hat, als alle Jungen durch einem plötzlichen Kälteeinbruch Anfang Juni ums Leben kam und dadurch die Aufzucht scheiterte. Nun soll sich solch ein Verlust nicht wiederholen.
Deshalb hoffen die Krudenburger in diesem Jahr auf eine möglichst milde Schafskälte. Denn zwischen dem 4. und 20. Juni (meist um den 11. Juni) gibt es in Mitteleuropa oft einen Kälteeinbruch, wie auch im Jahr 2021. Durch einströmende kühle und feuchte Luft aus Nordwest sinkt die Temperatur innerhalb weniger Stunden um fünf bis zehn Grad.
Hudern ist bei größeren Jungen nicht mehr möglich
Die Schafskälte tritt nicht jedes Jahr auf und ist deshalb nicht vorhersehbar. Den Namen trägt diese Wetterlage nach den Schafen, die traditionell bis dahin bereits geschoren wurden und für die der Kälteeinbruch durchaus bedrohlich werden kann.
Für Jungstörche sei es dann gefährlich, wenn der Nachwuchs schon so groß ist, dass er nicht mehr von einem Altstorch „gehudert“ (also mit den Flügeln und dem Körper geschützt) werden könne, erläutert Hans Glader, der Vorsitzende des Storchen-Stiftung NRW. Das Federkleid der Jungen ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht in ausreichender Weise ausgebildet. Deshalb können sie sich noch nicht alleine warmhalten. Beim Hudern setzen sich die Alttiere vorsichtig auf den Nachwuchs, um sie zu wärmen und vor dem Regen zu schützen. Ab einer bestimmten Größe ist das allerdings nicht mehr möglich.
Am Krudenburger Weg sind die Jungen jetzt aber schon vier Wochen alt und dürften eigentlich kräftig genug sein, dass ihnen auch ein paar nassere und kältere Tage nicht mehr viel ausmachen.
Begeisterung über Zwillinge im Ortskern
In diesem Jahr gibt es auch im Krudenburger Ortskern nahe der Straße Feldmark erstmals eine Storchenbrut. Seit Mitte April haben auch hier die Besitzer der angrenzenden Gärten begeistert registriert, dass „ihre“ Störche auf dem rot-weißen Pfahl brüten. Und in dieser Woche war es dann endlich soweit: Voller Begeisterung meldete Grundstücksbesitzer Matthias Müller am Donnerstag: „Heute habe ich zwei Babys gesehen!“ Allerdings sind diese beiden Küken noch deutlich kleiner als ihre Artgenossen etwa einen Kilometer Luftlinie weiter Richtung Westen.
Auch in Gahlen hatten die Anwohner wieder auf Nachwuchs in ihren Storchennestern gehofft. Während in dem Horst zwischen Bruchmühlenweg und Elsenweg die Nachbarn zwar recht früh im Jahr schon „Meister Adebar“ erblickten, klappte eine Brut hier diesmal offensichtlich nicht – seit längerer Zeit schon ist das Nest verwaist.
Drillinge am Kuhweg in Besten
Anders die Situation am Kuhweg in Besten: Hier hat sich sogar gleich dreifacher Nachwuchs eingestellt. Die Jungstörche dürften schon etwa fünf Wochen alt sein. In diesem Alter lassen die Alttiere ihre Jungen auch schonmal alleine im Nest und gehen auf Futtersuche. Doch bis die Kleinen auch selber auf Jagd nach Regenwürmern und Fröschen gehen, wird es noch etwas dauern: Nach gut zwei Monaten ist ein Jungstorch flügge – die sogenannte Nestlingsdauer beträgt ungefähr 60 Tage. Dann steht für die Jungen der erste Ausflug an...