Schermbeck. Im Storchennest am Elsenweg recken zwei Küken ihre kleinen Hälse in die Höhe, auf dem Horst in Besten ist sogar dreifacher Nachwuchs geschlüpft.

Es dürfte in den ersten Mai-Tagen gewesen sein, als die Jungstörche in Gahlen aus dem Ei geschlüpft sind. So genau weiß das aber keiner, denn in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen ist der Nachwuchs auf den Storchennestern kaum zu erkennen.

Doch jetzt, nach gut zwei Wochen, sind die Jungtiere schon etwa so groß wie ein Huhn und deutlich zu erkennen. Zumindest, wenn man etwas Geduld mitbringt – und am besten ein gutes Fernglas oder ein starkes Teleobjektiv.

Da die beiden Storchennester in Gahlen und Besten nur von unten aus betrachtet werden können, verdecken die Zweige des Horstes den Nachwuchs meistens komplett – wenn sich ein Altstorch schützend über seinen Jungen niederlässt, ist sowieso nur das Elterntier zu sehen.

Im dritten Jahr in Folge

Der Heimatverein Gahlen hat in der Nähe der Storchennester jeweils riesige Insektenhotels aufgestellt – von diesen Stellen am Elsenweg sowie am Kuhweg hat man einen freien Blick auf die Storch-Familien. In Zukunft sollen dort eventuell noch Info-Tafeln aufgestellt werden, die die „Geschichte“ der Störche in Gahlen beleuchtet.

Denn diese scheint sich jetzt wirklich zu einer „Erfolgsgeschichte“ zu entwickeln, nachdem Meister Adebar ein paar Jahr Anlauf brauchte, um in dem Lippedorf dauerhaft sesshaft zu werden.

Die Storchenjungen am Elsenweg in Gahlen kuscheln sich eng aneinander, das Alttier wacht darüber.
Die Storchenjungen am Elsenweg in Gahlen kuscheln sich eng aneinander, das Alttier wacht darüber. © Unbekannt | Johannes Kruck

Nachdem die imposanten schwarz-weiß-roten Vögel die Nisthilfe zehn Jahre lang wenig beachteten, stellte ich in Gahlen im Jahr 2019 erstmals ein Bruterfolg ein. Jeweils zwei Junge wurden am Kuhweg und am Elsenweg groß gezogen.

Auch im vergangenen Jahr brüteten die Störche erneut in beiden Nestern und brachten insgesamt dreifachen Nachwuchs zur Welt.

Schon zum dritten Mal in Folge

Im dritten Jahr in Folge wurde nun in diesem Frühjahr sowohl in Gahlen wie auch in Besten erneut Nachwuchs erwartet – und zur großen Freude der Anwohner und auch von Spaziergängern sind diesmal gleich fünf Küken geschlüpft: Zwei am Elsenweg und sogar drei auf dem Horst am Kuhweg in Besten.

„Das ist natürlich eine tolle Sache“, freut sich auch Markus Wallbrodt, der für den Heimatverein Gahlen die Störche betreut.

Ob alle Jungtiere auch überleben, ist noch ungewiss, aber die ersten kritischen Tage haben sie bereits überstanden. Auch heftige Startregenschauer haben sie aushalten müssen, immer beschützt von mindestens einem Alttier.

Beringung wohl im Juni

Ungefähr in einem Monat sollen die Jungstörche dann von einem Experten beringt werden, damit man später verfolgen kann, wo es die Tiere hinzieht – und ob sie vielleicht im kommenden Jahr wieder nach Schermbeck zurückkehren.

Das Insektenhotel am Storchennest am Kuhweg in Besten. Im Hintergrund erkennt man das Nest auf dem Mast.
Das Insektenhotel am Storchennest am Kuhweg in Besten. Im Hintergrund erkennt man das Nest auf dem Mast. © Unbekannt | Johannes Kruck

Thomas Traill von der Biologischen Station Wesel erläutert, dass zwar eigentlich die Rheinaue der „Hot-Spot“ der Storchenbruten am Niederrhein sei, aber auch in der Dingdener Heide und der Isselaue beispielsweise Meister Adebar sich offenbar wohl fühle.

Dass die Störche nun auch zum dritten Mal in Folge im Lippedorf Gahlen erfolgreich Nachwuchs aufziehen, sei daher wenig verwunderlich.

„Das Nahrungsangebot scheint gut zu sein. Dass die beiden Nester dort nur ein paar Kilometer voreinander entfernt stehen, stört die Störche nicht. Die fliegen mehrere Kilometer weit zur Nahrungssuche.“

Zahl auf der Bislicher Insel verdoppelt

Zu eng scheint es für Störche so schnell also am Niederrhein nicht zu werden. Wie der Biologe sagt, habe er bis zum vergangenen Jahr geglaubt, der Bestand auf der Bislicher Insel sei mit 14 Paaren dort gesättigt.

Doch er wurde eines Besseren belehrt – die Zahl hat sich 2021 genau verdoppelt: „Wir haben jetzt dort sogar 28 Paare.“