Wesel. Kaum Leerstände, wenige Mieterwechsel, hohe Investitionen: Der Bauverein Wesel konnte sein Geschäft trotz Pandemie erfolgreich entwickeln.

Das Geschäftsjahr 2021 war ein gutes für den Bauverein Wesel. Anlässlich der Hauptversammlung der Aktionäre, die coronabedingt ein weiteres Mal nur online durchgeführt werden konnte, stellte Bauverein-Vorstand Norbert Haeser dessen Ergebnis jetzt vor. Demnach liegt das Betriebsergebnis für 2021 bei 1.786.000 Euro und somit höher als im Vorjahr (1.626.000 Euro). Auch die Eigenkapitalquote ist gestiegen, während Fluktuations- und Leerstandsquote gesunken sind.

Mit nur noch 16 leerstehenden Wohnungen (was einer Leerstandsquote von 0,67 Prozent entspricht) befinde sich der Bauverein „deutlich unter dem Branchendurchschnitt“, berichtete Haeser im Gespräch mit der NRZ erfreut. Hinzu kommt, dass mehrere Bauprojekte aus den Vorjahren in 2021 fertig gestellt werden und sogleich vermietet werden konnten, ohne sie großartig bewerben zu müssen. „Dieser schnelle Vermietungsprozess zeigt auch, wie wir nah wir am Geschmack der Leute sind“, bilanziert Haeser mit Blick auf die Neubauten an der Kreuzstraße und der Springendahlstraße.

Ökologische Aspekte spielen große Rolle für den Bauverein Wesel

Denn sowohl Sowohl die 46 Wohnungen an der Kreuzstraße, die im Januar und Februar 2021 bezogen worden sind, als auch die 24 Wohnungen an der Springendahlstraße, in denen seit April 2021 die ersten Mieter wohnen, haben barrierefreie Bäder und Aufzüge – das ist beim Bauverein mittlerweile Standard. Hinzu kommen ökologische Aspekte, wie etwa an der Kreuzstraße die Dachbegrünung und eine Photovoltaikanlage.

Bauverein Wesel in Zahlen

2368 Wohnungen, 28 Gewerbeeinheiten sowie 299 Garagen und Stellplätze gehörten im Jahr 2021 zum Portfolio des Bauvereins Wesel.

In deren Modernisierung und Instandhaltungen hat er insgesamt 4,234 Millionen Euro investiert.

79 Wohnungen wurden neu gebaut, acht gekauft und sechs veräußert.

Trotz der Investitionen in Modernisierung und Neubau ist die Eigenkapitalquote auf 41,1 Prozent (2020: 39,1 Prozent) gestiegen.

Vom Bilanzgewinn in Höhe von 893.145,82 Euro werden 143.550 Euro an dividendenberechtigte Aktionäre ausgeschüttet, 749.604,82 Euro fließen in die Bauerneuerungsrücklage.

Ebenfalls mit intensivem Blick auf ökologische Aspekte folgte in 2021 auch der Umbau im Zitadellenviertel, Leipziger Straße 2-10. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, stand hier neben Modernisierung auch energetische Sanierung auf dem Programm. „Diese Häuser sind komplett eingepackt worden“, illustriert Norbert Haeser, denn im Zitadellenviertel gibt es eine „Dekarbonisierungsstrategie“.

Das heißt, der Bauverein versucht diese Häuser so zu gestalten, dass sie mit möglichst wenig fossilen Brennstoffen auskommen. Aktuell wird die Fortführung dieses Projekts mit den letzten beiden verbliebenen Wohnriegeln (Leipziger Straße 12-30) geplant – unter anderem soll hier eine Luft-Wärmepumpe zum Einsatz kommen. Mit dem Bau, so Haeser, werde aber wahrscheinlich erst 2023 begonnen.

Neubau von 62 Wohnungen an der Fusternberger Straße geplant

Anders an der Fusternberger Straße, wo der Bauverein 62 Wohnungen schaffen will. Hier wird nicht mit einer Luft-Wärmepumpe, sondern mit Geothermie (Erdwärme) geplant, denn auch hier steht das Ziel ohne fossile Brennstoffe auszukommen, weit oben. Darüber hinaus gibt es die Überlegung, auch hier eine Photovoltaikanlage zu installieren, die das Haus speisen und die Mieter so mit günstigen „Mieterstrom“ versorgen könnte – das wäre das gleiche Konzept wie an der Kreuzstraße.

Mit dem noch in Planung befindlichen Neubau an der Fusternberger Straße reagiert der Bauverein außerdem auf eine weitere Problematik: „Die Nachfrage nach kleinen Wohnungen ist extrem groß“, hält Norbert Haeser fest, daher sollen die Wohnungen hier unterschiedliche Größen – von 40 bis 120 Quadratmeter – haben. Letztere, also die großen Wohnungen mit vier und mehr Zimmern, sind ebenfalls gefragt, aber bislang wenig vorhanden – zwei bis drei Zimmer, das ist das Brot- und Buttergeschäft des Bauvereins. Durchschnittlich liege die Suchzeit aber auch hier bei zwei bis drei Monaten, berichtet Haeser.

Das liegt auch an der niedrigen Fluktuationsquote – also dem Anteil an Wohnungen, die neu vermietet werden. Diese lag 2021 bei 8,6 Prozent, 2020 noch bei 11 Prozent. Mieter bleiben also länger in ihren Wohnungen, Wechsel sind seltener.

An der Fusternberger Straße sollen außerdem elf der 62 Wohnungen öffentlich gefördert werden und das bei gleichbleibenden Standards. Aufgrund der hohen Baupreise sei man „nicht so frei, was die Zahl der Wohnungen angeht“, erläutert Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Diese steigen – unter anderem – durch den Ukraine-Krieg an, wie Norbert Haeser erläutert, da hierdurch etwa die Verfügbarkeit von Baumaterialien eingeschränkt wird. Außerdem hatte den Bauverein die Schließung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zu Jahresbeginn unerwartet getroffen, erläutert Norbert Haese weiter, man muss also außerdem auf die Überarbeitung der Förderrichtlinien warten.