Kreis Wesel. Auch im Kreis Wesel ist die Initiative Wikiwolves aktiv. Mitglieder wie Steffi Sakowitz packen ehrenamtlich beim Zaunbau auf den Weiden mit an.

Kaum ein Thema spaltet die Gemüter so sehr wie der Wolf. Seit sich Gloria im Bereich Schermbeck/Hünxe niederlassen und ein Rudel gegründet hat, stehen sich Befürworter und Gegner des zurückgekehrten Beutegreifers oft unversöhnlich gegenüber – und viele Menschen können sich mit der Anwesenheit der Wölfe nicht anfreunden: In unserer repräsentativen Umfrage sagen 55 Prozent der Befragten auf der rechten Rheinseite, dass der Wolf nicht an den Niederrhein gehört. Die Initiative Wikiwolves geht das Thema von einer sehr pragmatischen Seite an: Ob erwünscht oder nicht – der Wolf ist nun einmal da und das bedeutet, dass Weidetiere mit Zäunen geschützt werden müssen. Auch im Kreis Wesel hat sich eine Gruppe gebildet, die ehrenamtlich beim Schutz der Weiden mit anpackt.

Rund 20 Mitglieder umfasst die Whatsapp-Gruppe, mit der Steffi Sakowitz, Ansprechpartnerin in NRW bei Wikiwolves, die Einsätze im hiesigen Wolfsgebiet koordiniert. Die Helfer aus verschiedenen Kommunen und Altersgruppen haben sich gemeldet, um Weidetierhaltern in ihrer Freizeit ehrenamtlich beim Zaunbau unter die Arme zu greifen. Einige Einsätze im Bereich Hünxe/Schermbeck hat die Gruppe schon absolviert, berichtet Steffi Sakowitz. Der nächste steht demnächst bei einer Pferdebesitzerin in Schermbeck-Damm an. „Die Pferdehalter machen sich besonders große Sorgen“, weiß sie.

Beim Zaunbau in Hünxe im März (v.l.): Steffi Sakowitz, Koordinatorin von Wikiwolves für Nordrhein-Westfalen,  Hofinhaber Jörg Reßing, Kurt Opriel (Schäfer und Fachmann für Weidezäune) und Sven Zwirner vom Zaunhersteller Patura.
Beim Zaunbau in Hünxe im März (v.l.): Steffi Sakowitz, Koordinatorin von Wikiwolves für Nordrhein-Westfalen, Hofinhaber Jörg Reßing, Kurt Opriel (Schäfer und Fachmann für Weidezäune) und Sven Zwirner vom Zaunhersteller Patura. © FFS | Lars Fröhlich

Über soziale Medien und bei Veranstaltungen machten die Helfer anfangs auf ihr Angebot aufmerksam. „Mittlerweile funktioniert das schon gut über Mundpropaganda“, berichtet Steffi Sakowitz, bei der die Anfragen für die Einsätze eingehen. So wie vor einiger Zeit auf dem Reiterhof Reßing in Hünxe: Auf Initiative der Kreiszüchterzentrale und des Kreises Wesel halfen die Wikiwolves-Mitglieder unter fachlicher Anleitung, einen wolfssicheren Zaun zu installieren, der zugleich die Verletzungsgefahr für Pferde durch ein spezielles Litzensystem senkt. „Wir freuen uns über jede Erfahrung“, sagt die 48-Jährige.

Wikiwolves: Brücken bauen für eine Koexistenz vom Wolf und Weidetieren

In der oft polarisierenden Debatte wollen Freiwillige praktische Hilfe leisten, um den Weidetierhaltern das Leben mit dem Wolf zu erleichtern. Eine „verbale Kriegsführung“ sei nicht der richtige Weg, so Sakowitz mit Blick auf die Wolfsdebatten. Es gelte vielmehr, auf sachlicher Ebene Brücken zu bauen. Zwar begrüßen die Aktiven die Anwesenheit des Wolfes größtenteils, aber sie sehen auch die Probleme der Landwirte und Tierhalter: „Da ist viel Mehrleistung von ihnen gefordert.“ Anfangs seien es vor allem Wolfsfreunde gewesen, die sich bei Wikiwolves engagierten, mittlerweile sind auch Tierhalter selbst für die Initiative aktiv. „Klar kommt bei unseren Einsätzen die Wolfsthematik auf den Tisch, aber wir versuchen, uns neutral zu positionieren“, beschreibt die NRW-Koordinatorin. Beim Zaunbau lernen die Helfer die Sorgen der Weidetierhalter besser kennen und verstehen, warum sie frustriert sind.

Zum Beispiel, wenn es um die Anträge für die Förderung der Zäune geht. „Das ist schon ein großer bürokratischer Aufwand“, weiß Steffi Sakowitz, die selbst in Dinxperlo wohnt. Manche geben sogar entnervt auf. Seitdem auch die Pferdehalter Anspruch auf wolfsabweisende Zäune haben, erhalten die Wikiwolves-Helfer mehr Anfragen. Mindestens einen Tag müsse man dann für den Einsatz auf der Weide einplanen, die Arbeit wird am Wochenende erledigt und kann ziemlich anstrengend sein. „Aber ich habe das ja für etwas Gutes getan“, schildert die 48-Jährige, die im Hauptberuf als Busfahrerin arbeitet, ihre Motivation.

Mitstreiter sind bei Wikiwolves willkommen

Neue Mitstreiter für die Arbeit auf der Weide sind jederzeit willkommen. Auch Tierhalter, die bei der Einzäunung ihrer Weiden Unterstützung benötigen, können sich bei der Initiative Wikiwolves melden. Das Material stellen die Halter, die Helfer steuern ihre Arbeitskraft bei. Interessenten können sich bei nrw@wikiwolves.org melden. Infos zu der Initiative und ihrer Arbeit gibt’s auch unter www.wikiwolves.org.