Hünxe. In Hünxe werden Herdenschutzzäune für Pferde aufgebaut. Ein Experte begleitet das. Ehrenamtliche von Wikiwolves NRW wollen Halter unterstützen.

Die Kamera habe am Morgen hier noch einen Wolf aufgezeichnet, berichtet Jörg Reßing und deutet den Weidestreifen entlang. Und die Wölfe seien bereits bis vorne zu den Ställen gelaufen, sagt der Reiterhofbesitzer. Bei den Ställen ist an diesem Tag viel los: Pferde werden geputzt, später geht es los zum Ausritt. Reßing hält am Hohen Wardweg in Hünxe rund 100 Pferde und Ponys. Glücklicherweise – einen Riss - habe es hier noch nicht gegeben.

Trotzdem: In diesen Tagen entsteht hier für eine drei Hektar große Fläche ein mehr als 800 Meter langer Schutzzaun, der Wölfe fernhalten soll. Dafür haben am Freitag rund zehn Personen mit angepackt - darunter auch ehrenamtliche Helfer des Vereins Wikiwolves NRW.

Halter können sich die Zäune auf dem Pferdehof anschauen

Seit vier Jahren leben die Menschen im Kreis Wesel mit dem Wolf - seither müssen sich vor allem Schafhalter mit dem Thema Herdenschutz befassen. Doch dann kam es zuletzt auch vermehrt zu Ponyrissen. Das NRW-Umweltministerium hat daraufhin den Herdenschutz auf Ponys, Fohlen und Kleinpferde ausgeweitet. Auf dem Hof Ressing hat der Kreis Wesel im Rahmen eines einmaligen Pilotprojekts „Herdenschutz für Pferde“ nun die Materialkosten von rund 11.000 Euro übernommen. Weitere Projekte seien nicht geplant, heißt es.

Zu den Hintergründen erläutert Helmut Czichy, Vorstandsmitglied für den Bereich Umwelt, beim Pressetermin: Das Pilotprojekt solle Haltern mitten im Wolfsgebiet zeigen, dass der Herdenschutz funktioniere und wie zügig der Aufbau gehe. Wer sich das anschauen möchte, könne jederzeit vorbeikommen, sagt Jörg Reßing.

Von links: Steffi Sakowitz, Koordinatorin von Wikiwolves NRW, Hofinhaber Jörg Reßing, Kurt Opriel, Nachbar, Schäfer und Fachmann für Weidezäune, und Sven Zwirner, Aussendienstler des Zaunherstellers Patura.
Von links: Steffi Sakowitz, Koordinatorin von Wikiwolves NRW, Hofinhaber Jörg Reßing, Kurt Opriel, Nachbar, Schäfer und Fachmann für Weidezäune, und Sven Zwirner, Aussendienstler des Zaunherstellers Patura. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Sven Zwirner von der Firma Patura, die Teil des Projekts ist, begleitet den Aufbau an diesem Tag. In Niedersachsen, wo der Wolf schon länger ein großes Thema ist, wurden bereits viele Erfahrungen beim Herdenschutz gesammelt, so Zwirner, der aus Bremen kommt. Was den vorliegenden Zaun ausmacht? Das sei der mit Kunststoff ummantelte Draht mit Kohlefaser als leitfähigem Material, denn „wir brauchen Strom beim Wolf, das hat sich bewährt“, erklärt er. Ein weiterer Vorteil: Der Draht werde so stark gespannt, dass er sich nicht um die Pferdebeine wickelt und die Tiere so verletzt.

Ehrenamtliche Mitglieder von Wikiwolves NRW helfen mit

Zur Vorbereitung des Aufbaus musste das alte Zaunmaterial abgebaut und entsorgt werden. Die Kosten dafür hat Jörg Reßing getragen - in seinem Fall rund 7000 Euro. Außerdem müsse der Boden begradigt werden, damit 20 Zentimeter Platz bleibe, das ist die Höhe des untersten Drahtes. „Wenn er gräbt, bekommt der Wolf einen gewischt“, sagt Zwirner.

Dieser Draht soll die Wölfe fernhalten.
Dieser Draht soll die Wölfe fernhalten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Steffi Sakowitz ist Koordinatorin beim Verein Wikiwolves NRW und hat sich zusammen mit weiteren ehrenamtlichen Mitgliedern – derzeit sind es im Kreis Wesel rund 20 – genau angesehen, wie der Zaun aufgebaut wird. Dabei habe sie an diesem Tag viele neue Handgriffe gelernt und Tipps bekommen. Bislang hätten sie vor allem Schafhalter im Wolfsgebiet Schermbeck unterstützt. Das Engagement von Sakowitz und ihrem Verein habe begonnen, als das Wolfsgebiet ausgewiesen worden sei. „Viele von uns sind Wolf-Fans, wir haben aber Verständnis dafür, wie schwierig es für die Tierhalter ist, sich zu schützen“. Deswegen wollen sie mit anpacken. So wie an diesem Tag in Hünxe.

  • Tierhalter, die Unterstützung beim Zaunaufbau benötigen, können sich an den Verein wenden: nrw@wikiwolves.org