Wesel/Hamminkeln. Die Nachfrage nach Photovoltaik ist jüngst sprunghaft angestiegen – viele Firmen kommen mit der Neuinstallation aber kaum noch nach.

„Der Strom kommt aus der Steckdose, klar“, sagt Oliver Duhr, Energieberater aus Hamminkeln. Immer mehr Leute kämen in jüngster Zeit allerdings auf die Idee, ihren Strom selber herzustellen – aus Umweltschutzgründen, aber auch um Kosten zu sparen.

Kein Wunder, dass in unserer repräsentativen Umfrage rund drei Viertel der Befragten die Frage „Sollte im Kreis Wesel mehr in umweltfreundlichen Strom investiert werden? mit „Ja“ beantwortet haben – am allergrößten war die Zustimmung für Sonnenenergie, deren Ausbau 94 Prozent für sinnvoll halten. Das erscheint logisch: In Wesel wurden im Jahr 2021 etwa 2340 Sonnenstunden gezählt – im Juli waren es täglich im Schnitt fast 10 Stunden Sonnenschein. Diese Energie müsste man viel mehr nutzen als bisher, ist fest jeder im Kreis Wesel überzeugt.

Run auf Photovoltaikanlagen schon seit Monaten

Das hat offenbar zu einem Umdenken und auch konkretem Handeln geführt: In den vergangenen Monaten habe es „einen regelrechten Run auf Photovoltaikanlagen“ gegeben, erläutert Energieberater Duhr. Durch steigende Energiepreise Ende 2021 habe dieser Trend eingesetzt und sich mit Beginn des Ukraine-Krieges noch einmal verstärkt. Das Problem dabei sei die Verfügbarkeit von Handwerkern und die Beschaffung von Materialien, die teilweise aber in anderen europäischen Ländern noch zu bekommen seien. „Manche Firmen nehmen erst für Anfang 2023 wieder neue Aufträge an“, so der Experte aus Hamminkeln, der trotzdem weiter jedem empfiehlt, sich jetzt mit einer möglichen Umstellung auf Sonnenenergie zu beschäftigen: „Das ist nur der erste Schritt, den man einmal wagen muss – ähnlich wie beim Elektroauto. Viele, die anfangs skeptisch waren, sind einen Monat später freudestrahlend, dass sie umgestellt haben.“

Anlage rechnet sich schon nach acht Jahren

Nach Duhrs Erkenntnissen rechnet sich eine Solaranlage bereits nach acht bis neun Jahren. Doch noch lange danach produzieren die Photovoltaik-Module weiterhin Strom, der dann natürlich sehr günstig ist. „Man muss höchstens mal eine einzelne Zelle oder den Wechselrichter austauschen, ansonsten läuft die Anlage noch jahrelang“, so der Experte.

Oliver Duhr ist Energieberater aus Hamminkeln.
Oliver Duhr ist Energieberater aus Hamminkeln. © FFS | (Archivfoto) Gerd Hermann

Dies kann auch Alexander Czybulinski, Ingenieur für Energietechnik bei der auch in Wesel ansässigen Firma Enerix, nur bestätigen: „Wir rechnen immer auf 20 Jahre, denn so lange läuft die Anlage auf jeden Fall.“ Kurzfristig würde sich die Investition zwar nicht rechnen, doch nach zwei Jahrzehnten könne ein Haushalt durchaus 20.000 bis 30.000 Euro einsparen.

Handwerker zurzeit am Limit

Er und seine Kollegen arbeiten zurzeit „am Limit“, wofür er mehrere Gründe sieht: Neben der staatlichen Förderung habe sich die Akzeptanz in der Gesellschaft für Photovoltaik deutlich erhöht, zuletzt kamen dann noch die erhöhten Energiepreise und der Krieg in Osteuropa dazu, so Czybulinski.

Für seine Firma gebe es fast für jede Anfrage eine Lösung, denn: „Photovoltaikanlagen finden überall Platz – auf dem Hausdach, auf der Garage, als moderne Terrassenüberdachung oder als Fassadenverkleidung.“

Experte: Sonne, Wind und Gezeiten nutzen!

Energieberater Oliver Duhr ist am gesamten Niederrhein unterwegs, um nachhaltige Energiegewinnung zu unterstützen. Denn er ist überzeugt: „Der heutige Energiebedarf der Menschheit zwingt uns nicht zum Einsatz von fossilen oder nuklearen Brennstoffen – Öl und Gas können wir nur einmal verbrennen, erneuerbare Energiequellen kommen in der Natur jedoch in riesigen Mengen vor: Sonne, Wind und Gezeiten können uns klimaneutral Energie zu Verfügung stellen.“ Jeder einzelne könne sofort dazu betragen, saubere und speicherbare elektrische Energie zu erzeugen und vor Ort zu verbrauchen und auf diese Weise zum Klimaschutz beizutragen.

Geld investieren statt liegen zu lassen

Akke Wilmes ist Energieberater für die Verbraucherzentrale im Kreis Wesel. Er bestätigt die enorme Nachfrage nach Photovoltaik und fügt einen weiteren Grund hinzu – die aktuell recht hohe Inflationsrate: „Bevor das Geld nur herumliegt und an Wert verliert, versuchen viele es sinnvoll in erneuerbare Energie zu investieren.“ Er bestätigt, dass es zunächst eine gewisse Skepsis gegen neue Arten der Energiegewinnung gab, mittlerweile aber immer mehr Leute von positiven Erfahrungen berichten und dadurch andere motivieren mitzumachen.

Offenbar haben also verschiedene Ereignisse in jüngster Zeit viele Leute zum Umdenken veranlasst.