Schermbeck. . Die Kapazität an der Kläranlage an der Alten Poststraße wird größer, die Technik moderner. Der Lippeverband geht davon aus, dass Schermbeck wächst

  • Seit April lässt der Lippeverband die Anlage für rund 10,7 Millionen Euro erneuern
  • Das Projekt ist auf Jahre angelegt, denn der Betrieb läuft derweil weiter
  • Vier Bauabschnitte sollen bis zum Jahr 2020 abgearbeitet sein

Die Kläranlage an der Alten Poststraße arbeitet weitgehend geräuschlos und Thomas Frieling als deren Betriebsleiter dort meist allein. Aber derzeit ist auf dem Gelände viel Betrieb. Die Baustelle brummt: Bis zu 20 Bauarbeiter und Handwerker sind fleißig, zwei große Kräne sind im Einsatz, Bagger rumpeln geschäftig.

Seit April ist der Lippeverband als Betreiber der Schermbecker Kläranlage damit beschäftigt, diese umfassend zu sanieren und auszubauen. Bis zum Jahr 2020 werden die Arbeiten dauern, sagt Projektleiter Christian Schwarz bei einem Rundgang. Rund 10,7 Millionen Euro werden verbaut, Planung inklusive. Die lange Bauzeit erklärt sich dadurch, dass die Anlage in Betrieb bleibt. Schwarz: „Es geht gar nicht anders.“

Schermbeck wächst

Anfang der 1970er Jahre errichtet und in den 1990ern ausgebaut, sei die Anlage reif für eine Kernsanierung, erklärt der Projektleiter. 25 bis 30 Jahre Lebenszyklus seien üblich, ergänzt Michael Steinbach, Pressesprecher des Lippeverbandes. Denn: „Die Anlage läuft immer, und sie muss einiges aushalten.“ Es gelte: Eine Kläranlage ist gut, wenn sie nicht wahrgenommen werde.

„Schermbeck wächst“ ist der Lippeverband überzeugt, und so wird die Kläranlage von aktuell 16 000 auf 18 000 Einwohnerwerte wachsen. Die Zahl sei nicht mit Personen gleichzusetzen, sagt Schwarz, vielmehr gehe es um einen Mischwert des Abwassers, den Mensch und Gewerbe produzieren.

Becken nehmen Form an

Von der Straße aus gut zu sehen sind die Bauarbeiten an den beiden neuen Nachklärbecken. Der Projektleiter: „Das ist der letzte Punkt der Reinigung.“ Mehr als 20 Meter Durchmesser werden die Becken haben. Vom ersten ist derzeit erst die Bodenplatte zu sehen, beim zweiten sind die Bauleute mit dem Schalen der Wände beschäftigt. Gut für den Lippeverband: Die Baufläche, ehemalige Wiese und bislang verpachtet, ist sein Eigentum. Schwieriger Grunderwerb und fehlende Genehmigungen, ergänzt der Pressesprecher, könnten Projekte stark verzögern. Das sei in Schermbeck kein Problem.

Lag die abschüssige Wiese maximal drei bis vier Meter unterhalb der Alten Poststraße, so sind die Bagger für die neuen Becken nochmal weitere sechs Meter in die Tiefe gegangen. „Die Becken verschwinden fast komplett im Boden“, schränkt Schwarz ein; Erdreich wird wieder aufgefüllt.

Jede Menge neue Leitungen müssen noch gelegt werden, auch solche zu den neuen Becken. Abgerissen wird das daneben liegende „Essener Becken“ (Steinbach: „eine Erfindung der Emschergenossenschaft“, daher der Name). Dort entstehen ein Schlamm-Andicker samt Pumpwerk. Eine neue Kläranlage werden die Schermbecker nicht erhalten, aber eine kernsanierte, so Schwarz.

Gerüche vermeiden

In vier Bauabschnitte hat der Lippeverband das Projekt gegliedert. Der letzte wird die Betonsanierung der beiden Faultürme betreffen. „Wir machen die gröbsten Sachen vorweg“, erklärt der Projektleiter das Prinzip. Wenn die Fachfirma aus Bad Oeynhausen die Baustelle räume, werde es auf der Anlage schon ganz anders aussehen. Ein Nachklär- wird noch zum Belebungsbecken umgebaut, und mit einer Ausstripp-Anlage (ein großer schwarzer Kasten) will der Lippeverband Gerüchen entgegenwirken, die beim Eintritt des Schmutzwassers in die Anlage auftreten. „Wenn das Wasser steht, fängt es an zu stinken“, beschreibt der Projektleiter das Problem. Das große Einzugsgebiet mit langen Wegen zur Anlage mache sich hier bemerkbar.

Die Elektrik wird noch saniert, das Betriebsgebäude ebenfalls. Bis dahin muss Betriebsleiter Frieling mit seinem Büro in einen Container umziehen. Vermutlich freut er sich darauf, wieder zurückzukehren – und darauf, dass hier wieder Ruhe einkehrt.