Wesel. Der RE 19 verkehrt jetzt voll elektrifiziert zwischen Wesel und Bocholt. Reisende freuen sich vor allem über Anschluss bis Düsseldorf.
Mit gleich drei Neuerungen startet der „Bocholter“ am Dienstagmorgen wieder seinen Betrieb. Rund sieben Monate herrschte Stille auf der Schiene zwischen Niederrhein und Münsterland, nun verkehrt der Zug wieder stündlich zwischen Bocholt und der Hansestadt – und das voll elektrifiziert, unter neuem Betreiber und als Appendix des RE 19, der nun in Wesel geteilt bzw. zusammengeschlossen wird.
RE19 und RE5: Verwirrung am Bahn-Gleis in Wesel
So ganz reibungslos funktioniert es an diesem ersten Morgen allerdings noch nicht. Um 8.18 Uhr soll der Bocholter in Wesel starten, es ist bereits die vierte Fahrt. Während fahrplanmäßig Gleis 5 vorgesehen ist, korrigieren die Anschläge auf dem Bahnsteig: Gleis 3 soll es sein. Doch hier steht zu dieser Zeit beharrlich der RE 5.
„Wenn der weg ist, kommt der Bocholter“, kann Thomas Roggendorf Auskunft geben. Der Berufspendler freut sich, nun wieder über die Schiene zur Arbeit zu gelangen, nachdem er nun monatelang den Schienenersatzverkehr nutzen musste. „Das hat erstaunlich gut funktioniert“, bilanziert er. „Aber mit der Bahn geht es schon schneller – wenn sie denn pünktlich ist.“ Heute fährt er mit rund zehnminütiger Verspätung ab. Zehn Minuten allerdings sind für geübte Bahnpendler nicht viel.
Strecke von Wesel nach Bocholt wird nur schwach frequentiert
Bei der nächsten Fahrt, eine Stunde später, kommt es dann zu einigen Wirrungen am Bahnsteig. Wieder steht der RE 5 da, wo eigentlich der RE 19 abfahren sollte. Der kommt nun doch auf Gleis 5 an, wenngleich die dortige Info-Tafel etwas anderes behauptet. Also alle los, treppab, treppauf, zum Nachbargleis. Wer nach Arnheim will, steigt vorn ein, wer nach Bocholt muss, bleibt hinten.
Allerdings ist es gerade mal eine Handvoll Reisender, die außerhalb der Hauptpendelzeiten in Richtung Münsterland fahren will. Und so ist es außergewöhnlich ruhig, als der frisch elektrifizierte Zug sich nur leicht rauschend durch die Landschaft schiebt. Auch an den wenigen Stationen auf dem Weg – Blumenkamp, Hamminkeln und Dingden – steigen nur ein oder zwei Personen zu.
Bocholter freuen sich über Direktanbindung und feiern mit Piccolo
Das sieht auf der Rückstrecke schon ganz anders aus. Die Freude der Bocholter über die direkte Anbindung an Ruhrgebiet und Landeshauptstadt ist groß. „Ich hab mir sogar extra frei genommen“, berichtet Michael Bertram. „Der erste Tag ohne Umsteigen – da wollte ich schon zeitnah dabei sein. “
Die eigentliche Jungfernfahrt um 5.15 Uhr war ihm und seinem Sohn Fabian zu früh, stattdessen geht es um 10.15 Uhr ab Bocholt in Richtung Düsseldorf. „Wir wollten eigentlich nur dorthin fahren, eine Kleinigkeit essen und wieder zurück“, erklärt Michael Bertram. Auf Höhe Hamminkeln wird dann sogar mit einem Piccolo auf die neue Verbindung angestoßen.
Geburtstagsfahrt am ersten Fahrtag
Hier steigen auch Margret Becker und ihr Mann Günter zu. „Weil wir das so toll finden, dass man jetzt bis Düsseldorf fahren kann“, freut sich Margret Becker, die mit dieser Fahrt auch ihren eigenen 65. Geburtstag feiert. Bis nach Düsseldorf geht es für die beiden allerdings nicht. „Man hat uns vorher gesagt, dass er vielleicht gar nicht durchfährt“, erklärt das Geburtstagskind. Deshalb reist das Paar nun nur bis nach Wesel, plant dort ein Sektchen zu trinken und anschließend wieder zurück zu fahren – natürlich mit der Bahn.
So fährt der Bocholter jetzt
Der Bocholter verkehrt nicht länger unter der Bezeichnung RE 19a, sondern ist nun Teil des RE 19. Aus Richtung Düsseldorf kommend, wird der Zug in Wesel geteilt. Der vordere Teil fährt in Richtung Arnheim, der hintere nach Bocholt. In entgegengesetzter Richtung treffen sich beide Zugteile in Wesel und fahren als ein Zug in Richtung Düsseldorf weiter.In Richtung Bocholt fährt der RE 19 einmal pro Stunde ab Wesel. Morgens beginnt die erste Fahrt um 5.18 Uhr, die letzte Tour am Abend startet um 23.18 Uhr. Planmäßig ist der Zug 24 Minuten unterwegs, ein Einzelticket für die Strecke kostet 6,10 Euro.
Dass sie aber theoretisch bis nach Düsseldorf kommen würden, finden die beiden „schon sehr, sehr praktisch“, erklärt Margret Becker. Gerade für Fernreisen Richtung Hamburg oder Hannover kann sie das nutzen. „Vorher musste mein Mann mich immer entweder nach Wesel oder nach Duisburg bringen, weil die Anschlüsse nicht da waren“, verrät die überzeugte Bahnreisende.