Hünxe. Das denkmalgeschützte Gebäude an der Bahnhofstraße ist verkauft und bietet demnächst fünf Mietwohnungen mit einem ganz besonderen Charme.

Die Umbauarbeiten sind nahezu abgeschlossen, in Kürze soll neues Leben in den alten Bahnhof Peddenberg einziehen. Das denkmalgeschützte Gebäude an der Bahnhofstraße ist verkauft worden und wird zurzeit für eine neue Vermietung vorbereitet. Fünf Parteien sollen demnächst in dem historischen Gemäuer wohnen, das genau 100 Jahre aktive Eisenbahngeschichte erlebt hat. Der Bezug war ursprünglich schon für Ende 2021 geplant, doch nach NRZ-Informationen steht noch die endgültige Genehmigung durch das Bauamt des Kreises Wesel aus.

Wie einst bei Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer

Vor allem Eisenbahnromantiker und Bahnliebhaber dürften dann hier auf ihre Kosten kommen. Bei der Vermarktung des alten Bahnhofs wurde genau damit geworben. In dem Exposé für diese außergewöhnliche Immobilie heißt es: „Achtung, die Türen schließen selbsttätig. Vorsicht bei der Abfahrt des Zuges! Hat daran nicht jedes Kind schon einmal gedacht und wären wir nicht gerne wieder Kind? Sie sind Reisender auf der Suche nach einer endgültigen Haltestelle und planen nicht erst eine unendliche Abenteuerfahrt wie Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer?“

Wer ganz genau hinschaut, kann an der Außenmauer noch den alten Schriftzug „Peddenberg“ entziffern.
Wer ganz genau hinschaut, kann an der Außenmauer noch den alten Schriftzug „Peddenberg“ entziffern. © Johannes Kruck

Schreiner Johannes Hoves hat in dem Drevenacker Bahnhof 33 Jahre gewohnt und diesen samt Nebengebäude auch für seine Schreinerei genutzt. Seit dem Jahr 2000 hat er hier nach und nach saniert, den Stil eines ehemaligen Bahnhofs dabei aber stets bewusst bewahrt. Denn Hoves bezeichnet sich selber auch als „Eisenbahnliebhaber“ und ist froh, dass er das Gebäude samt ehemaligem Güterschuppen verkaufen konnte und es nach jahrelangem Leerstand jetzt wohl bald wieder mit Leben gefüllt wird.

Bahnliebhaber Johannes Hoves

„Nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch im Inneren sind beispielsweise die alten Türen und Bohlen schon etwas ganz besonderes. Es ist natürlich toll, wenn man so viel wie möglich Historisches erhalten kann“, sagt Hoves. Er begrüßt auch, dass das gesamte Bahnhofsumfeld – wie berichtet – unter Denkmalschutz gestellt werden soll, denn er weiß, dass von Zeit zu Zeit Passanten an der Bahnhofstraße vorbeikommen und sich freuen, noch ein Stück Eisenbahngeschichte aus dem 19. Jahrhundert zu entdecken.

Das gilt im Besonderen für das Hauptgebäude: Denkmalgeschützt hat das Gewand des Bahnhofs den Charme seiner Zeit behalten mit halbrunden Sprossenfenstern im roten Backsteinbau, Wandvertäfelungen, Holzbalken, dem originalen Treppenhaus, niedrigen Türen und Eingängen und nicht zuletzt dem Güterschuppen bodenverkleidet mit altem Dielenholz.

Warten auf die endgültige Erlaubnis

Detailgerecht erhalten, teilweise restauriert, saniert und gepflegt bieten insgesamt rund 400 Quadratmeter Wohn-Nutzfläche auf dem etwa 1.550 Quadratmeter großen Gelände kreative Chancen für die neuen Bahnhofsinhaber, die die fünf Wohnungen vermieten wollen, sobald sie die Erlaubnis dazu vorliegen haben.

Historisches wird jetzt wieder freigelegt: Ein Prellbock steht noch im Außenbereich, Schienen liegen an der ehemaligen Bahnsteigkante.
Historisches wird jetzt wieder freigelegt: Ein Prellbock steht noch im Außenbereich, Schienen liegen an der ehemaligen Bahnsteigkante. © Johannes Kruck

Die ehemalige Empfangshalle sowie der alte Wartesaal liegen im im Erdgeschoss, das insgesamt 218 Quadratmeter umfasst. Das mittlerweile sanierte Obergeschoss (153 Quadratmeter) beherbergte früher die Eisenbahnzimmer, ebenfalls saniert wurde das Dachgeschoss mit einer Größe von noch einmal 46 Quadratmetern – ideal für eine Loftwohnung.

Zurzeit wird auch der Außenbereich des ehemaligen Bahnhofs Peddenberg umgebaut. An der Bahnsteigkante ist nach wie vor Vorsicht geboten – zwar kommt hier kein Zug mehr an, die Schienen liegen aber noch im rückwärtigen Bereich, in dem auch noch ein Prellbock an die Bahnhistorie erinnert.

>>> DESHALB ERHIELT DER BAHNHOF IN DREVENACK DEN NAMEN PEDDENBERG:

Bei den Planungen für die Hamburg-Venloer Bahn sah die zuständige Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft 1867 noch keinen Halt in Drevenack vor.

Doch da nach Inbetriebnahme der Strecke die Poststation „Auf den Peddenberg“ an der Chaussee Haltern-Wesel wohl aufgegeben wurde, sollte der Bahnhof als Ersatz dienen.

Obwohl in Drevenack gelegen, erhielt der Bahnhof den Namen „Peddenberg“. Am 1. März 1874 ging der Bahnhof Peddenberg zusammen mit dem Streckenabschnitt Haltern-Wesel in Betrieb. 100 Jahre später wurde er stillgelegt.