Hünxe. Die Gesamtanlage am ehemaligen Bahnhof Peddenberg wird als geschichtlich bedeutend eingestuft. Wie es beim Denkmalschutz jetzt weitergeht.
Ab und zu suchen Bahnnostalgiker die Bahnhofstraße in Hünxe-Drevenack auf: Ihr Ziel ist dann der ehemalige Bahnhof Peddenberg, der schon seit Jahrzehnten kein Bahnhof mehr ist – vor über 30 Jahren kam hier letztmalig ein Zug an. Die Betriebsstelle an der Strecke von Haltern nach Venlo wurde zusammen mit dieser im Jahr 1874 eröffnet, das Empfangsgebäude ein Jahr später errichtet – genau 100 Jahre später wurde die Strecke im Bereich Drevenack (und damit auch der Bahnhof) stillgelegt.
Von 1979 bis 1989 setzte der Historische Schienenverkehr Wesel noch Sonderzüge nach Drevenack ein, wenn dort Schützenfest und Herbstkirmes gefeiert wurde. Danach wurde es still um die ehemaligen Anlagen. Bereits im August 1987 wurden sowohl das Empfangsgebäude sowie das Bahnarbeiterwohnhaus in die Denkmalliste der Gemeinde Hünxe aufgenommen und somit unter Denkmalschutz gestellt.
Hünxe-Drevenack: Ein Toilettenhaus unter Denkmalschutz?
Bei einer Bestandsaufnahme überprüfte das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland nun Jahrzehnte später seine Baudenkmale in Drevenack und stellte bei einem Besuch in der Bahnhofstraße fest: In der direkten Umgebung gibt es noch einige weitere historisch bedeutende Sachen.
Also wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das jetzt vorliegt: Dieses kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtanlage des ehemaligen Bahnhofs Peddenberg „die Tatbestandsvoraussetzungen für ein Baudenkmal als Mehrheit von baulichen Anlagen erfüllt“. Zu dem schützenswerten Umfeld gehören das Empfangsgebäude, das Wohn- und Verwaltungsgebäude (auch „Bahnmeisterei“ genannt) nebst ehemaligem Abortgebäude (heute würde man wohl sagen „Toilettenhäuschen“) sowie die gepflasterte Zufahrtsstraße (mit Querschnitt, Bodenbelag und gepflasterter Rinne zur Wasserableitung).
Bahnhof Peddenberg: Auch Straße und Baumreihe schützenswert
Ebenfalls geschützt werden soll die historische Baumreihe im Norden – bestehend aus zwei Eichen, acht Linden, zwei Ahorn, zwei Ulmen, zwei Kastanien sowie die Baumgruppe zwischen Empfangsgebäude und Wohn- und Verwaltungsgebäude. Ebenfalls zu dem „Ensemble des ehemaligen Bahnhofs Peddenberg“ zählt die Denkmalbehörde die zwischenzeitlich verwilderte gärtnerischen Anlage zwischen den Gebäuden und die kaum noch erkennbare Ladestraße im Westen in historischer Substanz, Konstruktion, Erscheinungsbild und Ausstattung.
Das Gutachten kommt zu dem Schluss: „An der Erhaltung und Nutzung des ehemaligen Bahnhofs Peddenberg besteht ein öffentliches Interesse. Er ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, da er ein intaktes und anschauliches bauliches Zeugnis für eine der bedeutendsten Erfindungen der Neuzeit – der Eisenbahn – und für die infrastrukturelle Entwicklung und des Ausbau des Verkehrsnetzes im Deutschen Kaiserreich darstellt. Zudem liegen für seine Erhaltung und Nutzung wissenschaftliche, hier architektur- und eisenbahngeschichtliche Gründe vor.“
Gemeinde Hünxe unterstützt die Eintragung als Denkmal
Diese Einschätzung bestätigt auch die Denkmalschutzbehörde: „Aus Sicht des LVR-Amtes für Denkmalpflege ist es zielführend, das funktional und historisch zusammengehörige Ensemble bestehend aus Wohn- und Verwaltungsgebäude nebst Stall, Empfangsgebäude des Bahnhofes, historischen Baumbestand nebst Freiflächen und das historische Kopfsteinpflaster sowie die Ladestraße unter einer Denkmalnummer in die Denkmalliste einzutragen.“
Und auch die Gemeinde Hünxe – zuständig als untere Denkmalbehörde – hat die gesetzlichen Voraussetzungen für die Eintragung des Baudenkmals geprüft und folgt der Denkmalwertbegründung des LVR-Amtes für Denkmalpflege. Zurzeit werden die Anlieger an der Bahnhofstraße angehört, was sie von der Eintragung der Gesamtanlage des ehemaligen Bahnhofs Peddenberg in die Denkmalliste halten – erste Reaktionen waren aber zustimmend. Schließlich ist den Bewohnern der Bahnhofstraße die bahn-historische Bedeutung ihres Zuhauses durchaus bewusst.