Wesel. Die Omikron-Welle bringt im EVK Wesel bisher keine Einschränkungen mit sich. Dennoch bereitet sich das Haus auf größere Personal-Ausfälle vor.
Das zweite Coronajahr war für das Evangelische Krankenhaus und seine Einrichtungen wie die Seniorenheime ein anstrengendes. Die Belastung für das Personal in allen Bereichen hat noch einmal zugenommen, schildert Geschäftsführer Heino ten Brink bei der Jahrespressekonferenz.
Eingangskontrollen, Dokumentationspflicht, ständig neue Coronaregeln bedeuteten neben der Pflege und medizinischen Versorgung viel zusätzliche Arbeit. Die Patientenzahlen im EVK sind gestiegen, aber noch nicht auf Vor-Pandemie-Niveau. Positiv ist: Trotz explodierender Infektionszahlen befinden sich nur sieben Covid-Patienten auf den Stationen, es gibt bisher keine massenhaften Ausfälle infizierter Mitarbeiter. „Trotzdem ist unklar, was uns in den kommenden Wochen erwartet“, bleibt ten Brink vorsichtig.
Das Testzentrum vor dem Eingang schafft zusätzliche Sicherheit vor eingeschleppten Infektionen. Noch ist die Zahl der Quarantänefälle beim Personal nicht so hoch, dass Behandlungen abgesagt werden müssen, sagt der ärztliche Direktor Dr. Winfried Neukäter: „Es gibt keine Einschränkungen, keine Operationen müssen verschoben werden. Aber wir können keine Garantie geben, dass es so bleibt.“
Die Omikron-Welle rollt auch im Kreis Wesel – ohne sich bisher auf die Krankenhäuser niederzuschlagen. Das sei der Impfquote im Kreis zu verdanken, ist Neukäter sicher. Sechs Covid-Patienten werden auf der Isolierstation versorgt, ein weiterer wird auf der Intensivstation beatmet. Die Notfallpläne im Falle personeller Ausfälle stehen, „das Personal ist flexibel“, sagt Pflegedienstleiter Jörg Rebhun. Der Covid-Bereich könnte bei Bedarf erweitert werden.
Nur wenige Mitarbeiter im EVK sind nicht geimpft oder genesen
Relativ entspannt blickt Dr. Neukäter der Neurologie der berufsbezogenen Impfpflicht ab 15. März entgegen: Von 1340 Mitarbeitern in allen Betriebsteilen sind nur 17 nicht geimpft oder genesen. „Wir sind im Gespräch, einige warten auf den neuen Impfstoff.“ Das Krankenhaus sucht weiterhin nach Pflegekräften – aber nicht, weil so viele den Beruf verlassen haben. „Wir haben viele Renteneintritte“, erklärt Heino ten Brink. Das Krankenhaus hat die Zahl der Ausbildungsstellen schon von 60 auf 90 erhöht.
Abgesehen von der Covid-Lage gibt es auch positive Nachrichten aus den EVK. Mit Martin Straatmann aus Hamminkeln hat ein neuer stellvertretender Geschäftsführer die kaufmännische Leitung übernommen. Zwei neue leitende Ärzte haben ihren Dienst aufgenommen: Dr. Thorsten Ernstberger ist im Oktober als Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Wirbelsäulen- und Unfallchirurgie angetreten.
Er kündigt an, den Bereich Wirbelsäulenbehandlung und Endoprothetik (Gelenkersatz) weiter auszubauen und dabei auch verstärkt neue Techniken in den Blick zu nehmen. Dr. Alexander Baubin, leitender Oberarzt in der Gastroenterologie, ist an seine frühere Wirkungsstätte in Wesel zurückgekehrt und möchte sich verstärkt um Hilfe für Krebspatienten kümmern. So möchte er beispielsweise Ultraschallaufnahmen von innen mit Hilfe einer Sonde als Verfahren etablieren.
Altenheim und Hospiz am EVK sind im Frühjahr 2023 bezugsfertig
Ein Thema, das das EVK in den kommenden Jahren weiter vorantreiben möchte, ist der Ausbau des Gesundheitscampus, also der ambulanten Angebote als Ergänzung der stationären Behandlung. Platz für Praxen bietet das Erdgeschoss des neuen Seniorenheims, das derzeit neben dem Krankenhaus entsteht. Es soll, ebenso wie das im Bau befindliche Hospiz, im Frühjahr 2023 bezugsfertig sein.
Als großen Vertrauensbeweis wertet Heino ten Brink die Tatsache, dass das gynäkologische Zentrum für Frauengesundheit seine stationären Behandlungen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 85 Prozent steigern konnte.
EVK Wesel verzeichnet eine Ausgeglichene Jahresbilanz
Im vergangenen Jahr verzeichnete das Evangelische Krankenhaus Wesel, das in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, mit allen Betriebsteilen einen Jahresumsatz von 92 Millionen Euro. Mit dem Ergebnis ist Geschäftsführer Heino ten Brink zufrieden, zumal die Bilanz unterm Strich ausgeglichen sei. 13.915 Patienten wurden stationär behandelt, 2020 waren es 13.500, 2019 noch 15.200. Noch macht sich angesichts der Pandemie eine Unsicherheit bei den Patienten bemerkbar.
Mit Sorge sehen die Geschäftsführung und der ärztliche Leiter Dr. Winfried Neukäter die zunehmende Bürokratie, die nicht nur Arbeitskraft bindet, sondern auch für unnötige Diskussionen im Zuge von Prüfungen des Medizinischen Dienstes sorgt. Alle zwei Wochen verbringe er einen halben Tag nur mit Rechnungsprüfungen, so Dr. Neukäter.