Schermbeck. Seit drei Jahrzehnten führt Dirk Zerressen das Restaurant an der Maassenstraße, dessen Biergarten über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist.

Die große Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen war für die kommende Woche bereits terminiert. Doch Corona machte Dirk Zerressen, dem Inhaber des Restaurants Ramirez an der Maassenstraße in Schermbeck, einen Strich durch die Rechnung. „Eigentlich hätte der komplette Januar 2022 ein Monat des Feierns, ein rauschendes Fest, werden sollen“, berichtet der 55-Jährige mit Wehmut. In dieser Woche, am 3. Januar, jährte sich die Eröffnung des Ramirez zum 30. Mal.

Im April 1991 stapfte Zerressen mit Rainer Schwarz, seinerzeit noch Prokurist bei der Volksbank Schermbeck, durch den „Dschungel“, der später einmal der Ramirez-Biergarten werden sollte, erinnert sich der Gastronom an die allerersten Anfänge.

Nachdem ihm vier andere Banken den Kaufwunsch der brachliegenden „Geldermann-Schmitz“-Gastronomie abschlägig beantwortet hatten, sah die Volksbank das Potential mit einem „jugendlich-enthusiastischen Betreiber Dirk Zerressen“, seinerzeit gerade mal 24 Jahre alt. „Da gehörte natürlich schon eine Menge Mut dazu“, blickt der Ramirez-Inhaber zurück.

Bank und Brauereien machten den Start möglich

Seitdem begleite ihn das Schermbecker Geldinstitut, auch beim späteren Saalbau, doch ohne die Unterstützung der Brauereien, sei das alles ebenfalls nicht möglich gewesen. „Früher wurde ich wehmütig, wenn ich zu anderen Gastronomien geschaut habe, die schon seit mehreren Generationen betrieben wurden“, so Zerressen, der jetzt selber seit drei Jahrzehnten das über Schermbeck hinaus bekannte Restaurant führt.

Im Frühjahr 1991 begann er mit dem Umbau, nur mit Hilfe von Freunden und seiner Familie. Zeitgleich betrieb der junge Zerressen noch das Lokal „Alter Busbahnhof“ in Dorsten. Fast neun Monate vergingen, bis das Schermbecker Restaurant konzessionsreif war. Noch heute ist die Lieblingsanekdote des Inhabers, als ein paar ältere Schermbecker bei der Anbringung der Außenwerbung fragten: „Ramirez? Kommt da ´n Jugoslawe rein?“ Wie Dirk Zerressen heute sagt, sei der Name in der Tat ein „Hirngespinst“ gewesen, nur einfach aus „Blödsinn“ von einer Figur aus dem Sean-Connery-Actionkinofilm Highlander aus dem Jahr 1986 abgeleitet. Nach monatelangem Umbau fast über das gesamte Jahr 1991 folgte für Zerressen das schönste Weihnachtsgeschenk: „Am Heiligabend 1991 um 12 Uhr erhielt ich die Konzession.“

Bis Corona kam, an jeden Tag geöffnet

Bis vor gut zwei Jahren hatte das Ramirez keinen Tag geschlossen, weder Ruhetag noch Betriebsferien, während „Kyrill“ oder in anderen Stürmen und Unwägbarkeiten des Lebens. Doch dann kam Corona und bremste auch die Schermbecker Gastronomie schlagartig aus.

Ein Schriftzug steht vor dem nachträglich angebauten Saal am Restaurant Ramirez.
Ein Schriftzug steht vor dem nachträglich angebauten Saal am Restaurant Ramirez. © FFS | Lars Fröhlich

Natürlich, als Nicht-Schermbecker, als Dorstener, sei es zu Anfang doch schwierig gewesen, Zugang zu der ganz eigenen Schermbecker Gesellschaft zu finden, erinnert sich der 55-Jährige. Habe man aber das Eis gebrochen, so sei es ein „ganz besonderes, liebenswürdiges Völkchen“.

Flotter Gastronom im Team Rapid Ramirez

Unter anderem trifft sich bei ihm sogar regelmäßig ein Stammtisch aus Kirchhellen. Auch für die Leichtathleten des SV Schermbeck ist das Ramirez das Vereinslokal – sowie logischerweise für die Ausdauersportler des Teams „Rapid Ramirez“, in dem der Inhaber selber bei Wettkämpfen mit an den Start geht.

Trotzdem sind auch heute nur gut die Hälfte der Gäste Schermbecker. Weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt ist vor allem der Biergarten, in dem bis zu 300 Kunden Platz finden. „Unsere Philosophie war es seit jeher, niemanden auszugrenzen – weder geographisch, vom Alter, den Neigungen, noch von der Herkunft her“, erklärt der Inhaber, schränkt lediglich ein: „Wir positionieren uns ganz klar gegen Rechts!“

Das Ramirez habe sich vor einigen Jahren das Motto „Gastronomie mit Seele“ gegeben, daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern, so Dirk Zerressen: „Noch immer leben wir das Motto gerne jeden Tag für unsere Kunden.“ Vor Corona hatte Zerressen rund 30 Mitarbeiter, zwei junge Leute werden aktuell in der Küche zu Köchin und Koch ausgebildet. Mehr als die Hälfte der 30-jährigen Erfolgsgeschichte des Restaurants sei bereits Sabine Stegewerth die Servicechefin. „Auch sie repräsentiert das Gesicht des Ramirez“, sagt Zerressen anerkennend.