Hamminkeln. Zum vierten Mal innerhalb von zehn Jahren ist der Standort Brünen auf der Suche nach einem neuen Pfarrer für die evangelische Dorfkirche.
Noch am vergangenen Sonntag hatten einige Gemeindeglieder nach der Verabschiedung des Pfarrerpaars Heucher vorsichtig und wohl nicht ganz ernst gemeint bei Thomas Brödenfeld nachgefragt. „Liegt es vielleicht an uns, sind wir das Problem?“ Zum vierten Mal innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist der Standort Brünen der Evangelischen Kirchengemeinde an der Issel nämlich gerade auf der Suche nach einem neuen Pfarrer.
Claudia Konnert blieb bis 2012, Christoph Sommer bis 2016 und nun verabschiedeten sich eben Klaus-Hermann Heucher und seine Frau Lena Heucher-Baßfeld aus privaten Gründen. Auf keinen Fall seien aber die Brüner Gemeindeglieder die Ursache - konnte der Superintendent des Kirchenkreises Wesel schmunzelnd beschwichtigen.
Familiäre Gründe, der Wunsch nach einem Ortswechsel - das ist eben der Lauf der Dinge. Großes Glück indes haben die Brünener nun aber auch, dass sich Pfarrer Stefan Schulz aus Hamminkeln sofort dazu bereit erklärt hat, ab dem heutigen Freitag in der Gemeinde auszuhelfen und vorübergehend die pastorale Grundversorgung zu übernehmen, eben Gottesdienste und Beerdigungen. „Dafür haben wir seine 50-prozentige Stelle, die er sich mit seiner Frau Melanie Schulz-Guth in Hamminkeln teilt, auf 100 Prozent aufgestockt“, erklärt Brödenfeld.
Rund 2700 Gemeindeglieder
Weiterhin teilt sich Schulz die Stelle mit seiner Frau in Hamminkeln, so dass hier eine hundertprozentige Versorgung gesichert ist, in Brünen zumindest interimsmäßig eine 50-prozentige. Auch Nicole Glod aus der Nachbargemeinde Ringenberg-Dingden wird Vertretungen übernehmen, denn Brünen hat mit rund 2700 Gliedern einen großen Umfang. „Da ist man mit dem Auto schon ein bisschen unterwegs“, weiß Thomas Brödenfeld.
Allerdings – und diese Erfahrung hat er von der Konferenz in dieser Woche mit den 37 Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche im Rheinland mitgebracht – ist der Pfarrermangel derzeit auch ein strukturelles Problem der evangelischen Kirche im Allgemeinen. „Vor zehn Jahren hatten wir auf eine Pfarrerstelle noch 50 Bewerbungen, jetzt sind es in der Regel Null“. Und das ginge jeder Gemeinde so, nicht nur der in Brünen. „Wir haben eine Mangelverwaltung zurzeit, finden einfach keine Pfarrer.“
Bewerber können sich Stellen aussuchen
Da macht Schermbeck gerade eine glückliche Ausnahme. Für die Stelle von Pfarrer Hofmann gab es nämlich gleich zwei Bewerber: Am Montag startet Pfarrer Wiegmann, am 10. Oktober folgt seine feierliche Einführung - da wäre doch der zweite Bewerber für Brünen frei. „Der dürfte schon längst untergekommen sein“, winkt Brödenfeld ab, „der hatte bestimmt noch andere Eisen im Feuer. Im Moment können sich die Bewerber die Stellen aussuchen.“
Die Ausschreibung in Brünen läuft noch eine Woche, vielleicht startet man im November noch eine zweite. Spätestens bis Jahresende wolle man eine Lösung gefunden haben, möglicherweise auch Kandidaten ansprechen. Bis dahin müssen auch Ehrenamtliche ran. „Aber es wird einiges liegenbleiben“, weiß Brödenfeld. „Das ist keine schöne Situation.“ Allerdings seien die wichtigsten Dinge geregelt. Auch dank Pfarrer Schulz.