Wesel. Die Corona-Krise trifft auch die Weseler Innenstadt. Eine Expertin sieht die City aber noch sehr gut aufgestellt. Arbeit an Zukunftsstrategie.

Nichts bleibt so, wie es war. Diese Weisheit gilt für die Stadtentwicklung ganz besonders, vor allem in Zeiten einer Pandemie. Bei diesem Wandel steht in Wesel natürlich die Innenstadt im Fokus – während Geschäfte immer noch mit den Folgen der Lockdowns kämpfen, der Online-Handel boomt, schwebt darüber die Frage: Wie muss sich das Zentrum entwickeln, um Anziehungspunkt zu bleiben?

Politik und Verwaltung lassen sich bei der Antwort derzeit von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus Köln helfen, einem Beratungsunternehmen, das im Bereich der Stadtentwicklung tätig ist und unter anderem im vergangenen Jahr das Einzelhandelskonzept für Wesel fortgeschrieben hat. Nun stellte eine GMA-Vertreterin im Ausschuss für Wirtschaftsförderung einen Zwischenbericht zur Zukunftsstrategie für die Innenstadt vor. Sie lieferte eine Bestandsaufnahme und erste Ideen.

Dass sich nicht nur die Weseler City in einem massiven Umbruch befindet, steht außer Frage. „Die Situation hat sich nie so schnell verändert, wie in den vergangenen zwei Jahren“, sagte Birgitt Wachs von der GMA im Ausschuss. Nicht nur kleine Händler leiden unter der Corona-Krise, auch große Filialisten, wie das Beispiel der in Schieflage geratenen Modekette Esprit gezeigt hat.

Innenstadt Wesel: Das sind die aktuellen Leerstände

Dennoch hat sich die Leerstandssituation im Vergleich zu 2019 nicht groß verändert. Laut den Daten der Stadtentwicklerin gibt es derzeit 27 Leerstände in der Innenstadt, die sich vor allem auf den Bereich um die Brückstraße und die Apollopassage konzentrieren. „Das Problem bei leerstehenden Ladenlokalen in Wesel ist, dass viele Flächen sehr klein sind und es häufig einen Sanierungsstau gibt“, so Wachs, die allerdings betont, dass die Neuvermietung durchaus gelinge.

Die Fußgängerzone in der Weseler Innenstadt.
Die Fußgängerzone in der Weseler Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Was sich immer weiter verschiebt, ist die Funktion der Innenstadt. Früher war klar: Man kommt zum Einkaufen hierhin – das ist heute längst nicht mehr so. Nur noch etwas mehr als ein Drittel der Ladenlokale werden von Einzelhändlern genutzt, knapp 30 Prozent von Dienstleistern. Gastronomie und Hotels machen 13,4 Prozent aus, der Gesundheitssektor knapp über neun Prozent. Seit 2019 gab es den stärksten Rückgang bei Bekleidungs-, Schuh- und Sportgeschäften.

GMA-Expertin sieht Wesel noch sehr positiv im Vergleich

Grundsätzlich sieht die Expertin die Innenstadt wesentlich positiver, als so manche Einwohner oder Einwohnerinnen es machen. „Wesel steht für eine Stadt dieser Größe sehr gut da und hat Potenzial“, sagt Wachs. Wie das genutzt werden kann, hat die Stadtplanerin im Ausschuss skizziert, konkrete Handlungsempfehlungen für Verwaltung und Politik soll der fertige Bericht im nächsten Jahr enthalten.

So könnten beispielsweise eine Dachmarke und ein Marketingkonzept entwickelt werden, mit denen speziell für die Innenstadt geworben wird. Leerstände könnten von Start-Ups genutzt werden, neue Veranstaltungsformate wären möglich, wie etwa ein Projekt zum Neustart nach der Corona-Krise.

Wichtig sei dabei, dass alle Akteure in der City eingebunden werden, so Wachs. Das sah die Politik ebenfalls so, deshalb sollen sie zur Vorstellung des Abschlussberichtes eingeladen werden. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp betonte, dass größere Austauschformate und Diskussionen rein digital nicht sinnvoll sind. Deshalb bremst die derzeitige Infektionslage ein fertiges Zukunftsszenario für die Innenstadt wohl noch eine Weile aus.