Wesel. Online, Corona - es sind schwierige Zeiten für den Einzelhandel. Denn die Kunden kommen längst nicht so zahlreich wie vor der Pandemie.

Mensing, Bonita, Esprit - der Modebranche geht es nicht gut. Insolvenzen, teils in Eigenverwaltung, Geschäftsübernahmen, die Branche ist gebeutelt. Das war schon vor Corona so, sagt Wilhelm Bommann, und es hat sich durch die Pandemie noch weiter verstärkt.

Der Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Niederrhein mit Sitz in Moers verfolgt die traurige Entwicklung ganz genau. Erst war es vor allem der Online-Handel, der zu Umsatzeinbußen der Textilgeschäfte vor Ort führte, dann kam der Corona-Lockdown mit den wochenlangen Geschäftsschließungen und jetzt sind die Menschen bei ihren Einkäufen sehr zurückhaltend. Die Konsumlaune ist auch nach der zurückgewonnenen Freiheit tief im Keller.

Doppelt gestraft

Damit sei der Textil- und Modeeinzelhandel doppelt gestraft, so Bommann. „Wir haben es geschafft, das Konsumklima herunterzufahren, nachdem es acht Jahre auf Hochniveau war.“ Und das gelte für alle Nonfood-Bereiche, mit Ausnahme der Drogerien, die - wie Lebensmittelgeschäfte auch - während des Lockdowns geöffnet haben durften.

Fatale Folgen

„Was wir jetzt brauchen, ist eine Antidepressiva-Stimmung“, findet Bommann, der zwar auch weiß, dass es ein Handicap ist, mit Mund-Nase-Schutz einkaufen zu gehen, dies aber nach wie vor für sinnvoll hält. Denn nur so könne man dafür sorgen, dass kein zweiter Corona-Lockdown kommt, der weitere fatale Folgen mit sich bringen würde.

Die Einzelhändler reagieren derweil auf ihre vollen Lager mit deutlichen Preisreduzierungen, denn die Herbst- und Winterware naht bereits. Auch der städtische Wirtschaftsförderer Johannes Opgen-Rhein weiß um das Dilemma. „Die ganzen Textiler haben Probleme“ sagt er. Die Einzelhandelslandschaft ändere sich aufgrund Corona beschleunigt. „Da müssen wir uns schon auf einiges gefasst machen,“ lautet seine Einschätzung.

Von einer möglichen Schließung der Esprit-Filiale an der Hohen Straße weiß er nichts. Und auch die Anfrage der NRZ bei Esprit Europa in Ratingen verlief im Sande. Was allerdings feststeht: Ben’s Store an der Kreuzstraße macht demnächst zu. Xi Lins Sohn spricht von einer normalen Geschäftsaufgabe, die voraussichtlich Ende August sein wird. Der genaue Termin stehe noch nicht fest. Während die Verkaufsfläche im Erdgeschoss ist, werden die anderen Etagen als Lager genutzt.

Leerstände

Ein Makler wirbt bereits für die 450 Quadratmeter, die hier zu mieten sind. Drei Etagen werden in diesem Haus frei, in dem auch mal Intersport und ein Modehaus ihre Geschäfte machten. Doch die Vermarktung dürfte nach Meinung von Johannes Opgen-Rhein schwierig werden. Das gilt offenbar auch für weitere Leerstände auf der so genannten City-Achse Kreuz- und Korbmacherstraße. So steht das einstige Reisebüro auf der Korbmacherstraße schon seit langem leer.