Hünxe. Die Behelfsbrücke über den Wesel-Datteln-Kanal wurde am Freitag auf die nördliche Kanalseite gezogen. Montag beginnen Vorbereitungen für Neubau.

Langsam, ganz langsam, werden am Freitagvormittag die ersten Zentimeter der Behelfsbrücke herausgezogen, etwa zehn Bauarbeiter in orange leuchtenden Warnjacken sind hochkonzentriert bei der Sache. Den Schiffsverkehr auf dem Wesel-Datteln-Kanal hat die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung da bereits gestoppt. Zwei Wochen haben die vorbereitenden Maßnahmen für diesen Tag gedauert, den der Landesbetrieb Straßen NRW als „Etappenziel“ auf dem Weg zum Neubau der Kanalbrücke Hünxe bezeichnet.

Damit die ohnehin schon rund 360 Tonnen schwere Behelfsbrücke, die zehn Jahre den Wesel-Datteln-Kanal überspannte, nicht noch mehr Gewicht trug, wurden in den vergangenen Tagen unter anderem Geländer entfernt. „Umso leichter die Brücke, desto besser lässt sie sich herausziehen“, erklärt Stephan Huth, Abteilungsleiter Bau in der Regionalniederlassung Niederrhein von Straßen NRW.

Montag beginnen Arbeiten für Neubau

Dann wurde die Brücke angehoben, damit sie mithilfe von Rollenkästen und Stahlseilen auf die nördliche Kanalseite gezogen werden konnte. Und das dauert, erklärt Huth. Denn das Provisorium musste um etwa 200 Meter auf den Montageplatz versetzt werden und das mit einer Geschwindigkeit von fünf bis zehn Metern pro Stunde. Am späten Freitagnachmittag aber lag die Brücke endlich auf der nördlichen Seite, also in Richtung Drevenack, auf Stahlblöcken und wird dort nun in den kommenden Tagen auseinander gebaut. „Sie wird dann ins Brückenlager nach Willich-Schiefbahn gebracht und bis zur nächsten Baumaßnahme eingelagert“, so Huth.

Am Montag beginnen nun direkt die vorbereitenden Arbeiten für den Neubau der Brücke. „Dazu müssen als erstes Pfeiler und Widerlager der alten Brücke abgerissen werden“, sagt Huth. Sie werden für die neue Überquerung nicht benötigt. Sobald die Unterbauten für das neue Bauwerk stehen, wird der vormontierte Stabbogen mit Schwerlastplattformwagen zum Kanal gefahren und dort mithilfe von Pontons in die endgültige Lage geschwommen.

Ampelschaltung verbessert

Die neue Kanalbrücke soll nach Angaben von Straßen NRW eine Stabbogen-Brückenkonstruktion aus Stahl werden. Wegen der Vormontage des Stabbogens auf der Dinslakener Straße (L1) war diese und auch die Behelfsbrücke seit Ende Oktober gesperrt, was anfangs zu langen Wartezeiten an der Baustellenampel führte. Mittlerweile, so der Landesbetrieb, sei die Ampelschaltung optimiert worden. Die Sperrung dauert aber noch bis Sommer 2022 an. Autofahrer, Radler und Fußgänger müssen sich, wie berichtet, also weiter auf Umleitungen einstellen.

Zwei Wochen dauerten die vorbereitenden Maßnahmen für das Herausziehen der Brücke.
Zwei Wochen dauerten die vorbereitenden Maßnahmen für das Herausziehen der Brücke. © FFs | Erwin Pottgiesser

Die alte Brücke zwischen Krudenburg und Hünxe musste bereits 2011 abgerissen werden, weil bei dem Bauwerk wegen der Verwendung des sogenannten Sigma-Stahls aus den 1960er-Jahren Einsturzgefahr bestand. Seitdem wurde dort die Behelfsbrücke genutzt.

Kosten für die Gesamtmaßnahme: 12,4 Millionen

Zeitgleich zum Brückenneubau wird die Sanierung der anliegenden Lippebrücke mit einer Länge von circa 200 Metern geplant, die Fahrbahn der L1 zwischen Lippebrücke und Wesel-Datteln-Kanal auf rund 450 Metern saniert und der Kreisverkehr L1/L463 (einschließlich einer Fahrbahnsanierung L463) ausgebaut. Die Kosten für die gesamte Maßnahme belaufen sich voraussichtlich auf rund 12,4 Millionen Euro.