Wesel. Es gibt nach wie vor keine Bewegung bei Forderungen der Bürgerinitiativen zum Lärmschutz. Planfeststellungsverfahren für Wesel verschiebt sich.
Es ist still derzeit an der Bahnlinie in Wesel – der Bahnverkehr ruht, unter anderem wegen der Bauarbeiten an der Südumgehung. Doch am 24. Juli wird er wieder rollen, rund 90 bis 120 Güterzüge sind es derzeit täglich plus rund 100 Personenzüge. Wenn die Betuwe-Linie fertiggestellt ist, pendeln täglich 300 Güterzüge über die Strecke, mit allen Belastungen für die Anlieger auch in Wesel.
Still ist es dagegen um die Forderungen der Bürgerinitiativen geworden, berichtet Gert Bork von der BI „Betuwe - so nicht!“. Und nun zieht sich das Planfeststellungsverfahren auch noch ein Jahr länger hin, wird statt Ende 2020 erst Anfang 2022 beendet sein. Bork ist – wie viele andere Engagierte auch – frustriert. „Die Bahn kommt nicht in die Pötte. Seit 30 Jahren wird geplant. Warum dauert das so lange?“
Betuwe-Planung: „Es geht nur ums Geld“
„Es ist schon deprimierend“, sagt der Weseler. Einige Bürgerinitiativen hätten schon aufgegeben. Resignation mache sich breit. Grund für die erneute Verzögerung des Planfeststellungsverfahrens sind Änderungen beim Grundwasserschutz. Was den Vorsitzenden der Bürgerinitiative ärgert ist, dass sich auch bei den Forderungen der Anwohner nichts mehr tut. „Die Offenlegung war 2013. Seitdem ist nichts passiert.“ Die Fragen des Lärm- und Erschütterungsschutzes für die Bürger sind weiter ungeklärt, „es geht nur ums Geld“, sagt Bork beim Besuch des SPD-Bundestagskandidaten Rainer Keller und ergänzt in Richtung Bundespolitik: „Da kommt gar nichts aus Berlin.“
Lücken im Lärmschutz für Wesel entlang der Bahnlinie
2017 haben sieben Städte entlang der Linie – darunter Wesel – mit den Bürgerinitiativen den Niederrheinischen Appell verfasst. Die darin genannten Forderungen etwa zum Lärmschutz oder die Gestaltung der Bahnhöfe, aber auch zu individuellen Lösungen wie der Troglage in Mehrhoog, sind bis heute nicht erfüllt, berichtet Bork. „Wir sind ja nicht gegen den Ausbau. Aber lasst es uns vernünftig machen.“
In Wesel gibt es immer noch Lücken im geplanten Schallschutz zwischen dem Bahnhof und der Schillwiese, in Blumenkamp und Am Blaufuß. Dazu kommen absurde Regeln: Wenn eines Tages deutlich mehr als die 300 Züge täglich über die Linie rollen, könne man klagen, so Bork. „Aber nur, wenn sich die Zahl verdoppelt. Sonst müssen wir es akzeptieren.“
Bahn bietet zu wenig für Grundstücke
Auch die Anwohner in Wesel können teilweise nur den Kopf schütteln: Dort, wo die Bahn Grundstücke für das dritte Gleis kaufen möchte, bietet sie Preise deutlich unter dem Bodenrichtwert von 160 Euro pro Quadratmeter – schließlich liegt das Grundstück ja direkt an der Bahn. Norbert Ackermann wohnt am Mühlenweg, ihm habe man 120 Euro geboten, sagt er. Das sei durch einen Gutachter so festgestellt worden. „Ich habe das jetzt an einen Anwalt gegeben.“ Er berichtet von einem Gefühl der Ohnmacht bei den Anwohnern, die Werte der Häuser sinken. „Da hängen ja auch existenzielle Fragen dran.“ Einige seien weggezogen.
Viel versprechen konnte Keller noch nicht. Er werde den verkehrspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion kontaktieren, um für mehr Dynamik zu sorgen, sagte er zu. Gert Bork merkte an, dass einige Abgeordnete selbst auf seine Schreiben nicht mehr reagieren und forderte: „Die Politik muss mehr tun.“