Wesel. Mit sinkenden Patientenzahlen durch den Lockdown rechnet das Marien-Hospital erst in einigen Wochen. Intensivstation ist fast durchweg voll.
- Auf der Intensivstation im Marien-Hospital herrscht seit Wochen viel Betrieb
- Nicht nur Corona-Patienten werden behandelt, sondern auch Menschen, Erkrankungen verschleppt haben
- Der Ärztliche Direktor Dr. Marc Achilles rät dringend zur Corona-Schutzimpfung
Weihnachten feiern in Zeiten des Lockdown ist keine schöne Aussicht. Doch dass die Lage wirklich ernst ist, spüren die Krankenhäuser. Da ist das Marien-Hospital keine Ausnahme. Seit fünf, sechs Wochen ist die Intensivstation des Hauses fast durchweg voll belegt, berichtet der Ärztliche Direktor Dr. Marc Achilles. „Die Lage ist angespannt.“ Und das wird sich seiner Meinung nach so schnell nicht ändern.
Sinkende Patientenzahlen als Folge der verschärften Regeln werden in den Kliniken erst in vier bis sechs Wochen zu einer Entspannung führen. Ganz entscheidend für den Erfolg über die Pandemie ist für den Chefarzt der Intensivabteilung in den kommenden Monaten auch die Impfbereitschaft.
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18 Intensivbetten hat das Marien-Hospital zur Verfügung. Nicht alle sind mit Corona-Patienten belegt, dennoch ist die Pandemie wesentlich für die volle Station verantwortlich. Von „sekundären Corona-Schäden“ spricht der Mediziner. Das heißt: Die Patienten kommen später und mit kritischeren Problemen ins Hospital. Mit schweren Herzerkrankungen zum Beispiel. „Viele Menschen haben Angst vor dem Arzt oder der Klinik.“ Und warten zu lange – leider manchmal auch mit tödlichem Ausgang. „Diese Fälle tauchen dann nicht in der Corona-Statistik auf.“
Besuchsverbot im Marien-Hospital auch über die Feiertage
Angst vor einer Infektion im Krankenhaus braucht aber niemand zu haben, versichert Achilles. Covid-19-Fälle werden sehr streng von anderen Patienten getrennt – auf der Intensiv-Station, aber auch bei den leichteren Fällen. Bis zu 27 Menschen wurden zeitweise auf den beiden Isolierstationen versorgt. „Ein sehr restriktives Management.“
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Dazu gehört auch, dass über die Feiertage weiterhin keine Besucher ins Haus dürfen, bis auf einige Ausnahmen (Besuche bei Schwerstkranken oder eine Begleitperson bei Geburten). Nicht schön gerade für ältere Patienten, weiß Dr. Achilles, „aber unter hygienischem Aspekt alternativlos“.
Covid-19: Nicht dringende Operationen werden verschoben
Um die Situation etwas zu entzerren, hat sich das Marien-Hospital als eine der ersten Kliniken im Kreis bereits vor fünf Wochen entschlossen, nicht dringende Operationen aufzuschieben. „Natürlich ohne Patienten zu gefährden“, versichert der Ärztliche Direktor.
Das könne ein Leistenbruch sein oder eine Hüft-OP ohne großen Leidensdruck. Apropos Leidensdruck: Den spürt das Krankenhaus in den vergangenen Monaten deutlich beim Personal. Der Krankenstand ist hoch – aber nicht so sehr wegen Infektionen, sondern aufgrund der hohen Arbeitsbelastung. „Erschöpfung, verschleppte Krankheiten“, beschreibt Dr. Achilles. Das gelte nicht nur für die Intensivstation.
Drei Wochen mit Beatmung auf der Intensivstation
Dass es vor allem Ältere sind, die mit schweren Verläufen der Covid-19-Erkrankung behandelt werden müssen, stellt auch das Marien-Hospital fest. Fast alle Intensiv-Patienten sind zwischen 65 und 80 Jahre alt – und wer schwer erkrankt, der bleibt im Schnitt fünf Wochen auf der Intensivstation. Wird eine invasive Beatmung notwendig, dauere diese im Mittel drei Wochen. Immerhin: Dreiviertel aller Intensivpatienten überleben. „Damit sind wir in Europa spitze.“
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Die Patienten im Marien-Hospital erhalten im wesentlichen die gleiche Behandlung wie in einer Uniklinik. „Wir tauschen uns regelmäßig aus“, so Dr. Achilles, der früher an der Uniklinik Essen tätig war. Als medikamentöse Therapie hat sich die Gabe von Cortison (Dexamethason) und Antibiotika bewährt – ein spezielles Mittel gegen Covid-19 gibt es noch nicht.
Daher hofft der Mediziner auch, dass sich Impfskeptiker noch überzeugen lassen. „Nach allem, was wir wissen, ist der Impfstoff sicher.“ Ein Restrisiko gebe es, wie bei jedem neuen Impfstoff. Doch das Serum sei schon an über 40.000 Menschen getestet worden.
Dringende Empfehlung für Corona-Schutzimpfung
„Es ist dringend zu empfehlen, dass sich jeder Mensch mit einem Risiko impfen lässt.“ Also nicht nur Ältere und Kranke, sondern auch Personal aus dem medizinischen oder dem Pflegebereich oder etwa Polizisten. Dass der Impfstoff noch in diesem Jahr in den hiesigen Krankenhäusern ankommt, glaubt Dr. Marc Achilles indes nicht.
Für die Feiertage gibt es daher nur eine Medizin: Abstand halten und Kontakte vermeiden. „Zu Hause bleiben und genießen, dass man im engsten Familienkreis zusammen sein kann“, wünscht sich der Chefarzt, damit die Zahl der Covid-19-Patienten in einigen Wochen endlich wieder sinkt.
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