Kreis Wesel. Seniorenheime warten auf Corona-Schnelltests. Einrichtungsleiter fordert, Besuchsregeln zu verschärfen und Kontakte aufs Minimum zu reduzieren.

In den Seniorenheimen wächst die Sorge: Immer mehr Städte und Regionen werden zu Risikogebieten – damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus in die Einrichtungen getragen wird. „Unsere Bewohner haben Angst“, sagt Josef Reining, Leiter der Pro Homine-Senioreneinrichtungen in Wesel, Voerde, Rees und Emmerich. Er plädiert dafür, die Besuchsregelungen anzupassen und so schnell wie möglich die versprochenen Schnelltestungen zu ermöglichen – denn sie können für mehr Sicherheit sorgen. Außerdem appelliert er an Angehörige, Besuche auf ein Minimum zu beschränken.

Dass die Sorge sehr berechtigt ist, zeigt aktuell das Beispiel des St. Elisabeth-Hauses in Spellen: Dort sind drei Bewohner positiv auf Covid-19 getestet worden. Das Heim steht derzeit unter Quarantäne, Besuche sind nicht erlaubt.

Besuchsregeln in Seniorenheimen müssen der Gefahr angepasst werden

In Wesel betreibt Pro Homine das Nikolaus- und das Martinistift sowie das St. Lukas-Heim. Um die Gefahr zu senken, wünscht sich Reining neue Regeln: Lieber die Besuchszeiten jetzt reduzieren als erneut ein völliges Verbot zu riskieren, meint er im NRZ-Gespräch. Auch die Senioren selbst sehen das so. Reining plädiert dafür, den Erlass vom August – der je einen Besuch pro Senior morgens und nachmittags erlaubt – der Gefahrenlage anzupassen und den Häusern dabei Flexibilität einzuräumen. „Die Heime sollten bestimmen, wie das vor Ort geregelt wird.“ Auch die Heimbeiräte sollten mitreden dürfen.

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Schnell umgesetzt werden müsse die angekündigte Schnelltestung für Bewohner und Mitarbeiter. Dazu gibt es zwar einen Erlass, aber es wurden noch keine Tests geliefert. Sie könnten die tägliche Praxis erleichtern: Seit sechs Monaten wird bei jedem Bewohner ein tägliches Monitoring durchgeführt. Zeigen sich Symptome, muss der Hausarzt verständigt und ein Test durchgeführt werden. Bis das Ergebnis vorliegt, vergehen mindestens zwei Tage, so Reining, an denen der Senior im Zimmer bleiben muss. „Bei einem Schnelltest hätten wir in einer halben Stunde Klarheit.“

Schnelltests in Altenheimen bedeuten hohen Zeitaufwand

Die Tests werfen noch Fragen auf, so Reining: Laut Erlass habe jeder Bewohner Anspruch auf 20 Tests pro Monat. In den neun Pro Homine-Heimen mit 680 Plätzen sind das rund 13.600 Tests im Monat. „Der Aufwand ist nicht gerade gering.“ Auch die Frage der Mitarbeiterschulung müsse geregelt werden. „Wir hoffen, dass wir nächste Woche mehr wissen und sind froh, wenn es anläuft.“

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Auch Besucher zu testen, wie es im Erlass steht, hält Reining jedoch für überflüssig und aufwändig. „Wer Symptome hat, hat in einem Seniorenheim nichts zu suchen. Das kann nicht Aufgabe der Heime sein.“ Bisher konnte der Seniorenheimträger Infektionen schnell eindämmen – auch aufgrund des kurzen Drahtes zu den Pro Homine-Krankenhäusern in Wesel und Emmerich. Doch für die Mitarbeiter sei die Belastung enorm und: „Es kann jede Sekunde anders werden, davor ist keine Einrichtung sicher.“

Schutz vor Corona: Warten auf die Lieferung der Schnelltests

Auch das Evangelische Krankenhaus in Wesel, Träger des Hauses Kiek in den Busch, des Altenheims am Willibrordiplatz und des Christopherus-Hauses in Hamminkeln, wartet noch auf die Schnelltests.

Das Konzept für die Testung liege beim Kreis Wesel zur Abstimmung, teilt Sprecherin Susanna Brofazy mit. Vorrätig ist nur eine geringe Zahl an Tests. Ein größeres Kontingent ist bestellt, keiner weiß, wann es geliefert wird.

Seniorenheim-Mitarbeiter sind stark belastet

Der Caritasverband hat 10.000 Schnelltests geordert für die drei Heime, darunter das St. Ludgerus-Haus in Wesel, sowie für die ambulante Pflege. Auch hier ist noch keine Lieferung eingetroffen. Caritasdirektor Michael van Meerbeck bewertet die Tests grundsätzlich positiv. „Alles, was uns mehr Sicherheit gibt, ist gut“. Allerdings bereitet ihm der personelle Mehraufwand Sorgen. 20 Minuten pro Test, „das ist eine enorme Summe an Zeit.“ Die Mitarbeiter sind ohnehin sehr angespannt. Er hofft auf mehr Rücksicht auf die Pflegekräfte: „Jeder sollte sich überlegen, wie er es den Mitarbeitern leichter machen kann.“