Wesel. Die Coronakrise hat Niederrheinhallen-Pächter Michael Lohmeyer schwer getroffen. Die Einnahmen in Wesels größter Veranstaltungshalle fielen weg.

Die Niederrheinhalle in Wesel sollte eigentlich noch bis Februar 2022 geöffnet bleiben – sobald es Corona wieder zulässt. Dann erst sollte die umfangreiche Sanierung oder der Abriss und Neubau beginnen. So lange läuft auch der Pachtvertrag mit Hallenpächter Michael Lohmeyer. Doch der erklärte am Montag: „Wir sind am Ende“.

Er hat für die Lohmeyer Gastronomie UG hat am Montag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Duisburg gestellt. Das teilte Michael Lohmeyer am Montagmorgen den Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung mit.

Niederrheinhalle in Wesel: Sämtliche Großveranstaltungen abgesagt

Wie es nun mit dem Betrieb weitergeht, entscheide sich, wenn der Insolvenzverwalter feststeht, so Michael Lohmeyer. Er geht davon aus, dass die Niederrheinhalle während des voraussichtlich drei Monate dauernden Insolvenzverfahrens erst einmal weiterläuft. Und danach? Lohmeyer weiß es nicht, er ist dann raus.

In einem Pressegespräch erklärt Michael Lohmeyer am Montagmittag, die Insolvenz sei auf die schwierige wirtschaftliche Situation während der Corona-Pandemie zurückzuführen.

Pächter Michael Lohmeyer hat Insolvenz für seinen Betrieb in der Niederrheinhalle in Wesel angemeldet.
Pächter Michael Lohmeyer hat Insolvenz für seinen Betrieb in der Niederrheinhalle in Wesel angemeldet. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Seit Monaten sind die Einnahmen in der größten Veranstaltungshalle der Stadt Wesel völlig weggebrochen, Konzerte und andere Termine reihenweise abgesagt. Und auch in den kommenden Monaten wird das nicht anders sein. Selbst die Eselordenverleihung zu Karneval ist wie berichtet bereits abgesagt.

Er habe noch gehofft, dass im Dezember einige Großveranstaltungen stattfinden können, doch in den vergangenen Wochen kamen immer weitere Absagen ins Haus. „Nun ist Schluss mit Schönschreiben“, sagt er. Die Halle fasst mit Bestuhlung 1750 Personen und bei Partys 2500 Personen.

Mehr als 80 Prozent Umsatzverlust für Niederrheinhalle seit März

„Wir verdienen mit Großveranstaltungen“, sagt der 51-Jährige. „Wir haben keinen anderen Weg gefunden, weil es keinen anderen Weg gibt.“ Es haben zwar kleinere Veranstaltungen stattgefunden und am Wochenende findet beispielsweise noch die Deutsche Hip Hop Meisterschaft unter Coronabedingungen statt, doch das reiche nicht zum Überleben. Mehr als 80 Prozent Umsatzverlust verzeichnet er sei März.

Seine elf Mitarbeiter, die derzeit in Kurzarbeit sind, sind zumeist schon seit vielen Jahren im Betrieb. Sie sind natürlich sehr traurig über den Schritt, sagt Lohmeyer. Ihnen will er nun helfen, etwas Neues zu finden. Michael Loymeyer selbst ist seit 2011 Pächter der Halle, seit 15 Jahren arbeitet er in der Niederrheinhalle, seine Frau Heike seit 18 Jahren.

Ohne Corona wäre es 2020 ein erfolgreiches Jahr für den Pächter geworden

Eigentlich wäre 2020 ein tolles Jahr geworden mit vielen großen Veranstaltungen, versichert der Pächter. Zum Beispiel wollte der Landesmusikverband sein Landesmusikfest in Wesel ausrichten, Kaya Yanar, Dieter Nuhr und weitere bekannte Künstler hatten angefragt. Und dann kam Corona.

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Wie berichtet, soll die sanierungsbedürftige Halle, die in den 50er Jahren gebaut wurde, im Frühjahr 2022 geschlossen werden, um sie entweder umfangreich zu sanieren oder sogar völlig abzureißen und neu zu bauen.

Nicht betroffen von der Insolvenz ist die Gaststätte „Zum Funsternberger“, die seine Frau führt. Dort bleibt alles beim Alten. Dort wollen die Lohmeyers auf jeden Fall weitermachen, es gibt Platz für bis zu 80 Personen. Noch nicht klar ist allerdings, ob der geplante Weihnachtsmarkt im Park stattfinden kann, denn das ist eine Veranstaltung der Niederrheinhalle.

Das sagt die Weseler Bürgermeisterin zur Insolvenz des Hallenpächters

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hat am Montag die Fraktionsvorsitzenden zu einer Besprechung gebeten, um über die Situation der Niederrheinhalle zu informieren. „Es tut mir sehr leid, dass Herr Lohmeyer ein Opfer von Corona geworden ist“, sagt sie zur NRZ.

Da der Pächter nun vermutlich früher ausscheidet, könnte sich daraus für die Stadt als Besitzerin der Halle die Option ergeben, mit einer Sanierung oder einem Abriss früher zu beginnen. Doch zunächst muss ein Investor gefunden werden. Einige Gespräche mit Interessierten seien bereits – vor dem Bekanntwerden der Insolvenz – geführt worden, so Westkamp. Die Perspektiven müssten aber mit der Politik besprochen und beschlossen werden, so Westkamp.