Wesel. Der FDP-Bürgermeisterkandidat Stefan Bremkens sagt: „Mein Wahlprogramm beinhaltet eine große Bandbreite“. Mit diesen Themen will er punkten.

Manchmal ist es nicht leicht, sich für eine Sache zu entscheiden. Zum Beispiel im Fall von FDP-Bürgermeisterkandidat Stefan Arne Bremkens. Ihm fallen gleich ganz viele Lieblingsorte in seiner Wahlheimat Wesel ein. So joggt er gern am Rhein bei Büderich – das Dorf ist seit dreieinhalb Jahren sein Zuhause. Er genießt aber ebenso den Blick unterhalb der Niederrheinbrücke Richtung Polderdorf.

Entschieden hat sich der 39 Jahre alte glücklich verheiratete Vater von zwei Jungen dann für die historische Rathausfassade am Großen Markt. Schließlich geht die Umsetzung ursprünglich auf die Initiative von FDP-Mitgliedern zurück, sagt er und lobt die gotische Fassade, die gut zur Hansestadt Wesel passe. Man könnte noch viel mehr machen, verweist der Generalstabsoffizier bei der Luftwaffe auf Frankfurt, wo es ein besonders gelungenes Beispiel gebe, was für Wesel aber nicht umsetzbar sei.

Stefan Bremkens hat in Büderich eine Heimat gefunden

Überhaupt ist Stefan A. Bremkens gern auf dem Großen Markt, zum Beispiel in der Weinzeit oder aber auch beim Feierabendmarkt. Der aus Herne stammende Freidemokrat gehört seit 2015 der Partei an und freut sich, dass sein Urgroßvater Weselaner war und viele Verwandte ebenfalls vom Niederrhein stammen, aus Geldern. In Büderich möchte er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen bleiben. „Das hat ein Heimatgefühl in mir ausgelöst“, sagt er, der berufsbedingt häufig umgezogen ist und sich mit seiner Gattin als Imker betätigt und Honig vor Ort verkauft. Eine weitere Heimat hat er im Reiterzug des Bürgerschützenvereins Wesel gefunden, schließlich ist er seit 31 Jahren auf dem Rücken der Pferde zu Hause und als Angehöriger der Bundeswehr Uniform gewöhnt.

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Mit Blick auf die Kommunalwahl am 13. September haben wir ihm acht Fragen gestellt:

Warum glauben Sie, dass Sie der Richtige für das Amt des Bürgermeisters sind?

Ich bin der Bürgermeisterkandidat mit dem besten Gesamtangebot. Mein Wahlprogramm beinhaltet eine große Bandbreite von Maßnahmen, die Wesel besser machen können. Ich möchte, dass Wesel wieder als positives Beispiel genannt wird, wenn es um Stadtentwicklung geht. Ich lebe erst einige Jahre in Wesel, aber die Stadt ist meine Heimat geworden, für die ich mich sehr gerne engagiere. Ich glaube daher, mit unverstelltem Blick die Probleme dieser Stadt angehen zu können. Ich habe eine lange Verwaltungserfahrung durch meine Tätigkeit als Offizier, die ich gut in das Amt einbringen kann. Ich bevorzuge einen kooperativen Führungsstil, um wo immer es geht einen guten Mittelweg zu finden. Meiner Meinung nach hat jede Position es verdient gehört zu werden, um am Ende eine fundierte Entscheidung zu treffen. Man muss aus meiner Sicht mehr zuhören als reden. Nach diesem Prinzip funktioniert auch Führung in den Streitkräften, man bleibt nicht 16 Jahre lang in einer Funktion, sondern wird auf unterschiedlichen Ebenen in Führungs-verantwortung gebracht. So zeigen sich die Herausforderungen schneller und man bleibt handlungsfähig.

Welches Thema würden Sie als Erstes angehen, wenn Sie Bürgermeister werden?

Ich werde die Frage nach einer Veranstaltungshalle in Wesel zur Chefsache machen. Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass seit Jahren die absehbare Verschlechterung der Situation hingenommen wird. Wesel als Mittelzentrum braucht eine moderne Veranstaltungshalle. Dabei sind natürlich unterschiedliche Optionen zu prüfen - von der Erneuerung der bestehenden Halle bis zum Neubau.

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Wenn die Südumgehung 2025 fertig ist, wird es in der Stadt weniger Verkehr geben. Eine Entlastung der B8 sowie der Schermbecker Landstraße ist aber nicht zu erwarten. Was ist zu tun?

Das ist nicht in ein oder zwei Sätzen abzuhandeln, aber wenn man es täte, könnte es so klingen: Wir brauchen dringend ein modernes und interaktives Verkehrsleitsystem in Wesel inklusive bedarfsangepassten Ampelanlagen. Wir Freien Demokraten bevorzugen Projekte, bei denen gemeinschaftlich genutzte Straßen (Radfahrer, Pkw und Lkw) sicherer gestaltet werden können („shared spaces“). Darüber hinaus braucht Wesel ein modernes Fahrradkonzept, dazu gehören aus unserer Sicht Radschnellwege ins Zentrum.

Die Weseler Schulen sind gut aufgestellt, heißt es immer wieder. Oder gibt es doch das eine oder andere Manko? Und kann sich eine Stadt wie Wesel das fast 100 Millionen Euro umfassende Sanierungspaket überhaupt leisten?

Ich bin fest davon überzeugt, dass das Sanierungspaket finanziell kein Hindernis sein darf, hier werden sicherlich auch Mittel durch das Land NRW bereitgestellt. Vielmehr muss die Stadt dafür sorgen, dass dieses Geld vernünftig investiert werden kann. Es fehlen Ingenieure und Architekten für Schulbauten in den Reihen der Verwaltung. Die ausgeschriebenen Stellen sind nicht besetzt und greifen zu kurz. Sollte sich dieser Umstand nicht ändern, sollte man die Aufträge an einen Generalunternehmer geben, der den gesamten Bauablauf überwachen und steuern kann. Als Elternvertreter und Vater möchte ich, dass unsere Kinder gleichberechtigte Chancen bekommen, eine gute Bildung zu erhalten. Dazu gehört für mich der Erhalt des strukturierten, gegliederten Schulsystems mit Realschule, Gymnasien und Gesamtschule. Die Kinder sind nicht gleich, daher sollten es die Schulen auch nicht sein.

Rund um die Aue gibt es viele Möglichkeiten der stillen Erholung. Müsste Wesel noch andere Angebote für Bürger und Gäste schaffen? Und wenn ja, welche?

Das Aue-Areal muss erneuert werden und Angebote für junge Menschen und „sanften Tourismus“ bieten. In Xanten gibt es z.B. einen öffentlichen Fitness-Park und große Spielplätze. In Wesel sucht man so etwas in ähnlicher Güte vergeblich. Wesel muss auch das kulturelle Angebot weiter ausbauen, das EselRock-Festival oder der Krachgarten sind gelungene Projekte. Solche ehrenamtlichen Initiativen sollten stärker von der Stadt unterstützt werden. Wesel sollte sich besser vermarkten, daher sollten Initiativen des Stadtmarketings eine höhere Priorität zukommen.

Der Handel im Internet macht den Geschäftsleuten immer mehr zu schaffen. Was ist dringend nötig, damit die Innenstadt nicht verödet? Und was passiert, wenn der Kaufhof – zum Beispiel wegen hoher Mietforderungen – doch noch die Hansestadt verlässt?

Die FDP hat bereits seit einiger Zeit gefordert, die Innenstädte zu beleben. In der jetzigen Form sind die Innenstädte seit 50 Jahren unverändert, auch wenn es gelungene bauliche Erneuerungen gab. Die Sorge um Kaufhof sowie der Wegzug des Saturn zeigen, wie sehr Wesel von „Ankermietern“ abhängig ist. Wir müssen die Einkaufsvielfalt in Wesel erhalten und Anreize schaffen. Freies Parken, Events und Vielfalt sind dabei wichtige Elemente für das Marketing.

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Es gibt immer mehr Singlehaushalte und ältere Menschen – ist Wesel hier gut aufgestellt? Reichen die Angebote in der Kreisstadt für eine immer älter werdende Gesellschaft aus? Was muss unbedingt getan werden?

Wir brauchen neuen und bezahlbaren Wohnraum. Die Freien Demokraten setzen dabei auf Anreize für Investoren. Wenn es sich nicht lohnt Wohnraum zu bauen, tut es auch niemand. Dabei müssen natürlich Wohnkonzepte wie die Senioren-WG, betreutes eigenständiges Wohnen und Mehrgenerationenhäuser der älter werdenden Bevölkerung Rechnung tragen. Aber auch junge Menschen brauchen Wohnraum, so fordern wir z.B. ein „Wohnheim“ für Auszubildende.

Schließt die Schule, stirbt das Dorf, heißt es. Was ist nötig, um das Leben in Wesels Dörfern besonders für junge Familien attraktiv zu machen?

Da ich selbst in Büderich lebe und meine Söhne hier zur Schule gehen, habe ich erleben können, wie schwierig die Fusion zur Polderdorfschule für viele Gindericher war. Das Konzept erfordert viel Flexibilität von den Eltern, die ihre Kinder oft fahren müssen, da Schulbusse ausfallen oder unflexibel sind. In den nächsten Jahren wird der Bedarf an Grundschulplätzen weiter steigen und wir müssen die Erweiterung der bestehenden Infrastruktur dringend vorantreiben, die schon heute oftmals an ihre Grenzen stößt.