Wesel. Die Weseler SPD drängt weiterhin darauf, dass künftig ein ICE in Wesel hält. Dafür wurden jetzt zwei Europaparlamentarier mit ins Boot geholt.

Die SPD lässt nicht locker. Sie will, dass künftig ein ICE in Wesel hält. Deshalb gab es am Freitagmittag einen großen Bahnhof im Bahnhof, genauer gesagt auf Bahnsteig 2. Die SPD nannte es Unterstützerkonferenz.

Zwischen zwei lautstarken Regional- und Güterzügen wurde das noch einmal deutlich gemacht, was in den letzten Wochen vor der politischen Sommerpause zuletzt Thema war: Man möchte den ICE-Halt mit aller Macht durchsetzen.

Denn nicht nur Wesel hätte davon einen Nutzen, wie SPD-Fraktionschef Ludger Hovest erneut betonte, sondern der gesamte Niederrhein und ein Teil Westfalens, wovon zwischen 700.000 und 800.000 Menschen profitieren könnten.

Hintergrund: Im Herbst sollen die Verhandlungen um den so genannten Deutschlandtakt in die entscheidende Phase gehen. Sprich: Es soll auf abgestimmte, schnelle und verlässliche Verbindungen im Nah-, Fern- und Güterverkehr hingearbeitet werden, um die Bahn zum Verkehrsmittel der Zukunft zu machen. Wäre Wesel als Halt hier nicht im Gespräch, wäre der Zug wohl ein- für allemal abgefahren.

Amsterdam - Wesel - Berlin

Gerne möchten sich die Sozialdemokraten, die laut Hovest von der niederländischen Bahn, den Landräten der Kreise Wesel und Borken sowie NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) unterstützt werden, an die in den Niederlanden geplante Verbindung zwischen Amsterdam und Berlin anschließen. Dieser Zug, so er denn in ein paar Jahren auf die Schiene kommt, soll in Wesel einen Stopp einlegen. Eine Resolution des Weseler Rates dazu gibt es bereits, doch an entscheidender Stelle werde weiter geblockt, nämlich im Verkehrsministerium, so Hovest weiter. Dabei hebt er Wesel als Pendlerstandort hervor und verweist darauf, dass am Bahnhof schon bald über 500 Parkplätze kostenlos zur Verfügung stehen. 90 neue kommen nämlich auf der Richelswiese zu den ohnehin schon bestehenden hin zu.

Für junge Leute wichtig

Die niederländische Europaabgeordnete Vera Tax (Partij van de Arbeid, niederländisches SPD-Pendant), die auch im Verkehrsausschuss des Europaparlaments sitzt, sowie ihr deutscher Kollege Jens Geier wollen sich für den Halt in der Kreisstadt einsetzen. Er sei vor allem wichtig für junge Leute, in Sachen Bildung, Tourismus und kultureller Begegnung, so Tax, die selbst in Venlo wohnt und die grenzüberschreitende Wichtigkeit betonte. Von Wesel nach Arnheim würde die Fahrzeit mit dem Zug dann auch erheblich verkürzt. Und Geier sagte: „Wenn man sich für Europa einsetzt, ist es für mich klar, das Bestreben der Weseler Freunde zu unterstützen.“

Walsumbahn und Radschnellweg

Für Gerd Drüten, SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender und Parlamentarier beim Regionalverband Ruhr, wird Mobilität das Thema der nächsten Jahre sein. Eine Kreisstadt mit 64.000 Einwohnern habe es verdient, dass der ICE dort hält, findet er. Das sei gar keine Frage. Die Zeit sei reif, gegenzusteuern. Dazu nannte er zwei weitere Projekte, die auf der Agenda stehen. Zum einen die Reaktivierung der Walsumbahn von Walsum über Dinslaken und Voerde nach Wesel, zum anderen Fahrradschnellwege, wobei einer aus dem Ruhrgebiet ebenfalls bis in die Kreisstadt führen soll. „Es geht schließlich um das Gemeinwohl“, so Drüten.

RE5 nur noch bis Düsseldorf

Unterstützend waren unter anderem auch SPD-Landratskandidat Peter Paic und der Bislich/Flürener SPD-Ortsvereinsvorsitzende Patrick te Paß dabei, der eine Hiobsbotschaft verkündete. Danach soll der RE5, der stündlich von Wesel nach Koblenz fährt, demnächst nur noch bis Düsseldorf unterwegs sein. Dies gelte es zu verhindern, ist sich die SPD einig.

In Sachen ICE-Halt machte Rainer Keller Mut, der für den Stadtrat und den Kreistag kandidiert. Denn ein Beispiel, dass dies gehe, zeige Bensheim, eine 45.000-Einwohner-Stadt im Hessischen, rund 50 Kilometer von Frankfurt entfernt. Vom ICE-Bahnhof Bensheim gibt es direkte Verbindungen nach Zürich, Stuttgart, Karlsruhe und Frankfurt am Main. Damit dies für Wesel demnächst einmal auch mit anderen Städten gilt, will man nun weiter Druck machen.