Wesel. Menschen haben über Jahrhunderte im Wald von Wesel Diersfordt Spuren hinterlassen. Eine Ausstellung im Heimatmuseum Eiskeller macht sie sichtbar.

Im Dunkel der Wälder verbirgt sich so manches Geheimnis. Bäume sind im Laufe der Jahrhunderte darüber gewachsen. Moderne Technik macht es wieder sichtbar – wer sich darauf einlässt, ist schnell in den Bann gezogen. Denn wer sie kennt, kann sie heute noch sehen im Wald: Die alte Flürener Landwehr, die von vielen Generationen ausgetretenen und ausgefahrenen Straßen nach Arnheim und Deventer. Alles noch da: Man muss nur genau hinschauen und verstehen, was da ist. Peter Bruns tut das seit Jahren. Was er gefunden hat, präsentiert er von Sonntag an im Museum und Heimathaus Eiskeller Diersfordt in der Sonderausstellung „ArchäoWald Diersfordt – Die Landschaft unter der Landschaft.“

Spuren auf dem Fototeppich

    Die Landschaft liegt den Besuchern als Fototeppich zu Füßen: Überall dort, wo orangefarbene Markierungen eingezeichnet sind, hat der Wald alte Spuren der Siedlungs- und Verteidigungsgeschichte erhalten und geschützt, sind alte Wege und Straßen, Heer- und Römerlager verborgen.
    Die Landschaft liegt den Besuchern als Fototeppich zu Füßen: Überall dort, wo orangefarbene Markierungen eingezeichnet sind, hat der Wald alte Spuren der Siedlungs- und Verteidigungsgeschichte erhalten und geschützt, sind alte Wege und Straßen, Heer- und Römerlager verborgen. © Bruns

Man kann sie begehen und die Spuren der Vergangenheit erkunden in dieser Ausstellung: Auf einem sechs mal viereinhalb Meter großen Fototeppich sind die einzelnen Spuren verzeichnet, die Bruns gefunden hat. Darüber erläutern Tafeln, was genau sich in diesem orangefarbenen Bereich befindet. Keine Sorge: Peter Bruns wird selbst am Sonntag vor Ort sein und erklären, was es zu sehen gibt. Für Laienaugen ist das nämlich nicht immer ganz leicht herauszufinden. „Das ist das Problem bei der Bodendenkmalpflege, es gibt nichts, was man vorzeigen kann...“

https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/peter-bruns-findet-wesels-vergessene-burg-id10398636.html

    Auch ein ungeübtes Auge kann die Reste der Flürener Landwehr noch erkennen: Einfach gegenüber der Bürgerhalle Flüren in den Wald gehen.
    Auch ein ungeübtes Auge kann die Reste der Flürener Landwehr noch erkennen: Einfach gegenüber der Bürgerhalle Flüren in den Wald gehen. © Bruns | Priv.

Im Eiskeller zeigt Bruns dennoch eine Menge vor: Früher gab es keine befestigten Wege. Die Menschen suchten sich den Weg beispielsweise nach Arnheim, und zwar den direkten. Standen sie vor einem Hindernis, der Düne Schnepfenberg bei Bergerfurth beispielsweise, suchten sie sich ihren Weg drumherum. Einige links, andere rechts – genau das, und zahlreiche Spuren anderer früherer Wege im Diersfordter und Flürener Wald – lässt sich per Computer und Satellitentechnik genau zeigen. Der Boden vergisst nichts – zumindest dann nicht, wenn er nicht vom Pflug bearbeitet wurde sondern Wald die alten Spuren schützt.

Alte Chaussee im Wald – die Bäume verlaufen dort noch schnurgerade

https://www.nrz.de/region/niederrhein/eine-besondere-leidenschaft-id11772635.html Südlich von Schloss Diersfordt hat der Schlossherr im 17. Jahrhundert einen Barockgarten anlegen lassen, 450 mal 350 Meter im Maß. Ob er jemals fertig wurde, ist nicht bekannt, doch die Spuren gibt es noch. Militärgeschichte, wie die römischen Übungslagern, die 2021 zum Weltkulturerbe des niedergermanischen Limes werden sollen, oder das Heerlager nördlich von Flüren. Viehschutzwälle – sehr alt – und die alte Chaussee im Wald, heute B8, die 1826 umgelegt wurde: Die Strukturen und die alten Straßenbäume sind noch da. Ebenso wie der Grenzwall der Herrlichkeit Diersfordt: 1492 aus Bislich herausgeschnitten, hat Diersfordt sein Gebiet eingewallt.

Der Galgenberg im Wildgatter diente der Abschreckung

https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/damals-griff-der-rat-noch-selbst-zur-schippe-id12274260.html Im Wildgatter ist auch der Galgenberg noch zu sehen. „Anders als Bislich, hatte Diersfordt aber keine hohe Gerichtsbarkeit“, sagt Bruns, möchte sich über dieses Thema aber nicht weiter auslassen: Er hat es nicht erforscht, Wissenschaftlerehre. Nur soviel: Anders als in Bislich, wurde an dem Diersfordter Galgen wohl niemand gehenkt, er diente als weit sichtbare Warnung – hier gilt Recht und Ordnung. Aus Bodendenkmalsicht sind die „genutzten“ Galgen interessanter, denn die Delinquenten wurden zunächst hängen gelassen bis sie herabfielen, um dann am Fuße des Galgens verscharrt zu werden. Ein lohnender Bereich für Forscher.

ArchäoWald ist eine kleine, überschaubare Eiskeller-Ausstellung. Zeit sollten Besucher dennoch mitbringen, es gibt viel zu entdecken. „Ich würde mir wünschen, dass die Leute danach in den Wald gehen und nachschauen“, sagt Peter Bruns. Und: „Es ist jede Menge los im Wald!“

Die Ausstellung ArchäoWald Diersfordt – Die Landschaft unter der Landschaft beginnt am Sonntag, 28. Juni im Museum und Heimathaus Eiskeller Diersfordt, Am Schloss 1a. Geöffnet ist das Museum von 12 bis 16 Uhr, wie an jedem Sonntag. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro, Jugendliche zahlen einen Euro. Mund- und Nasenschutz sind verpflichtend, Adresse und Rufnummer werden für eine eventuelle Infektionsnachverfolgung erfragt.