Wesel. .
Archäologen, das sind Leute, die mit Schüppchen und Pinseln in Ruinen Knochen ausgraben? Peter Bruns ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landschaftsverbands Rheinland. Und er betreibt Bodendenkmalpflege, Archäologie. Schmutzig macht sich der 46-Jährige dabei selten. Er sucht am PC Spuren unserer Vorfahren, sehr akribisch und sehr zeitaufwendig. Und er findet sie – die Überreste von Burg Dravewinkel in Obrighoven beispielsweise, hat Peter Bruns entdeckt. Die Burg lag zwischen RWE und Gut Finke, heute weiden dort Pferde. Vor 150 Jahren gab es immerhin noch eine Ruine. Ein paar Steine und eine Veränderung in der Bodenstruktur sind übrig geblieben. Graben wird dort niemand. „Wir belassen die Denkmäler im Boden. Ausgrabungen sind immer nur Notausgrabungen.“ Wenn gebaut werden soll, etwa.
Interessiert hat Bruns sich schon immer für die Spuren der Vergangenheit. 2005 dann begann er, ehrenamtlich im Heimatmuseum Bislich aktiv zu werden. „Ich habe im Archiv gearbeitet und war museumspädagogisch aktiv“, sagt er über diese Zeit mit Museumsleiter Peter von Bein. Hier konnte er seiner Leidenschaft für das Vergangene sinnvoll nachgehen. 2011 dann bekam er Kontakt zum LVR. „Jeder kann sich bei der Außenstelle in Xanten für die ehrenamtliche Arbeit melden“, sagt Peter Bruns. „Man führt ein Informationsgespräch und wird dann für ein halbes Jahr ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger auf Probe.“ Besonderer Vorkenntnisse bedürfe das nicht. Viermal im Jahr gibt es Ehrenamtstreffen, dann informieren Archäologen über neue Entwicklungen, es gibt Fortbildungen und Exkursionen. Und dann? Dann sind die Ehrenamtler Augen und Ohren des LVR in der Fläche – etwas, das die Hauptamtlichen nicht leisten können. „Die Leute kennen einen mit der Zeit. Manche bringen ihre Funde zu mir, mitunter sind wichtige darunter.“ Altfunde, die in irgendwelchen Regalen darauf warten, wissenschaftlich entdeckt und erfasst zu werden.
Das Schatzregal
„Es geht darum, die Funde zu dokumentieren. Wir bitten die Leute dann, sie uns zur Verfügung zu stellen. Sie bekommen sie nach der wissenschaftlichen Bearbeitung zurück“, erläutert Bruns. Dabei geht es um Altfunde. Neufunde unterliegen dem „Schatzregal“, einem Recht, das aus dem Mittelalter übernommen wurde. Seinerzeit gehörten gefundene Schätze dem König. Heute gehören sie dem Land NRW. Das ist seit zwei Jahren so, vorher durften Finder die Hälfte behalten. Ohnehin: „Es ist nicht erlaubt, nach Funden zu suchen oder zu graben“, erläutert Bruns.
Eine römische Steinaxt ist ihm gebracht worden, Bronzeschwerter. Und etwas ganz besonderes, ein so genannter römischer Schwertorden aus Silber. „Es ist der einzige nördlich der Alpen, der noch existiert“, sagt Bruns stolz, „im restlichen römischen Reich gibt es noch weitere vier.“ Keiner von ihnen ist so gut erhalten, wie der, der Bruns gebracht wurde – obwohl von Silber auf den ersten Blick kaum die Rede sein konnte, ein rundes Ding im Laufe der Jahrtausende seit dem Imperium Romanum schwarz angelaufen und schmutzig. Der Finder hat den Schwertorden dem LVR überlassen.
Ehrenamtler des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege (siehe Box) erfüllen, je nach Neigung, unterschiedliche Aufgaben. Sie arbeiten im Archiv, helfen bei Ausgrabungen oder gehen aufmerksam auf Spurensuche Gebiete ab.
Peter Bruns hat eine andere Leidenschaft, eine, für die sich nur wenige seiner Kollegen begeistern können. Bei seiner Forschung geht es um kaum sichtbare Bodenerhebungen oder Verfärbungen. Nichts, was man in der Hand halten kann. Die Burg entdeckte er als seltsames Quadrat auf einer modernen Bodenreliefkarte, die im Internet öffentlich einsehbar ist. Am Computer legte Bruns eine zeitgenössische Karte aus dem Landesarchiv darüber – Burg Dravewinkel. Inzwischen hat auch ihr Entdecker etwas zum Anfassen aus der Geschichte: Tuffstein und alte Backsteine, die zur Burg gehörten, fanden sich auf der Wiese.