Wesel. Eine Ersthelfer-App soll im Kreis Wesel dafür sorgen, dass Menschen in Not schneller versorgt sind. Ehrenamtliches Fachpersonal hilft.

Minuten fühlen sich wie Stunden an: Wenn ein Notfall eintritt, wird das Warten zur Qual. Oder zur Lebensgefahr, wenn es darum geht, schnell zu reanimieren. Der Kreis Wesel will jetzt mit einer Ersthelfer-App professionelle Hilfe zum Patienten bringen, bis der Rettungsdienst eintrifft. In Duisburg und im Kreis Kleve ist das bereits erprobt, der Kreis Borken startet jetzt in seine Pilotphase und auch die Kreis Weseler wollen noch in diesem Jahr einsteigen.

https://www.nrz.de/staedte/kleve-und-umland/kleve-mobile-retter-sind-bei-notfaellen-schnell-vor-ort-id228298655.html Die Idee ist einfach: Menschen, die in entsprechenden Berufen tätig sind – Ärzte, Sanitäter, Krankenschwestern und andere – melden sich freiwillig, im Notfall in ihrer Freizeit einzuspringen, sollten sie in der Nähe gebraucht werden.

Medizinisches Personal

https://www.nrz.de/staedte/emmerich-rees-isselburg/kreis-kleve-zieht-eine-positive-bilanz-der-app-mobile-retter-id214755233.html Welche Qualifikationen vorhanden sein müssen, wird der Kreis Wesel noch festlegen. In Duisburg hat man im ersten Schritt medizinisches Personal eingesetzt, erläutert der dortige Feuerwehrchef Oliver Tittmann. In einem weiteren sollen Ersthelfer gezielt ausgebildet werden und jährlich ihr Können auffrischen. „Es ist wichtig für die Patienten, aber auch für die Helfer selbst, dass sie erfolgreich helfen können“, erläutert Tittmann.

Wie das System funktionieren wird, sagt Klaus-Peter Roelvinck, Koordinator für den Rettungsdienst des Kreises Wesel. „Entsprechend qualifizierte Menschen laden die App herunter. Die Kreisleitstelle kann sie dann im Fall eines Einsatzes informieren.“ Die Technik erkennt, welche Ersthelfer in erreichbarer Nähe ist und alarmiert diese gezielt. „Die Ersthelfer sollen den Rettungsdienst unterstützen, ihn aber keinesfalls ersetzen: Es geht darum, den so genannten therapiefreien Intervall zu verkürzen.“

Wertvolle Minuten, bevor der Rettungsdienst kommt

https://www.nrz.de/staedte/duisburg/west/per-smartphone-app-koennen-homberger-schnell-reagieren-id215481235.html Die Zeit nämlich, die in Not geratene Menschen auf Hilfe warten müssen – in der Diskussion um den Rettungsdienstbedarfsplan immer wieder ein wichtiges Thema, denn mitunter zählt jede Minute. „Die zwei bis vier Minuten, die die Helfer vor dem Rettungsdienst da sind, sind sehr wertvoll“, bestätigt Oliver Tittmann.

Der Duisburger Feuerwehrchef empfiehlt das System unbedingt, „es sollte eine feste Säule sein“, selbst in der Großstadt, wo der Rettungsdienst in der Regel schnell reagieren kann, aber auch Duisburg hat ländliche Bereiche. Ein Jahr arbeitet die Duisburger Feuerwehr bereits damit, bei rund zehn Prozent der Einsätze waren Ersthelfer vor Ort und sie konnten Leben retten. Allerdings: „In der Coronazeit haben wir nicht mit der App gearbeitet, wir konnten die Sicherheit der Helfer nicht garantieren.“

Verschiedene Systeme sind auf dem Markt

Es gibt verschiedene Apps auf dem Markt, noch ist nicht klar, für welche der Kreis Wesel sich entscheiden wird. Eine nahe liegende Überlegung sei es, mit der gleichen App zu arbeiten wie Duisburg und der Kreis Borken.

https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/kreis-wesel-rettungsdienstbedarfsplan-geht-in-die-umsetzung-id228654411.html Wird es überhaupt genügend Menschen geben, die sich in ihrer Freizeit zur Verfügung stellen? „Es gibt in Deutschland mehrere hundert Freiwillige“, sagt Klaus-Peter Roelvinck. „Die Bereitschaft in helfenden Berufen ist grundsätzlich da.“ Zudem können die Ehrenamtlichen den Einsatz annehmen oder ablehnen. Da sie im Auftrag der Kreisleitstelle agieren, sind sie versichert. Auf einen einzigen Facebook-Post der Duisburger Feuerwehr haben sich spontan 100 Interessierte gemeldet.

Kreis Borken steht kurz vor dem Start

Im Kreis Borken ist das System noch nicht „scharf gestellt“, erläutert Stephan Kruthoff , Leiter der Kreisleitstelle für Feuerschutz und Rettungsdienst im Nachbarkreis. „Corona hat uns ausgebremst. Deshalb wollen wir im ersten Schritt unsere eigenen Profis rekrutieren, also freiwilliges Personal aus dem Bereich Rettungsdienst.“ Damit es losgehen kann, später dann wird weiteres Fachpersonal angesprochen, Feuerwehrleute, medizinisches Fachpersonal. „Viele Hauptamtliche haben sich bereit erklärt“, sagt Kruthoff. Mitte Juli soll die App eingesetzt werden, von der sich auch Kruthoff viel erhofft: Der Kreis Borken ist, wie der Kreis Wesel, ländlich strukturiert. Da kann es Leben retten, wenn im eigenen Dorf jemand wohnt, der vom Fach ist. Und auch bereit ist, zu helfen.