Kleve. Mobile Retter im Kreis Kleve sind in Notfällen schnell vor Ort und können erste Hilfe leisten. Susanne und Dietmar Kopka aus Kleve gehören dazu.

Es ist Sonntagmorgen zwischen sieben und neun Uhr, als die Alarmierungs-App auf dem Handy der mobilen Retterin Susanne Kopka schrillt. Sofort ist die 49-Jährige hellwach – ein gemütliches Sonntagsfrühstück muss warten. Während sie zur Notfalltasche greift, ahnt sie schon, dass es ein Rettungseinsatz mit üblem Ausgang werden könnte, denn die Kleverin hat bereits über 40 Einsätze als Ersthelferin gemeistert. „Und die Erfahrung zeigt, dass eine Alarmierung am Sonntagmorgen oft bedeutet, dass wir nicht mehr helfen können“, schätzt sie realistisch ein. Es ist die Zeit, wenn der Pflegedienst eine Wohnung betritt oder der Lebenspartner merkt, dass etwas mit dem Angehörigen nicht stimmt.

Susanne Kopka kann den Menschen am Unglücksort beistehen

Und so ist es auch diesmal – Susanne Kopka kann aber den Menschen am Unglücksort beistehen. „Auch wenn das nicht unsere Aufgabe als mobiler Retter ist“, erklärt sie. „Die Menschen sind dankbar, dass sie in so einem Moment nicht alleine sind.“ Und alleine ist auch sie selbst meistens nicht. Denn ihr Mann Dietmar Kopka (49) ist ebenfalls mobiler Retter – sogar schon seit Beginn des Projekts Ende 2017. Seitdem helfen im Kreis Kleve ehrenamtliche mobile Retter bei plötzlichem Herzstillstand, bei Bewusstlosigkeit und anderen lebensbedrohlichen Situationen. Susanne Kopka entschied sich ein Jahr später zum Mitmachen.

Die ehrenamtlichen Helfer werden wohnortnah alarmiert

Da die Helfer wohnortnah alarmiert werden, sind sie fast immer vor dem Rettungsdienst am Einsatzort und versuchen dann hilflosen Menschen vor Ort mit Erster Hilfe, oft Wiederbelebungsmaßnahmen, beizustehen – bis dann der Rettungsdienst vor Ort ist und den Patienten übernimmt.

Alarm über Smartphone-App

Die Kopkas werden über eine Smartphone-App alarmiert. Stets werden nach dem Zufallsprinzip fünf örtlich in Frage kommende Retter alarmiert, so dass sicher gestellt ist, dass mobile Retter auch ausrücken können. Denn nicht jeder Ehrenamtler ist zu jeder Zeit auch einsatzbereit.

„Der Alarm für den Rettungsdienst wird über die Kreisleitstelle automatisch auch für die in Frage kommenden mobilen Retter ausgelöst, wenn bestimmte Stichworte fallen“, erklärt Susanne Kopka. „So beispielsweise bei Schwindel, Bewusstlosigkeit, Atemnot, Wiederbelebung.“

Die mobilen Retter können nicht nur die Reanimation einleiten

Ausgerüstet mit einer Beatmungsmaske können die zu 100 Prozent ehrenamtlich tätigen Retter dann nicht nur die Reanimation einleiten, sondern auch mit geschulten Handgriffen Atemwege bei verschluckten Gegenständen frei machen oder mit der stabilen Seitenlage dringend nötige Hilfe leisten.

Denn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes muss es oft sehr schnell gehen, damit die Patienten eine Überlebenschance haben. Bis der Rettungsdienst beim Patienten ankommt, vergehen zwangsläufig einige Minuten. Mit jeder Minute früher, in der beispielsweise mit der Reanimation begonnen wird, steigen die Überlebenschancen, und bleibende Schäden können vermindert werden.

Oft erwartet die Retter eine traurige Situation

Die Mobilen Retter erwartet aber auch oft eine traurige Situation. Dietmar Kopka: „Bei der Schulung zum Mobilen Retter hat man uns gesagt, dass wir immer damit rechnen müssen, Tote anzutreffen. Das ist auch leider oft der Fall.“

Aber eben nicht immer. Dann heißt es um das Leben der Betroffenen zu kämpfen, bis die professionellen Rettungsdienstler eintreffen. Die Kopkas können damit umgehen. Mit der dramatischen Lebensrettung ebenso wie mit dem Tod. Beide. Sind sie doch sozusagen in der DLRG aufgewachsen und auch mit Bergungseinsätzen vertraut. Dietmar Kopka ist außerdem Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Kleve.

Die Kreisleitstelle kümmert sich gut um die Ehrenamtlichen

Auch gegenseitig verarbeiten sie ihre Einsätze, indem sie sie durchsprechen. Das hilft. „Außerdem“, so ergänzt Susanne Kopka, „kümmert sich die Kreisleitstelle wirklich gut um ihre Mobilen Retter. Regelmäßig werden wir angerufen und gefragt, wie die Einsätze waren.“ Trotzdem ist die Belastung nicht zu unterschätzen. Deswegen kann nur Mobiler Retter werden, wer bereits über Hintergrundwissen verfügt. So Mitarbeiter des Rettungsdienstes, von den verschiedensten Hilfsorganisationen und auch von der Freiwilligen Feuerwehr – eben alle, die durch ehrenamtliches Engagement entsprechend geschult sind und über gute Kenntnisse der ersten Hilfe verfügen.

Bewerbung

Wer ebenfalls zur Gemeinschaft der bislang 467 Mobilen Retter (mit bislang über 1700 Einsatzalarmierungen) im Kreis Kleve gehören möchte und entsprechende Voraussetzungen erfüllt, der kann sich online registrieren lassen und dafür bewerben.

Es folgt dann eine Einladung zum kostenlosen Training (theoretische Unterweisung ins System und die App sowie praktisches Reanimationstraining). Infos: www.kreis-kleve.de/de/fachbereich7/mobile-retter/

Außerdem natürlich all diejenigen, die aus beruflichen Gründen geradezu prädestiniert sind. So wie Ärzte, Pflegepersonal, Praxis- und Klinikkräfte.